2. Bundesliga
Über den KSC zu Hannover, weiter nach Gladbach und von dort in die Nationalmannschaft: Lars Stindl hat eine bewegte Bundesliga-Karriere hinter sich. Im Sommer ist Schluss, im Trikot seines Ausbildungsvereins Karlsruhe hängt der Spielmacher seine Schuhe an den Nagel.
Wenn man an Lars Stindl denkt dann kommt einem sofort ein ganz bestimmter Teil seines Körpers in den Sinn: die Innenseite seines rechten Fußes. Es gibt nicht viele Spieler, die damit dermaßen präzise und scharf abschließen können und konnten wie Stindl. Dahinter steckte lange, harte Arbeit. Stindls Lehrmeister in jungen Jahren beim Karlsruher SC: Alexander Iashvili. Der ehemalige georgische Nationalspieler "war der Erste, bei dem ich mir in dieser Hinsicht richtig was abschauen konnte", verriet Stindl im Interview mit dem Magazin 11Freunde.
Ein weiterer Profi, dessen Innenspannschuss es Stindl angetan hatte: Alexander "Alex" Meier, der "Fußballgott" der Frankfurter Eintracht, der 2014/15 mit 19 Treffern Torschützenkönig der Bundesliga wurde. Der ehemalige Torjäger der SGE ging 2020 in Rente, im Alter von 37 Jahren. Für Stindl ist im Sommer mit 35 Schluss.
"Es war eine unglaublich schöne und intensive Zeit, mit vielen Höhen aber auch einigen nicht ganz einfachen Momenten. Für mich ist im letzten Sommer ein Traum in Erfüllung gegangen, zu meinem Heimatverein zurückgekehrt zu sein, im neuen Wildpark zu spielen und dort das erste Tor erzielt zu haben. Für mich war dieses letzte Jahr etwas unfassbar Besonderes!"
376 Bundesliga-Spiele absolvierte der in Speyer geborene Stindl, der sich im Zentrum am wohlsten fühlte, aber auf nahezu allen Positionen in der Offensive einen starken Eindruck hinterließ. Stürmer oder Mittelfeldspieler? "Ich weiß es nicht. Und die Trainer stehen seit bald fünfzehn Jahren Woche für Woche vor der Frage", sagte Stindl 11Freunde. 85 Mal netzte er in der Bundesliga ein, zudem steuerte er 71 Vorlagen zu den Erfolgen von Borussia Mönchengladbach, Hannover 96 und "seines" KSC hinzu.
In seiner letzten Bundesliga-Saison, also 2022/23, bewies er mit 34 Jahren immer noch seinen Wert, als er für die "Fohlen" auf acht Treffer und sieben Assists in 29 Einsätzen kam. Für die Elf vom Niederrhein absolvierte er die meisten Pflichtspiele im Profibereich (271 Einsätze). Mit der Borussia spielte Stindl in der Champions League, wurde Kapitän und Anführer während der erfolgreichen Zeit der Gladbacher in der jüngeren Vergangenheit.
Als Spielführer sorgte er nicht nur mit seinen sehenswerten Toren - oft mit der berühmten rechten Innenseite - und seinen klugen Steckpässen für massig Impulse, sondern auch mit seiner Physis: Der 1,81 Meter große Offensivspieler konnte das Spielgerät gut festmachen, war bei Standards mit insgesamt neun Kopfballtoren ein Unruheherd im gegnerischen Strafraum und gegen den Ball konnte Stindl auch mal ruppiger zulangen und Zeichen setzen, wenn seine Teams diese benötigten.
126 Gelbe Karten sah der Offensivspieler in seiner Profikarriere, eine glatte Rote Karte sah der Confed-Cup-Sieger von 2017 allerdings nie. Beim Turnier in Russland war er mit 28 Jahren einer der erfahrensten Spieler im Kader der deutschen Nationalmannschaft und wurde mit drei Treffern zusammen mit Timo Werner und Leon Goretzka Torschützenkönig des FIFA-Turniers. Mit seinem Treffer zum 1:0 im Endspiel gegen Chile hatte Stindl entscheidend zum Gewinn des Turniers beigetragen.
19 Sieg bringende Tore gelangen Stindl in seiner Bundesliga-Karriere. Wenn der gebürtige Rheinland-Pfälzer, der bereits als Jugendlicher großer Anhänger des KSC war, in der Bundesliga traf, hatte er einen Punkteschnitt von 1,93.
Die letzten beiden Jahre vom Karlsruher Sport-Club in der Bundesliga, 2007/08 und 2008/09, erlebte Stindl im alten Wildpark auf dem Rasen, kam in den beiden Saisons 23-mal zum Einsatz. Nach dem Abstieg 2009 ging er mit in die 2. Bundesliga, war unumstrittener Stammspieler und schloss sich dann Hannover an. Am Maschsee war er direkt gesetzt, schnupperte mit den Niedersachsen in der Europa League erstmals internationale Luft.
Aufgrund seiner unbestrittenen Qualitäten im Abschluss, als gefährlicher Spezialist bei ruhenden Bällen und mit seiner Fähigkeit, gegnerische Abwehrreihen äußerst präzise zu überspielen und auszuhebeln, führte ihn sein Karriereweg unweigerlich in die Champions League, die er mit Gladbach drei Mal erreichte. 2018 hätte der vorläufige Höhepunkt in Stindls Karriere sein sollen: Wenige Wochen vor der Weltmeisterschaft zog sich der Offensivspieler allerdings eine schwere Kapsel- und Bänderverletzung zu und verpasste das Turnier in Russland.
Auch in der aktuellen Saison plagen den Routinier Verletzungen, in nur 16 von 26 möglichen Spielen in der 2. Bundesliga kam der 35-Jährige zum Einsatz, bewies dabei aber mit drei Toren sowie fünf Vorlagen, dass er dem Spiel des KSC immer noch den Stempel aufdrücken kann. Mit Wadenproblemen fällt Stindl momentan aus, hat im Jahr 2024 noch kein Spiel bestritten. "Ich werde in den nächsten Wochen weiterhin alles tun, um nochmals für den KSC auf dem Platz zu stehen", erklärte der Angreifer.
Wo ihn sein Trainer und ehemaliger KSC-Mitspieler Christian Eichner dann aufstellt, dürfte Stindl herzlich egal sein: "Mir war die Position nie wichtig, so lange ich auf dem Platz Einfluss nehmen konnte." Man wünscht ihm mindestens ein weiteres Spiel – in seiner Heimat, dem Karlsruher Wildpark. Falls es dazu kommen sollte: Die Innenseite seines rechten Fußes wird unter besonderer Beobachtung stehen.
Patrick Dirrigl