60 Jahre Bundesliga

2023-08-08T14:00:00Z

Friedel Rausch und der Hundebiss

Die Bundesliga hat in 60 Jahren so einige kuriose Geschichten geschrieben. Einer der unglaublichsten trug sich im Revierderby 1969 zu: Der Schalker Friedel Rausch wird von einem Schäferhund in den Hintern gebissen.

Es ist eines der am häufigsten ausgetragenen Derbys in Deutschland: Das Revierderby zwischen dem FC Schalke 04 und Borussia Dortmund. Die Rivalen aus dem Pott boten sich zahlreiche Partien, die Geschichte schrieben. Wie beispielsweise das "Jahrhundert-Derby" 2017, als die "Königsblauen" auswärts im Signal Iduna Park ein 0:4 zur Halbzeit in der vierten Minute der Nachspielzeit noch in ein 4:4 verwandelten.

Es gab und gibt aber auch Derbys, bei denen nicht unbedingt das Ergebnis beziehungsweise das Sportliche im Vordergrund steht – und trotzdem schrieben diese Spiele Geschichte. So wie das Revierderby am 6. September 1969, dem 4. Spieltag der Saison 1969/70. 

Friedel Rausch in Blau und Weiß – und in Aktion

Die besagte Partie, die im Stadion Rote Erde vor 39.000 Zuschauern ausgetragen wurde, hatte richtig Biss. Aber nicht im übertragenen Sinne, der im Fußball gerne für eine umkämpfte Partie mit vielen harten, direkten Duellen genutzt wird. Sondern im wörtlichen Sinne. 

Die Fans im ausverkauften Stadion drängten sich fast bis zur Seitenauslinie und mussten von Ordnungskräften und Hundestaffeln im Zaum gehalten werden. Als Hansi Pirkner in der 37. Minute die Schalker Führung gelang, gab es kein Halten mehr: Die Schalker Fans stürmten den Rasen, die Ordner und Polizisten mit Schäferhunden hinterher.

Auf dem Rasen gab es Chaos, Spieler, Zuschauer, Fans und Hunde durcheinander. Schalkes Mittelfeldspieler Gerd Neuser erwischte es am Oberschenkel, Abwehrspieler Friedel Rausch am Po. Die Hunde, gehetzt von Fans und Ordnungskräften, hatten zugebissen und nicht die Meute, sondern die Spieler getroffen.

Rüde "Rex" hatte Rausch erwischt. Wobei: Einige Historiker berichten, der Hund hätte den Namen "Blitz" getragen. Wie eine Funkenentladung traf es auf jeden Fall das Biss-Opfer: "Ich wusste gar nicht, wie mir geschah. Plötzlich rief einer: 'Vorsicht, die Hunde sind los.' Da kamen schon die Höllenschmerzen. Aber damals durfte noch nicht gewechselt werden. Also bekam ich eine Tetanusspritze und weiter ging's", erzählte Rausch über den historischen Vorfall.

1:1 endete das Spiel zwischen Dortmund und Gelsenkirchenern. Wegen des Bisses bekam Friedel Rausch neben 500 Mark Schmerzensgeld auch noch Blumen vom BVB. "Aber die nächsten Nächte", erinnerte sich Rausch, "konnte ich nur auf dem Bauch schlafen." Auch in den folgenden Spielen wurde er immer wieder von Gegenspielern ob des Vorfalls im Derby gepiesackt: "Fast in jedem Spiel kam einer an und machte wuff-wuff."

Schalkes Präsident Günter Siebert (li.) und Friedel Rausch (re.), der auch als Schalker Trainer agierte

Beim Revierderby in der Rückrunde 1969/70 blieben die Bisse dann Gottseidank aus: Um den Dortmundern Angst einzuflößen beschloss nämlich Schalkes damaliger Präsident Günter "Oscar" Siebert, dass Löwen an der Seitenlinie postiert werden: Aus dem Löwenpark Westerholt holte er sich kleine, zahme Löwenjunge, ließ sie von Ordnungskräften anleinen und vor dem Anpfiff durch die Glückauf-Kampfbahn bis zum Mittelkreis führen.

Der Biss der Schäferhunde hatten auch offizielle Konsequenzen: Der DFB beschloss, dass Hunde nur noch mit Maulkörben eingesetzt werden dürfen.

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