Bundesliga
Horst Hrubesch ist kein Mann großer Worte. Zumindest dann nicht, wenn es um seine eigene Person geht. Über viele Wochen herrschte Unklarheit, was der Direktor Nachwuchs nach Ablauf seines am 30. Juni 2025 auslaufenden Vertrages machen würde. Der 74-Jährige führte intern einige Gespräche mit Vorständen, Trainern und Vertrauten. Dann traf er eine Entscheidung: "Es ist an der Zeit, dass neue Leute in die Verantwortung rücken. Ich werde dem HSV immer verbunden sein und übergebe die Geschicke jetzt gerne und voller Überzeugung an die nächste Generation."
Hrubesch teilte seine Entscheidung Vorstand Stefan Kuntz mit, der den Schritt etwas widerwillig akzeptierte: "Wer Horst kennt und ihn in seinen Reihen weiß, der wird niemals freiwillig auf ihn verzichten. Aber wenn Horst einmal eine finale Entscheidung getroffen hat, ist es auch kaum möglich, ihn umzustimmen. Letztlich sind wir ihm und seiner Familie zu Dank verpflichtet, dass er dem Hamburger SV überhaupt so lange in verantwortlicher Position zur Verfügung stand." Hrubesch beendet sein Direktorenamt. Knapp fünf Jahre, nachdem der frühere Weltklasse-Stürmer als Direktor Nachwuchs vom DFB zu den Rothosen kam, übergibt dieser die leitenden Aufgaben für das NLZ und auch für den Frauen-Fußball an Christoph Rohmer, Loic Fave, Julia Brinkschröder, Saskia Breuer und weitere Mitstreiter, mit denen er bereits in der abgelaufenen Saison sämtliche strategischen Entscheidungen gemeinsam auf den Weg brachte.
Zudem widmete sich Hrubesch schnell seiner "Herzensangelegenheit" – dem Frauen-Fußball. Akribisch unterstützte der ehemalige DFB-Trainer den ambitionierten Frauenfußball der Rothosen. Er trat als Mentor und interner Berater für sportlich Verantwortliche und Trainerstäbe auf, führte aber auch immer wieder persönliche Gespräche mit Spielerinnen. Als die Frauen in diesem Sommer einen Tag nach den Männern den Aufstieg in die Bundesliga feierten, beobachtete Hrubesch die Feierlichkeiten aus zweiter Reihe und flüsterte lächelnd: "Das haben sie sich verdient."
Dass er selbst zwischendurch als Frauen-Nationaltrainer-Leihgabe an den DFB erst die Olympia-Qualifikation und dann bei den Spielen in Frankreich die Bronzemedaille holte, erwähnt Hrubesch selbst bei seinem Rückblick nicht. Hanseatische Bescheidenheit ist eines der Merkmale des gebürtigen Nordrhein-Westfalen. Loblieder sollen lieber andere singen. Und davon gibt es einige beim HSV. Sämtliche Verantwortliche, Trainer und sehr viele Spieler bezeichnen ihn nach wie vor als "wertvollen Ansprechpartner", "inhaltlichen Berater" und "guten Menschen". Einen, der sich nie vor Verantwortung scheute und der sich stets voll in den Dienst der Raute stellte. Bestes Beispiel: Als im April 2021 der Aufstieg abgehakt war, der damalige Trainer Daniel Thioune gehen musste und noch kein neuer Coach präsentiert werden sollte, sprang Hrubesch sogar für drei Spiele als Interimscoach bei den Profis ein.
Sein inhaltlicher Ehrgeiz blieb ungebremst. Die U21 des HSV wurde zum Team der „jungen Wilden“, lief seit 2020 nie schlechter als auf Rang 8 in der Regionalliga ein und hatte zuletzt mehrfach einen Altersschnitt von unter 20 Jahren. Die U19 schaffte es 2024 ins Viertelfinale des DFB-Pokals, in diesem Jahr sogar ins Viertelfinale der Deutschen A-Junioren Meisterschaft. Die U17 scheiterte zuletzt erst im Achtelfinale der Deutschen Meisterschaft. Wer nun befürchtet, dass Hrubesch dem HSV mit seiner Erfahrung und Expertise gänzlich verlorengeht, der täuscht sich. "Für Horst sind bei uns immer alle Türen offen", sagt Vorstand Kuntz, "bei unseren Männern und Frauen wird Horst hoffentlich auch weiterhin regelmäßig vorbeischauen."
Quelle: Hamburger SV