Harry Kane: Endet endlich sein Titelfluch?

Harry Kane wusste sehr genau, wem der Moment nach dem Schlusspfiff im Halbfinale seiner "Three Lions" gegen die Niederlande gehörte. Schiedsrichter Felix Zwayer hatte die Pfeife gerade aus dem Mund genommen, da stürmte der Stürmer des FC Bayern München auf das Feld des Dortmunder Stadions, rannte zu Ollie Watkins und sprang dem Angreifer von Aston Villa um den Hals. Dieser hatte nur wenige Sekunden vor Ende der regulären Spielzeit das 2:1 für England geschossen, den Siegtreffer, den Türöffner zum Endspiel um die Europameisterschaft 2024.

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Harry Kane ist nicht der Typ Spieler, der Mensch, der seinen eigenen Erfolg über den der Mannschaft stellen würde. Natürlich sah der Angreifer das große Ganze, die Chance, "nearly sixty years of hurt" (58 Jahre ohne großen Turniersieg der Engländer) zu beenden. Immerhin winkt den "Three Lions" nach dem WM-Triumph 1966 im eigenen Land nun der europäische Thron. Und in welcher Ferne würden viele Engländer den nicht lieber besteigen, als in Deutschland.

Doch für Kane wird es in diesem Moment wohl auch den Gedanken des eigenen Glücks gegeben haben. Der 30-Jährige ist erfolgshungrig, wollte schon als Nachwuchskicker Titel und Triumphe feiern. Der unbändige Ehrgeiz trieb den Angreifer schon in der Jugend an, vor allem nach der Ausmusterung beim FC Arsenal. Kane wollte beweisen, dass er das Zeug zum Profi hat. Hat er. Das beweisen die Zahlen: Alleine für Tottenham und die Bayern bestritt der Stürmer über 400 Spiele, erzielte mehr als 300 Tore. In der Nationalmannschaft sind es nun 97 Begegnungen und 66 Treffer.

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Eine mehr als beeindruckende Statistik. Einzig steht hinter der Bilanz "Titel" eine triste Null. Trotz seiner unglaublichen Torquote, seines Torriechers hat Harry Kane im Profifußball noch keinen Titel eingeheimst. "Ich glaube, es vergeht kein Tag, an dem ich aufwache und nicht denke: 'Ich will etwas gewinnen'", hatte der Stürmer einst zu "Sky Sports" gesagt. Der Wunsch blieb dem Engländer bislang verwehrt. Und das, obwohl er bekanntlich im vergangenen Sommer aus Tottenham nach München wechselte, um endlich Titel zu feiern.

Tatsächlich wollen einige englische Experten Kane selbst als Grund für den vermeintlichen Fluch ausgemacht haben. So erziele der Stürmer in den ganz großen Spielen eben keine Treffer. Wie beispielsweise im WM-Halbfinale 2018 oder dem EM-Finale 2021. Im EM-Halbfinale 2024 hat Kane getroffen. Vom Punkt. Ironischerweise nach Eingriff des Video-Assistenten, mit dem sich die Engländer nur schwer anfreunden können, und mit einem Elfmeter, der dem Volksmund nach angeblich auch nicht unbedingt zu den Stärken der "Three Lions" gehört. Das hat Kane mit seinem dritten Turniertor widerlegt. Einem wichtigen Tor. Und das, nachdem er bei dieser EM bereits als "unsichtbar" betitelt, vor allem aber kritisiert wurde.

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Auch wenn der Brite nach dem Spiel selbst zugab, dass man den Strafstoß nicht unbedingt hätte geben müssen, der ehemalige Nationalspieler Gary Neville ihn sogar als "beschämend" bezeichnete: Der Stürmer erzielte nach dem sehenswerten Treffer von Xavi Simons den mehr als verdienten Ausgleich und hielt somit den eigenen Titeltraum und den der feiernden Engländer am Leben. Kane kam vor einem Jahr alleine nach München, um den ersehnten ersten Titel einzufahren. Nun könnte es mit der englischen Naitonalmannschaft in Berlin endlich gelingen. "Ich will am Ende meiner Karriere zurückblicken und sagen können, dass ich alles dafür getan habe, das zu erreichen, was ich erreicht habe, ob das nun eine Trophäe ist oder 100", sagte der Stürmer einst. Bislang ist es keine Trophäe. Das soll sich am Sonntag ändern.