Bundesliga
Der FC Bayern München hat am Freitag eine große Gedenkfeier für Franz Beckenbauer in seiner Allianz Arena veranstaltet. Der Rekordmeister lud Freunde und Wegbegleiter aus dem nationalen wie internationalen Sport, der Kultur und Politik sowie generell alle Fans und die gesamte Fußballfamilie ein, sich in einem besonderen, emotionalen Rahmen vom unvergesslichen "Kaiser" zu verabschieden.
Im Zentrum der Feier stand das Andenken an Beckenbauer, der die Fußballfans auf der ganzen Welt bewegt und begeistert hat – und das weit über das Spielfeld hinaus. Den FC Bayern erreichten Kondolenzschreiben aus allen Winkeln der Erde. Mit der Feierlichkeit sollte eine Möglichkeit geschaffen werden, die Legende in dem Umfeld zu ehren, in dem sie die Herzen der Menschen auf einzigartige Weise erreicht hat: auf dem Fußballplatz.
Während der Großteil der Trauergemeinde das Stadion verlässt, stimmt ein Teil der Fangemeinde noch das 1966 erschienene und von Franz Beckenbauer gesungene Lied "Gute Freunde kann niemand trennen" an.
Kardinal Karl Marx: "Ich habe noch mit Papst Franziskus gemailt. Ich soll vor allem die Familie von Franz Beckenbauer grüßen. Er ist im Gebet mit uns verbunden." Die Trauergemeinde in der Allianz Arena erhebt sich und erinnert an Franz Beckenbauer.
"Bei einem Termin mit der Allianz habe ich gebeten, dass Franz mit mir kommt. Es ging um die Namensvergabe unserer neuen Arena. Der gesamte Vorstand der Allianz war dabei. Am Ende des Gesprächs sagte Franz: 'Darf ich auch noch was sagen? Sie alle können froh sein, dass ich als Lehrling aufgehört habe, sonst wäre ich heute hier und sie vielleicht nicht.' Ich wollte unter dem Tisch versinken, weil ich dachte, dass jetzt alles vorbei wäre. Aber es dauerte zehn Sekunden und dann gab es schallendes Gelächter und das Eis war gebrochen."
"Wenn man ein Problem hatte, ging man zum Franz. Er hat sich immer um alle gekümmert. Er war immer da für andere."
"Vor 58 Jahren hab ich den Franz zum ersten Mal richtig live als Spieler erlebt und mir gedacht, wenn du mit dem mal zusammen spielen darfst, das wäre der Wahnsinn. Vier Jahre später hatte ich beim FC Bayern einen Vertrag unterschrieben. Ich wusste nicht, wie ich auf ihn zugehen sollte. Er kam auf mich zu und sagte: 'Ich bin der Franz'. Er war immer auf dem Boden geblieben."
Der Ehrenpräsident des FC Bayern ist der nächste, der Abschied von seinem Freund nimmt.
"Wir werden Franz Beckenbauer nie vergessen, wir werden ihn immer vermissen. Gute Freunde kann niemand trennen, gute Freunde sind nie allein. Franz Beckenbauer wird nie alleine sein. Gott schütze Franz Beckenbauer!"
"Wie Franz Beckenbauer sich auch um Menschen gekümmert hat, finde ich großartig. Erfolge auf dem Platz sind das eine, aber Erfolg als Mensch besonders beeindruckend, dankeschön!"
"Ich glaube, dass es heute kein Zufall ist, dass in München die Sonne scheint: Es ist Kaiserwetter!"
"Mein Gefühl war 1990, dass seine Spieler gar nicht für sich selbst Weltmeister werden wollten, sondern für ihn. Um ihn zum Weltmeister als Spieler und Trainer zu machen."
Markus Söder ist der nächste am Rednerpult.
"Wir alle in Deutschland haben Franz Beckenbauer viel zu verdanken. Danke, Franz!"
"Libero war er aber auch außerhalb des Platzes. Ein Mann, der sich oft die Freiheit nahm, nicht so zu sein wie alle anderen. Franz Beckenbauer nahm das Leben an wie seinen Freund, den Ball. Irgendwie rechnete er immer damit, dass alles gut wird."
"Den Ball schaute er gar nicht an, der gehorchte ihm sowieso. Genau das machte Franz Beckenbauer aus: Diese Eleganz, mit der er den Ball annahm, diese Leichtigkeit in den Dribblings und die Genauigkeit der nur scheinbar lässigen Pässe. Franz Beckenbauer war der Libero. Er hat ihn erfunden, sagen so manche."
"Auf der ganzen Welt wurde Franz Beckenbauer bewundert, verehrt, geliebt. Wir nehmen nicht nur Abschied von einem Weltklasse-Fußballer, sondern auch von einem großartigen Menschen."
