Bundesliga

Jörg Schmadtke: "Eine Blaupause habe ich nicht"

Jörg Schmadtke ist Geschäftsführer Sport beim VfL Wolfsburg
Jörg Schmadtke ist Geschäftsführer Sport beim VfL Wolfsburg

Wolfsburg – Seit einem Jahr ist Jörg Schmadtke Geschäftsführer Sport beim VfL Wolfsburg. In dieser Zeit haben sich die Niedersachsen nicht nur stabilisiert, sondern wieder zu einem Europapokal-Teilnehmer entwickelt. Wie der 55-Jährige dem Club zum nötigen Selbstverständnis verholfen hat und welche Ziele er mit den Wolfsburgern verfolgt, erklärt er im Interview.

Frage: Herr Schmadtke, was für ein Bild hatten Sie vom VfL Wolfsburg, bevor Sie im vergangenen Sommer Ihre Arbeit aufgenommen haben?

Jörg Schmadtke: Von außen betrachtet erschien mir der Verein nach den zwei Saisons, in denen man in die Relegation musste, unstrukturiert und orientierungslos. Ich habe dann zwar schnell gemerkt, dass sehr wohl eine in sich schlüssige Struktur vorhanden war. Orientierungslosigkeit aber, die gab es definitiv. Zudem fehlte es an Selbstwertgefühl. Dabei spielt Wolfsburg seit 22 Jahren in der Bundesliga, war Deutscher Meister und DFB-Pokalsieger und hat Deutschland auch international gut vertreten. Meine Hauptaufgabe bestand daher zunächst darin, Orientierung und Stabilität zu vermitteln und dabei zu helfen, ein gesundes Selbstbewusstsein zu entwickeln. Ich glaube, das ist in einem ersten Schritt ganz gut gelungen. Jetzt gilt es allerdings, das auch zu bestätigen.

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Frage: Gab es Dinge, die Sie positiv überrascht haben?

Schmadtke: Als Außenstehender kannte ich in Bezug auf die Infrastruktur lediglich das Stadion. Was ich dann hier aber vorgefunden habe, ermöglicht in jeder Hinsicht ein perfektes Arbeiten. Viel besser geht es nicht, damit gehören wir in Sachen Infrastruktur zu den Topclubs der Bundesliga. Im Übrigen habe ich gelernt, dass die Stadt Wolfsburg liebenswerter ist, als man das von außen betrachtet vermuten mag. Gerade ein älteres Kaliber, wie ich es bin, kann hier sehr angenehm leben.

Frage: Wofür steht der VfL heute, nach einem Jahr Schmadtke – und wo sehen Sie den Club in Zukunft?

Schmadtke: Für Verlässlichkeit, für Klarheit in der Kommunikation, intern und extern, und für Leistungssport. Der Stabilisierungsprozess ist aber noch nicht abgeschlossen. Das kann auch gar nicht sein nach nur einem Jahr. Die Aufgabe lautet nun, sich zunächst in der ersten Tabellenhälfte und mittelfristig unter den Top Sechs zu etablieren.

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Frage: Alemannia Aachen, Hannover 96, der 1. FC Köln und jetzt Wolfsburg: Wie lange brauchen Sie, um die DNA eines neuen Clubs "lesen" zu können?

Schmadtke: Ich glaube, dass das ein Prozess ist, den man relativ schnell abschließen muss und bereits starten sollte, bevor man den Job überhaupt anfängt. Es ist enorm wichtig, dass man mit vielen Menschen im Club spricht und ihnen vor allem gut zuhört. Und es versteht sich von selbst, dass man sich mit der Historie des Clubs, mit der aktuellen Situation und mit den Bedürfnissen der Menschen im und um den Verein herum beschäftigt. Aber jeder Club ist anders. Eine Blaupause, die ich abarbeiten könnte, habe ich daher nicht. Man muss sehr genau darauf achten, sich zum einen selbst nicht zu verlieren, zum anderen aber bei dem, was man tut, immer die Bedürfnisse des Umfeldes zu berücksichtigen. Beides in Einklang zu bringen, darin besteht die große Herausforderung.

Jörg Schmadtke ist es nach seinen Erfolgen bei Alemannia Aachen, Hannover 96 und dem 1. FC Köln auch mit dem VfL Wolfsburg gelungen, in den Europapokal einzuziehen. In der aktuellen Ausgabe 4|19 des DFL MAGAZINS erklärt der Geschäftsführer Sport, warum ihn Herausforderungen reizen und wie er diese angeht.

Das gesamte Gespräch gibt es hier in der kostenlosen E-Paper-App für Smartphones und Tablets.

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