Bundesliga
Hertha setzt seine Hoffnungen im Abstiegskampf auf Felix Magath. Einer der erfolgreichsten Trainer der Bundesligageschichte nimmt allein mit seinem Namen viel Druck von der Mannschaft.
So richtig angehen kann der gebürtige Aschaffenburger seine "Mission Klassenerhalt" allerdings aktuell leider nicht, weil er aufgrund einer COVID-19-Infektion die letzten Trainingseinheiten mit dem Team sowie sein erstes Spiel gegen die TSG Hoffenheim verpasst.
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Rückblick auf den vergangenen Sonntag: Die Überraschung war Fredi Bobic gelungen. Bei der Nachfolger-Suche für den zuletzt neun Spiele sieglosen Tayfun Korkut wurden viele Namen gehandelt, Felix Magath aber hatten die wenigsten auf der Rechnung. Als Trainer war der 68-Jährige zuletzt bis Ende 2017 für Shandong Luneng Taishan aktiv, führte den chinesischen Club zum Klassenerhalt. Identisch lautet nun Magaths Mission bei Hertha BSC, seinem achten Club in der Bundesliga.
"Uns allen ist die aktuelle sportliche Situation bewusst und ich bin gerne bereit, Hertha BSC dabei zu helfen, das Ziel Klassenerhalt zu erreichen", sagte Magath im Vereinsstatement zu seiner Anstellung. Bobic und Hertha setzen auf Magaths Erfahrung, speziell auch im Abstiegskampf. In Hamburg, Stuttgart, Frankfurt und Wolfsburg gelang ihm rund um die Jahrtausendwende jeweils die Rettung am Saisonende.
Bevor Magath sich in den 2000er Jahren beim FC Bayern und VfL Wolfsburg mit drei Meisterschaften zu einem der erfolgreichsten Trainer der Bundesliga aufschwang, hatte er sich einen Ruf als verlässlicher Feuerwehrmann gemacht. Den Klassenerhalt mit Eintracht Frankfurt am letzten Spieltag der Saison 1999/2000 bezeichnete er bis zum ersten Titel mit den Bayern als seinen größten Erfolg als Trainer.
"Ich habe meiner Karriere schon oft bewiesen, dass ich mich an Situationen anpassen kann und schon mit vielen Clubs erfolgreich den Klassenerhalt geschafft habe", so Magath bei seiner Antritts-Pressekonferenz.
Die Wiederholung dessen liegt für Magath in Berlin nun durchaus in Reichweite, gerade einmal zwei Punkte beträgt der Rückstand zum rettenden Ufer, vom Relegationsplatz trennt die "Alte Dame" nur die schlechtere Tordifferenz gegenüber Stuttgart. Mit dem VfB (31. Spieltag) sowie dem FC Augsburg (30.) und Arminia Bielefeld (32.) bleiben dabei außerdem drei Duelle mit direkten Konkurrenten im Abstiegskampf. Ein Sieg und zwei Unentschieden aus diesen Begegnungen in der Hinrunde waren Herthas längste Phase ohne Niederlage in dieser Saison.
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Die Grundlage seiner "Mission Possible" dürfte Magath legen, indem er den Kader zu einer Einheit zusammenschweißt, die die im Abstiegskampf benötigten Tugenden wie Zusammenhalt und Widerstandsfähigkeit verinnerlicht. Den Hertha-Fans dürfte es gefallen, den ein oder anderen Star durch die "Quälix-Schule" gehen zu sehen, der 43-malige deutsche Nationalspieler ist in der Bundesliga ein Synonym für Disziplin und Fitness.
Legendär sind seine Einheiten am "Hügel der Qualen", einem auf sein Geheiß angelegten Anstieg auf dem Trainingsgelände in Wolfsburg, den er seine Spieler bis zur absoluten Erschöpfung hoch- und runterlaufen ließ. Sollte ihm der existierende Sprinthügel der Hertha nicht genügen, könnte Magath für solche Zwecke ins Hoheitsgebiet von Stadtrivale Union ausweichen. Denn südlich von Köpenick liegt der Müggelberg, die mit 115 Metern höchste natürliche Erhebung Berlins.
"Quälix" der Schleifer, Magath der Meistermacher und bis heute einzige Trainer, der zwei Mal in Folge das Double gewinnen konnte. Der Macher der "Jungen Wilden", der Feuerwehrmann. HSV-Legende, als Spieler Siegtorschütze im Landesmeisterfinale 1983.
Magaths Name weckt im kollektiven Fußballgedächtnis Erinnerungen, die in Anzahl und Vielfalt ihresgleichen suchen. Auch das hatten die Berliner Bosse bei seiner Berufung sicher im Sinn: Alle Augen sind nun auf den Trainer gerichtet, was viel Druck von den zuletzt arg gescholtenen Profis nimmt. Diesen Effekt hätte auf Magath-Niveau wohl kein anderer Feuerwehrmann erzielen können.