Der Bundespräsident, Frank-Walter Steinmeier.
"Lieber Franz, hab' unermesslichen Dank für alles. Ruhe in Frieden, du bleibst in unserem Herzen und bei uns im Spiel. Danke!"
"Franz hat immer gesagt: 'Geht's raus und spielt's Fußball' und genauso machen wir weiter. Der FC Bayern wird immer ein Kaiserreich bleiben."
"Heute ist die Welt zu Gast beim FC Bayern München, heute ist die Welt zu Gast bei Franz Beckenbauer. Denn Franz war der FC Bayern."
Der Präsident des FC Bayern, Herbert Hainer, beginnt mit der ersten Rede des Nachmittags: "Zu viel Aufhebens um seine Person war ihm eigentlich nicht recht. Wahrscheinlich hätte er gefragt, warum so viele Menschen heute von ihm Abschied nehmen wollen."
...tragen Rosen an den Mittelkreis: Rainer Bonhof, Paul Breitner, Andreas Brehme, Lothar Matthäus, Günther Netzer, Wolfgang Overrath, "Bulle" Roth, Karl-Heinz Rummenigge, "Katsche" Schwarzenbeck, Bastian Schweinsteiger und Berti Vogts. Untermalt wird das Ganze von Star-Tenor Jonas Kaufmann.
Stephan Lehmann, Stadionsprecher des FC Bayern, eröffnet mit seinen Worten und bedankt sich bei allen Anteilnehmenden.
In dieser 26-minütigen Reportage blicken wir zurück auf die außergewöhnliche Karriere von Franz Beckenbauer.
Im Video erzählt Franz Beckenbauer selbst, wie sein Spitzname "Kaiser" damals entstanden ist.
Für die musikalische Untermalung der Gedenkfeier wird der Star-Tenor Jonas Kaufmann sorgen. Zusätzlich zu den drei Liedern des gebürtigen Münchners und Bayern-Fans ist es angedacht, dass alle Besucherinnen und Besucher im Stadion gegen Ende gemeinsam "Gute Freunde" singen.
...wollen Menschen Beckenbauer in diesem Rahmen ihre Ehre erweisen: Tennisidol Boris Becker, die ehemaligen Skifahrer Christian Neureuther und Christa Kinshofer, zudem weitere Vertreter aus Kultur und Politik wie Edmund Stoiber, der Bayerische Innenminister Joachim Herrmann und Charlotte Knobloch, die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern.
Aus dem Ausland haben unter anderem Delegationen des FC Barcelona und von Real Madrid zugesagt, Ehrenpräsident Pirri und die Stürmerlegende Emilio Butragueño vertreten beispielsweise die "Königlichen". Für den Hamburger SV kommt Jimmy Hartwig, vom VfB Stuttgart Hansi Müller, außerdem DFB-Präsident Bernd Neuendorf, Oliver Bierhoff, Hans-Joachim Watzke und Oliver Mintzlaff.
Von den Weltmeistern 1974 sind neben dem Bayern-Ehrenpräsidenten Uli Hoeneß unter anderem Paul Breitner, Günter Netzer, Wolfgang Overath und Rainer Bonhof im Stadion, des Weiteren langjährige FCB-Spieler wie Franz "Bulle" Roth, Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger, Mark van Bommel, Michael Ballack, Miroslav Klose, Bixente Lizarazu, Willy Sagnol, Jean-Marie Pfaff und Bernd Dürnberger. Von Beckenbauers WM-Siegern 1990 kommen Lothar Matthäus, Andreas Brehme, Klaus Augenthaler, Pierre Littbarski, Guido Buchwald, Olaf Thon, Rudi Völler und Karlheinz Riedle; aus dem Trainerbereich etwa Otto Rehhagel, Hansi Flick, Julian Nagelsmann, Felix Magath, Erich Ribbeck, Matthias Sammer, Niko Kovač, Horst Köppel und Holger Osieck, zudem der Bundesligarekordspieler Charly Körbel.
Für die Abschiedsfeier haben sich Gäste aus der ganzen Welt angekündigt. Aus der Politik werden Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundeskanzler Olaf Scholz sowie der Bayerische Ministerpräsident Markus Söder anwesend sein.
Der offizielle Teil der Gedenkfeier für Franz Beckenbauer am Freitag in der Allianz Arena beginnt um 15 Uhr, doch die Besucherinnen und Besucher können bereits ab 12 Uhr ins Stadion. Ab 13:45 Uhr startet die Einstimmung unter anderem mit Blaskapellen, Kranzniederlegungen und dem Tölzer Knabenchor.
Am vergangenen Freitag wurde Franz Beckenbauer vor Anpfiff der Partie zwischen den Bayern und der TSG Hoffenheim stimmungsvoll gedacht.