Bundesliga
Als Borussia Dortmund im Sommer 2017 ein weitgehend unbekanntes Talent von Manchester City verpflichtete, hatten wohl die wenigsten schon einmal etwas von Jadon Sancho gehört. Vier Jahre später wechselt der nunmehr 21-Jährige zurück in seine Heimat. Diesmal jedoch zum Stadtrivalen Manchester United und nicht mehr als Talent, sondern als Weltstar.
Einer der wenigen Fehler in der schon jetzt so großen Trainerkarriere von Pep Guardiola dürfte es gewesen sein, dass er diesem Jungen den Durchbruch bei Manchester City nicht zugetraut hat. Jadon Sancho folgte deshalb im Sommer 2017 dem Lockruf von Borussia Dortmund, schon damals mit dem Renommee, Rohdiamanten zu internationalen Top-Stars zu formen.
Der seinerzeit noch minderjährige Außenstürmer sollte zunächst auch beim BVB noch behutsam über die U19 und die U23 aufgebaut werden. Doch schon nach kurzer Zeit war klar: Dafür ist er schlicht viel zu gut. Relativ schnell nach seiner Ankunft, im Oktober 2017, verhalf Sancho der damalige Trainer Peter Bosz zu seinem Bundesliga-Debüt. Der spätere Interimstrainer Peter Stöger setzte ihn im weiteren Saisonverlauf bereits als Stammspieler ein.
Richtig ins Rollen kam Sancho dann aber erst ab der Spielzeit 2018/19 unter Lucien Favre: In allen 34 Bundesliga-Spielen stand er auf dem Platz. Er begeisterte das Publikum mit seiner unnachahmlichen Technik, die er sich als Kind und Jugendlicher auf den Straßen Londons draufgeschafft hatte, und war von seinen Gegenspielern im Dribbling praktisch nicht vom Ball zu trennen. Aber das Wichtigste: Sancho lieferte vor allem Zählbares in Form von Torbeteiligungen.
In 104 Bundesliga-Spielen kam Sancho für Borussia Dortmund auf nicht weniger als 83 Scorer, verteilt auf 38 Tore und 45 Assists. Im Schnitt war er exakt alle 90 Minuten am einem Treffer direkt beteiligt. Eine nahezu gigantische Quote, zumal für einen so jungen Spieler. Sancho, das war schnell klar, war in einer vor individueller Klasse nur so strotzenden Dortmunder Mannschaft noch einmal der Unterschiedsspieler. Darüber hinaus präsentierte sich Sancho als äußerst fairer Spieler: In 104 Bundesliga-Spielen beging er nur 15 Fouls.
Als Mentor fungierte beim BVB dabei stets der elf Jahre ältere Marco Reus: "Er ist ein großes Vorbild für mich und ich schaue zu ihm auf. Es ist verrückt, dass ich mit ihm zusammen spiele", schwärmte Sancho noch zu Beginn seiner Zeit beim BVB, wo er mit Reus schnell ein Traum-Duo bilden sollte. Aber auch der BVB-Kapitän hatte stets nur lobende Worte für den Youngster übrig: "Er ist mit seinen Scorern für uns extrem wichtig. Mit seinem Selbstvertrauen und seiner Qualität hat er die Voraussetzungen dafür, einmal so groß zu werden wie Ronaldo."
Der Weg ging aber nicht immer nur steil nach oben. Mit diversen Disziplinlosigkeiten stand sich der junge Sancho manchmal selbst im Wege. Aber dieses Problem hat er inzwischen genauso abgeschüttelt wie sein erstes Formtief, in dem er sich im Herbst 2020 befand, zumindest gemessen an jenen Leistungen, die man von ihm gewohnt war.
In seinen letzten Monaten in Schwarz-Gelb kam Sancho besser denn je zurück, harmonierte vor allem mit seinem Kumpel Erling Haaland auf beeindruckende Weise und hatte sich vor allem auch im Defensiv-Verhalten enorm weiterentwickelt. Im Jahr 2021 kam er in 15 Bundesliga-Spielen auf 16 Torbeteiligungen. Am Ende stand noch der Titel beim DFB-Pokal, wo Sancho mit sechs Toren nebenbei auch Torschützenkönig wurde. Im Finale schnürte er einen Doppelpack und legte einen weiteren Treffer auf. Das Sahnehäubchen seiner Zeit im Dress der Schwarzgelben.
Sancho hinterlässt so manche Bestmarke: Etwa die des jüngsten BVB-Doppelpackers, die des ersten U21-Spielers mit 36 Bundesliga-Toren und die des ersten Dortmunders mit 33 direkten Torbeteiligungen in einer Saison (2019/20). Nun endet das Kapitel Borussia Dortmund für Jadon Sancho nach vier intensiven Jahren. Eines, das ihn vom No-Name zum internationalen Top-Star geformt hat und das Club wie Spieler gewiss in bester Erinnerung behalten werden. Zum Abschied schreib Sancho auf Instagram: "Ich möchte Borussia Dortmund für alles danken, was sie für mich getan haben. (...) Dortmund wird für immer ein Teil von mir sein und ich werde den Club, das Team und vor allem die Fans vermissen, die mich in guten und schlechten Zeiten unterstützt haben."
Karol Herrmann