Bundesliga
Holstein Kiels Trainer Marcel Rapp hat mit seiner Taktik mitten ins schwarz-gelbe Herz von Borussia Dortmund getroffen. Mit einem nahezu perfekten Konterspiel waren die Kieler gleich viel Mal erfolgreich.
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Das Rezept war immer das Gleiche: Hohe Ballgewinne, vertikales Spiel und Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor. Dazu eine defensive Stabilität durch kompaktes Verteidigen. Holstein Kiel machte vor allem in der ersten Halbzeit ein nahezu perfektes Spiel, in dem nur wenig zugelassen wurde und die eigenen Chancen genutzt wurden. So stand es zur Halbzeit bereits 3:0 für den Underdog aus dem hohen Norden.
Den ersten Streich leitete der Spieler des Spiels, Alexander Bernhardsson, ein. Er klaute einem überraschten Julian Brandt frech den Ball und steckte zu Shuto Machino durch, der das Leder ideal traf und die Führung erzielte. Auch das zweite Tor ging auf einen Ballgewinn zurück. Die Störche spielten dann Lasse Rosenboom auf dem rechten Flügel frei, der mit einer scharfen Flanke in der Mitte Phil Harres fand, der wiederum in bester Stürmer-Manier einköpfte.
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Und auch beim dritten Streich in der ersten Hälfte war es ein Konter: Auf der linken Seite klaute Porath den Ball, schickte Harres in die Tiefe, der auf den völlig freien Berhardsson querlegte. Bemerkenswert: Der Favorit aus Dortmund hatte phasenweise bis zu 70 Prozent Ballbesitz und war bemüht, biss sich an der Kieler Defensive aber die Zähne aus. Mit der komfortablen Drei-Tore-Führung ging es in die Halbzeit.
Nach Wiederanpfiff blieb der Dortmunder Sturmlauf zunächst aus und die Kieler wähnten den Heimsieg schon in trockenen Tüchern. Weil das Verteidigen die Störche viel Kraft kostete, ließ die Konsequenz in der Defensive im Verlauf der zweiten Halbzeit jedoch ein wenig nach. Diese Räume nutzten erst der eingwechselte Giovanni Reyna für den ersten Dortmunder Treffer aus der Distanz und nur sechs Minuten später Jamie Gittens für den Anschlusstreffer.
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In einer hitzigen Schlussphase sah Lewis Holtby die Rote Karte für eine überzogene Grätsche von hinten gegen Felix Nmecha. Tief in der Nachspielzeit war Dortmund in Überzahl alles nach vorne und auch Gregor Kobel hielt bei der Ecke in der 98. Minute nichts mehr hinten. Kiel köpfte die Ecke aber raus und Fiete Arp führte den Konter an. Als er die Mittellinie überschritt, visierte er das leere Tor an und traf souverän zum entscheidenen 4:2 - natürlich nach einem Konter.
"Für solche Spiele spielt man Fußball. Gegen einen solchen Gegner zu gewinnen, ist überragend. Die Stimmung im Stadion war phänomenal. Wir haben defensiv sehr gut gestanden und die Konter stark ausgespielt. Wir haben bis zum Ende alles reingeworfen und letztlich auch verdient gewonnen", resümierte Timo Becker nach Abpfiff.
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Mit drei weiteren wichtigen Punkten im Abstiegskampf auf der Habenseite feierten die Kieler diesen magischen Fußballabend mit ihren Fans. "Das ganze Stadion stand hinter uns. Es war ein toller Abend. Dieses Spiel wird uns sicherlich zusätzliches Selbstvertrauen geben", meinte Torschütze Bernhardsson. Bei nun elf Punkten haben die Kieler den Anschluss an die Nicht-Abstiegsplätze wieder hergestellt, stehen aber weiterhin auf dem 17. Tabellenplatz.