Bundesliga
Köln - Beim 5:1 in Mainz zeigt Bayer Leverkusen, dass die Offensiv-Philosophie von Trainer Peter Bosz greift. Vor allem Julian Brandt blüht im neuen System auf.
Die Fußball-Philosophie von Bayer Leverkusens Trainer Peter Bosz ist im Kern ziemlich simpel. "Den guten Spielern musst du so viel wie möglich den Ball geben", erklärte der Niederländer, nachdem seine Mannschaft gerade den 1. FSV Mainz 05 mit 5:1 (4:1) aus dessen Stadion geschossen hatte. Julian Brandt ist einer dieser guten Spieler - und war am Freitag mit zwei Toren und zwei Vorlagen der überragende Mann auf dem Platz.
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In Boszs Offensiv-System blüht der 22-Jährige in neuer Rolle auf. Galt der Nationalspieler in Deutschland bislang hauptsächlich als hoch veranlagter Außenbahnspieler, glänzt er nun im zentralen Mittelfeld mit Übersicht, Technik und Torgefahr. Gemeinsam mit seinem nicht minder talentierten Kumpel Kai Havertz (19) dirigiert Brandt in einer Mischung aus "Achter" und "Zehner" die furiose Offensive der Leverkusener.
"Ich fühle mich in der Rolle sehr wohl", sagte Brandt nach seinem Gala-Auftritt in Mainz und merkte mit einer gesunden Mischung aus Selbstbewusstsein und Selbstkritik an: "Ich wusste immer, dass es in mir steckt, auch wenn ich es bisher zu selten ausgeschöpft habe." In der Zentrale könne er "mehr Freigeist" sein, sei weniger "positionsgebunden" als auf Außen: "Außerdem habe ich einen direkteren Zug zum Tor, muss nicht immer erst in die Mitte ziehen."
Für die Mannschaft hat Brandts Umstellung aber noch einen anderen positiven Effekt. Hieß es in der Hinrunde unter Heiko Herrlich noch häufig "Brandt oder Leon Bailey", "Bailey oder Karim Bellarabi", "Bellarabi oder Brandt", hat der neue Trainer Bosz ein System gefunden, in dem er sein komplettes offensives Waffenarsenal gemeinsam aufs Feld bringen kann. Und was für eine Feuerkraft dies zu entfachen im Stande ist, war gegen Mainz eindrucksvoll zu beobachten.
Neben Doppelpacker Brandt (30./64.) trafen Außenverteidiger Wendell (5.), Havertz (20.) und Bellarabi (43.), auch Stürmer Kevin Volland überzeugte mit zwei Torvorlagen, Bailey spielte sich zumindest mehrere Großchancen heraus. Der zwischenzeitliche Ausgleich durch Robin Quaison (9.) war letztlich eine Randnotiz. Bayer hatte das Pokal-Aus beim Zweitligisten 1. FC Heidenheim offenbar schnell abgehakt und setzte stattdessen seine Aufholjagd unaufhaltsam fort.
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Denn nach dem völlig verkorksten Saisonstart liegt Bayer nach sieben Siegen in den letzten zehn Bundesliga-Spielen inzwischen wieder klar auf Europapokal-Kurs. Sogar die Champions-League-Qualifikation scheint in Reichweite, am Donnerstag steht zudem das Hinspiel in der Zwischenrunde der Europa League beim russischen FK Krasnodar an. "Wenn wir so weiterspielen, ist noch alles drin", befand Havertz und Bosz stellte nüchtern fest: "Wir sind jetzt wieder mit dabei."
SID