"Werden um jeden Platz kämpfen"

Alles neu beim Hamburger SV, der nach sieben Jahren Abstinenz endlich wieder in die Bundesliga zurückgekehrt ist. Deswegen flimmern im Vorfeld der ersten Pressekonferenz der anstehenden Saison im neu ausgestatten PK-Raum der Hanseaten auch noch einmal die Bilder der Aufstiegsfeier über die große Videoleinwand, vor der wenige Augenblicke später HSV-Sportvorstand Stefan Kuntz Platz nehmen wird. Zu sehen sind sich in den Armen liegende Menschen, Tränen der Freude und ganz viel Euphorie. 

Die will Kuntz gar nicht erst unterbrechen und vielleicht auch deswegen setzt der 62-Jährige direkt zu einem doch recht bemerkenswerten Wortbeitrag an, in dem er zunächst einmal eine Vertragsverlängerung des Trainerteams um Merlin Polzin in Aussicht stellt. "Wir sind auf der Zielgeraden", so Kuntz, der das als Signal verstanden wissen will: "Sie sind hier nicht die Hamburger Jungs, sondern unsere Bundesliga-Trainer. Wir sind bereit, mit ihnen auch durch Krisen zu gehen, und wir wissen, wir werden in der Bundesliga auch Krisen haben. Aber wir werden geschlossen sein."

Der einstige Bundesliga-Dino, er muss zunächst wieder kleinere Brötchen backen. Das ausgerufene Ziel ist "definitiv der Klassenerhalt", dafür wird aber schon in diesen Tagen sehr hart gearbeitet an der Elbe. Wobei in der Hansestadt ist das nun eher die Aufgabe von Kuntz, wird sich das Team selbst doch alsbald in das erste Trainingslager nach Herzogenaurach verabschieden.

Der Sportchef bastelt derweil am Kader und hat für die abgewanderten Leistungsträger Ludovit Reis (Club Brügge) und Davie Selke (Istanbul Başakşehir FK) schon Ersatzleute in der Hinterhand, aus denen er erst gar keinen Hehl macht. So solle von RB Salzburg der 26-jährige Mittelfeldspieler Nicolas Capaldo kommen, dessen Transfer bereits unmittelbar vor dem Abschluss stehe: "Wir sind bei ihm etwas weiter als auf der Zielgeraden, wir sind auf der Ziellinie", so Kuntz, der den Deal am gleichen Abend schließlich noch unter Dach und Fach bringt und seinen Worten damit Taten folgen lässt.

Ein wenig länger wird man in in der Hansestadt hingegen auf den neuen Stürmer warten müssen, der ebenfalls von einem RB-Verein kommen soll - allerdings aus Leipzig. "Aus meiner Sicht ist es eine Frage von drei, vier oder fünf Tagen", prophezeit Kuntz und meint damit eine Verpflichtung von Yussuf Poulsen. 

Der Däne ist seit mittlerweile zwölf Jahren in der sächsischen Landeshauptstadt daheim und nun bereit für eine Luftveränderung, wobei er die Erfahrung von sage und schreibe 233 Bundesligaspielen (49 Tore, 27 Vorlagen) mit nach Hamburg bringen würde. Seine bevorstehende Verpflichtung? Ein Ausrufezeichen! Trotz fortgeschrittenem Alter von 31 Jahren und zuletzt vielen Spielen auf der Bank.

Poulsen passt damit exzellent in die neue Transferpolitik des HSV, die Kuntz so umreißt: "Im Hinblick auf unsere allgemeine Transferphilosophie suchen wir anders als noch im Winter weniger ein Talent, das uns in einem halben Jahr weiterhilft, sondern vor allem Spieler, die uns sofort auf dem Platz helfen." Der dänische Stürmer, er wäre so ein Nezuzugang.

Wie auch der zweimalige deutsche Nationalspieler und Innenverteidiger Armel Bella-Kotchap vom FC Southampton, der laut Kuntz tatsächlich "ein Thema" sei. 

Bei solchen Personalien steigt natürlich die Vorfreude auf die anstehende Spielzeit bei den Fans der Rothosen, denen Kuntz trotz defensiv gestecktem Saisonziel noch ein wenig Hoffnung auf Mehr macht: "Klassenerhalt bedeutet nicht, dass wir nicht weniger ambitioniert oder ehrgeizig sind, sondern wir werden um jeden Tabellenplatz kämpfen, der über Platz 15 hinausgeht."