Bundesliga
Pal Dardai hat es wieder getan: Der Ungar, seit Januar 1997 bei Hertha BSC, hat seinen Club erneut vor dem Abstieg gerettet. Bereits in der Saison 2014/15 übernahm er in einer prekären Situation und brachte die "Alte Dame" auf Kurs.
"Egal ob bei der Nationalmannschaft, bei Titeln mit der U17 - ich bin immer irgendwie davongekommen und habe mich nur am Rande des Geschehens aufgehalten. Doch Niklas Stark und Matheus Cunha haben mich dieses Mal überlistet: Sie hatten mehrere Liter Bier versteckt und das habe ich dann alles abbekommen", beschwert sich ein sichtlich lockerer Pal Dardai als er per Videoschalte im ZDF Sportstudio interviewt wird. Nebenbei paffte der Ungar, der wenige Stunden zuvor Hertha BSC mit einem 0:0 gegen den 1. FC Köln vor dem Abstieg bewahrte, eine dicke, kubanische Zigarre. "Die Zigarre habe ich mir verdient, glaube ich", sagt Dardai mit dem für ihn so typischen schelmischen Grinsen im Gesicht.
Dass der Coach und die Seinen den Klassenerhalt vorzeitig schaffen konnten, ist keineswegs selbstverständlich. Dardai ist Herthaner durch und durch, wechselte im Januar 1997 vom Budapesti VSC zur "Alten Dame" und ist seitdem mit kurzen Unterbrechungen in verschiedenen Positionen bei der Hertha im Amt: Er kennt den Verein also in- und auswendig. Die Worte, die er zu seinem zweiten Amtsantritt als Chef-Coach sprach, waren also mehr als fundiert: "Das ist die schwierigste Aufgabe meines Lebens", sagte der 45-Jährige im Januar.
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Nach 18 Spieltagen stand die Hertha mit 17 Punkten auf Platz 15. Aus den zehn Spielen vor Dardais Übernahme konnten die Berliner nur zwei gewinnen. "Ich lebe seit Jahren in Berlin und habe hier einen guten Namen: Das wollte ich nicht verlieren. Wäre ich mit Hertha abgestiegen, wäre mein Herz daran zerbrochen", sagt Dardai im ZDF. Es sei immer wichtig, dass Andreas "Zecke" Neuendorf - sein aktueller Co-Trainer und ebenfalls ein Urgestein der Hertha - oder er selbst bei Krisen erfolgreich für die Hertha arbeiten: "Wir stehen immer bereit und wollen dem Verein helfen."
Bereits in der Saison 2014/15 rettete Dardai seinen Herzensverein aus einer schweren Krise: Als der frühere defensive Mittelfeldspieler erstmals Chef-Trainer der Hertha wurde, stand der Club nach 19 Spieltagen mit 18 Punkten auf Platz 17. im weiteren Saisonverlauf holten die Hauptstädter noch 17 Punkte und retteten sich am 34. Spieltag auf Rang 15 gerade noch ins Ziel. In der aktuellen Saison hat Dardai einen Spieltag vor Schluss den Klassenerhalt klargemacht und bereits 18 Zähler eingefahren. Und bei denen soll es nicht bleiben.
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"Heute wird guter Wein getrunken, Zigarre geraucht und die Spieler dürfen auch ein bisschen länger feiern. Aber dann gilt der Fokus schon wieder Hoffenheim", sagt der Ungar, der für sieben Spiele auch Nationaltrainer seines Heimatlandes war. Seit acht Spielen ist Berlin ungeschlagen, selbst die zweiwöchige Quarantäne der gesamten Mannschaft, in der nur kaum fußballspezifisch trainiert werden konnte, konnte die Blau-Weißen nicht aus dem Tritt bringen. In den Nachholspielen ging Dardai großes Risiko, rotierte in jeder Partie kräftig durch. Gegen Köln fiel beinahe die komplette Hertha-Offensive aus: Krzysztof Piatek, Jhon Cordoba und Matheus Cunha waren verletzt, Dodi Lukebakio gesperrt.
"Wenn du mit so vielen ungeschlagenen Spielen in die neue Saison gehen kannst ist das eine richtig tolle Marke und kann viel positive Energie freisetzen", gibt er seinen Mannen, die wie wild in der Kabine tanzten und feierten, noch eine wichtige Aufgabe für den letzten Spieltag mit. Bleibt Dardai nun auch in der kommenden Saison Chef-Trainer bei der "Alten Dame"?
"Pal Dardai hat nächste Saison einen Job bei Hertha BSC", entgegnet der Ungar ganz cool. "Egal ob das in der U16, U17 oder im Profi-Bereich ist - das wird so sein." Die Entscheidung, ob er Chef-Trainer bleibe, würde "oben" getroffen. Oben, in der Führungsetage des Vereins, gibt es ab dem 1. Juni eine neue Personalie: Fredi Bobic wird der Geschäftsführer in Berlin. "Es ist toll, dass so ein erfahrener Mann wie Bobic kommt", sagt Dardai, der zudem hofft, dass Arne Friedrich dem Club erhalten bleibt: "Ein großes Lob, was er hier für eine Energie reingesteckt hat."
Dank Friedrich und allen anderen Angestellten "konnten wir immer in Ruhe arbeiten und den Klassenerhalt jetzt auch vorzeitig klar machen." Und natürlich dank Dardai, Herthas abermaligen Retter.