Bundesliga
DER Blockbuster des 31. Spieltags – zumindest im Abstiegskampf: Der Tabellenletzte Hertha BSC empfängt den wieder erstarkten VfB Stuttgart. Während die Berliner fast schon zum Siegen verdammt sind, wollen die Schwaben ihre Serie an ungeschlagenen Spielen ausbauen.
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Hertha BSC hielt lange das 0:0, doch gegen die individuelle Klasse des FC Bayern München setzte es am 30. Spieltag nach 90 Minuten Kampf doch eine 0:2-Niederlage für die Hauptstädter. "Mit einem Quäntchen Glück hätten wir einen Punkt mitnehmen können", sagte BSC-Coach Pal Dardai, der zum dritten Mal Cheftrainer seines Herzensvereins ist und ihn zum dritten Mal vor dem Abstieg retten soll. Nachdem in München fast durchgängig mit elf Mann in der eigenen Hälfte agiert wurde, will Dardai gegen den VfB Stuttgart die Flucht nach vorne ergreifen: "Ich habe gesagt: Wir trainieren jetzt Offensive und schmeißen alles rein gegen Stuttgart. Zwei, drei Spieler haben gleich gesagt: Dann gewinnen wir", sagte der Ungar.
Seit acht Spielen ist die Hertha sieglos, auch gegen direkte Konkurrenten im Abstiegskampf wie die TSG Hoffenheim (1:3 am 25. Spieltag) oder gegen den FC Schalke 04 (2:5 am 28. Spieltag) gab es nichts zu holen für Blau und Weiß. Die Ausgangslage ist denkbar schlecht: Nur 22 Zähler haben die Herthaner bislang gesammelt, auf den Relegationsplatz, dort steht derzeit Bochum, klafft eine Lücke von sechs Punkten. Dass der kommende Gegner auf Rang 15, dem ersten Nicht-Abstiegsplatz, ebenfalls "nur" 28 Zähler hat, ist kein wirklicher Trost.
Dardai plant, mindestens drei der letzten vier Spiele zu gewinnen. Der Rekordspieler der Hertha ist sich sicher, dass bei neun erspielten Punkten und letztlich 31 Zählern mindestens der Relegationsplatz für die Seinen herausspringt. Ein Sechs-Punkte-Rückstand wurde vier Spieltage vor Schluss seit der Einführung der Drei-Punkte-Regel (1995/96) aber nur ein Mal aufgeholt: In der Saison 1998/99 von Frankfurt, als die Eintracht unter Retter Jörg Berger die letzten vier Saisonspiele alle gewann. Die Hertha hat in dieser Bundesliga-Saison bisher allerdings nur fünf von 30 Partien gewonnen.
Was den Berlinern Mut machen kann, ist der Hoffnungsträger Dardai: Als Bundesliga-Trainer hat der Ungar alle drei Heimspiele gegen den VfB gewonnen, darunter ein 3:1-Heimsieg im Jahr 2019 nach einer vorherigen Serie von sieben sieglosen Bundesliga-Spielen, die aktuelle Serie von acht Spielen ohne Sieg soll erneut gegen die Schwaben ein Ende finden. Und: Vergangene Saison trafen beide Clubs ebenfalls am 31. Spieltag im Abstiegskampf aufeinander. Die Hertha siegte 2:0 und sicherte sich drei enorm wichtige Punkte.
Ein Sieg gegen den VfB Stuttgart wird allerdings keine leichte Aufgabe für Dardais Hertha. Die Schwaben haben nämlich ihre vergangenen fünf Pflichtspiele nicht mehr verloren. Und das hängt mit einem ganz speziellen Faktor zusammen: Sebastian Hoeneß. Seit der Coach an der Seitenlinie den Ton angibt, gab es keine Niederlage mehr. Nach nur einer gemeinsamen Einheit mit dem Team führte der Trainer den VfB gegen den 1. FC Nürnberg ins Halbfinale des DFB-Pokals (1:0).
Vier Tage später gab es das wichtige 3:2 beim Abstiegskonkurrenten Bochum. Gegen den BVB wurde in Unterzahl in der Nachspielzeit ein 3:3 erkämpft, auch beim FC Augsburg wurde nach einem Rückstand noch gepunktet (1:1). Das spät herausgespielte 2:1 am 30. Spieltag gegen Mönchengladbach ist der nachdrückliche Beweis: Hoeneß hat aus einem junge, verunsichert agierenden Team in Handumdrehen eine Mannschaft voller Mentalitätsmonster geformt.
"Wir haben noch nichts erreicht. Uns erwarten wichtige Wochen", warnte Hoeneß sein Team nach den acht Zählern aus den vergangenen vier Bundesliga-Partien. Damit hat die Mannschaft unter Hoeneß bereits mehr Zähler eingefahren, als in den elf Spielen unter seinem Vorgänger Bruno Labbadia (sechs Punkte). Ein neues, gesundes Selbstbewusstsein hat sich laut Hoeneß allerdings breitgemacht: "Wir können nur als Team funktionieren. Wenn wir dies tun, sind wir nur schwer zu schlagen."
Die Motivation vor dem Spiel gegen Berlin dürfte groß sein: Bei einem Sieg hätte man neun Punkte Vorsprung auf die Hertha – bei noch drei ausstehenden Partien. Und ein viel besseres Torverhältnis obendrauf (-14 vs. -26): Von den Hauptstädtern wäre man dann wohl nicht mehr einzuholen. Samstag darf ein spannendes, von Kampf geprägtes Spiel erwartet werden. Die Hertha, die sonst mit 44 Prozent Ballbesitz im Schnitt die wenigsten Spielanteile der Bundesliga hat, muss angreifen. Die Schwaben haben die zweitbeste Zweikampf-Bilanz der Bundesliga (52,5 Prozent) und sind mit zahlreichen schnellen Spielern gespickt: Der VfB wird die entstehenden Räume mit Kontern zu nutzen versuchen.