Bundesliga
Köln - Der Held humpelte mit schmerzverzerrtem Gesicht vom Platz. Gerade hatte Kingsley Coman seine wohl beste Leistung im Dress des FC Bayern München gezeigt. Zwei Tore und ein Assist gingen beim 3:2 des Rekordmeisters beim FC Augsburg auf sein Konto. Die Freude darüber hielt sich bei dem Franzosen gleich nach Abpfiff jedoch in Grenzen. Schmerzen und Sorgen um seinen Knöchel beschäftigten Coman. Erst am Samstagvormittag kam die Entwarnung: Die Verletzung am linken Sprunggelenk ist nicht so schlimm.
Was war das für ein Gala-Auftritt des 22-Jährigen. Flanke Joshua Kimmich von rechts, in der Mitte drückt Kingsley Coman den Ball aus sechs Metern zum 1:1 in die Maschen (17. Minute). Pass von Leon Goretzka, Coman zieht im Strafraum mit links ab durch die Beine von FCA-Keeper Gregor Kobel zum 2:2 (45.+3). Und schließlich dann sein Pass von links in den Lauf von David Alaba, der zum 3:2-Endstand für den FC Bayern München trifft (53.). Drei Torbeteiligungen - das gelang Coman in der Bundesliga zuvor erst ein Mal.
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Wahrlich, es war sein Abend. Denn neben den drei Treffern ließ der französische Nationalspieler auch in zahlreichen anderen Szenen sein unglaubliches Talent aufblitzen. Starke Dribblings auf engem Raum, gewonnene Sprintduelle mit Ball und sogar ein Kopfball an die Latte - Coman gelang fast alles an diesem Abend in Augsburg. Bis zur 90. Minute. Nach einem Zweikampf mit Kevin Danso blieb der Rechtsaußen liegen. Schmerzen, Enttäuschung, Frust - alles war in seinem Gesicht abzulesen, als er, gestützt von zwei Physios, vom Platz humpelte. "Er hat Schmerzen, es ist eine Bändergeschichte. Wir müssen die Untersuchungen abwarten", sagte Bayern-Trainer Niko Kovac kurz nach dem Abpfiff.
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Zu diesem Zeitpunkt fürchteten die Bayern noch Schlimmstes. "Wenn er am Sprunggelenk behandelt wird, jagt es uns immer schon einen Schauer über den Rücken", beschrieb Mats Hummels die Situation. Schließlich war Coman in seiner Karriere schon einige Male von Verletzungen gebremst worden. Im vergangenen Jahr verletzte er sich im August und Februar im linken Fuß an der Syndesmose. Erst im Dezember kehrte er wieder zurück. In der Saison 2016/17 fiel er wegen einer Kapselverletzung im linken Sprunggelenk und wegen eines Außenbandrisses im linken Knie länger aus.
Doch zum Glück ist die Verletzung wohl doch nicht so schlimm wie zunächst befürchtet. Eine Untersuchung am Samstagmorgen ergab keine schwerwiegenden Schäden am linken Knöchel, Coman sei damit sogar für das Champions-League-Match am Dienstag beim FC Liverpool "eine Option". Bei den Bayern herrschte entsprechend Erleichterung. Ein Ausfall von ihm "wäre ganz bitter", sagte Kapitän Manuel Neuer nach der Partie. Man habe auch in Augsburg gesehen, ergänzte Hummels, "was für ein herausragender Spieler er ist. Immer wenn er fit ist, kann er einen Riesenunterschied machen."
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Und den macht Coman wahrlich immer wieder, seit er im Sommer 2015 an die Säbener Straße gekommen ist. Seine entscheidende Stärke liegt im Eins-gegen-Eins. Coman ist immer in der Lage, eine Abwehr mit einem schnellen Dribbling auch gegen mehrere Gegenspieler auszuhebeln oder mit einem überraschenden Antritt zu überlaufen. Eine Qualität, die gerade für die Bayern, die oft gegen tief und kompakt stehende Gegner vorne wenig Platz haben, enorm wertvoll ist. Und jetzt macht er auch noch Tore. Im Achtelfinale des DFB-Pokals köpfte Coman Anfang Februar den Siegtreffer zum 3:2 gegen Hertha BSC. Nun sein Doppelpack plus Assist gegen Augsburg.
Die Bayern hoffen nun natürlich, dass der Flügelstürmer schnellstmöglich wieder fit wird. Sein Einsatz gegen den starken FC Liverpool wäre enorm wichtig. Und auch in der Bundesliga werden die Künste des Rechtsfußes noch gebraucht. Schließlich wollen die Münchner Borussia Dortmund an der Tabellenspitze noch abfangen. Mit dem Sieg in Augsburg haben sie den Rückstand - zumindest bis Montagabend - schonmal auf zwei Punkte reduziert. Mit einem Coman in Topform dürfte da noch einiges drin sein.
Tobias Schild