Bundesliga
Köln - Marco Reus macht gar keinen Hehl daraus, welche Bedeutung die Deutsche Meisterschaft mit Borussia Dortmund für ihn persönlich hätte. "Mit Dortmund als Dortmunder Junge das Ding irgendwann einmal hochzuhalten, das wäre brutal schön, gigantisch", erklärte der BVB-Kapitän vor Monaten der Frankfurter Allgemeine Zeitung. Und dieser Traum ist für den 29-Jährigen aktuell so nah wie nie zuvor. Beim Saisonfinale in Mönchengladbach wird Reus nach zwei Spielen Sperre wieder zurückkehren. Seine Bedeutung für das Dortmunder Spiel kann man kaum hoch genug hängen.
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Oberflächlich betrachtet lässt sich seine Ausnahmestellung schon an den Zahlen ablesen. Seine 24 Scorerpunkte (16 Tore, acht Vorlagen) werden ligaweit nur von Robert Lewandowski (29) und Teamkollege Jadon Sancho (25) übertroffen. Und die kamen jeweils 33 Mal (Sancho), bzw. 32 Mal (Lewandowski) zum Einsatz. Marco Reus hingegen lief in dieser Saison erst 26 Mal in der Bundesliga auf. Sein Schnitt liegt also bei fast einer Torbeteiligung pro Partie.
Dass Reus in dieser Spielzeit vielleicht in der Form seines Lebens ist, ist eng mit seinem Trainer verbunden. Lucien Favre trainierte den Nationalspieler einst schon bei Borussia Mönchengladbach und stand auch an der Linie, als Reus 2011/18 18 Saisontore erzielte. Das ist bis heute Reus' Bestmarke. Wobei er damals für die Fohlen 32 Saisonspiele absolvierte. Selbst, wenn der BVB-Star am letzten Spieltag nicht treffen sollte, wäre seine Torquote dennoch besser als in seinem bislang erfolgreichsten Jahr.
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Favre brauchte zu Saisonbeginn ein wenig Zeit, um für seinen Kapitän den perfekten Platz in seinem System zu finden. Nach vier Partien stand die offensive Allzweckwaffe erst bei einem Treffer und kam zumeist über den linken Flügel oder sogar im Sturmzentrum zum Einsatz. Am 5. Spieltag stellte der Schweizer Trainer seinen wichtigsten Spieler erstmals auf die Zehn und das Dortmunder Spiel explodierte förmlich. 15 Treffer markierte der BVB in den ersten drei Spielen mit Reus in neuer Rolle. In den 22 Bundesliga-Spielen seit dieser Umstellung erzielte Reus 15 Tore - eine unglaubliche Quote für einen Mittelfeldspieler.
Und es spricht viel dafür, dass Reus seine Torbilanz im Borussia-Park am Samstag noch ausbauen kann - schließlich ist sein Ex-Club so etwas wie sein Lieblingsgegner. Die letzten sieben Aufeinandertreffen mit der Fohlenelf bestritt Reus allesamt siegreich. Sieben Treffer hat er zudem in zehn Bundesliga-Partien gegen die Fohlen erzielt. Nur gegen Werder Bremen war er im BVB-Dress noch erfolgreicher. Allein in seinen letzten sechs Einsätzen gegen Mönchengladbach traf er fünf Mal ins Schwarze. Und fast alle Tore waren extrem wichtig: Vier der fünf Treffer gelangen ihm entweder zur 1:0- oder 2:1-Führung.
Sowieso ist Reus ein Mann für die wichtigen Tore. Seit er im Sommer 2012 die Borussias wechselte, erzielte er insgesamt 116 Pflichtspieltreffer für Schwarz-Gelb. 44 Mal erzielte er dabei das wichtige 1:0. Kaum eines dieser Führungstore dürfte wichtiger gewesen sein, als ein mögliches 1:0 am Samstagnachmittag. Es wäre ein erster Schritt hin zum großen Traum des Titelgewinns. Und ewig Zeit hat Reus, der Ende Mai 30 wird nicht mehr. "Irgendwann merkst du selbst: Hey, Marco, in vier, fünf Jahren ist das Ding gelaufen für dich. Spätestens", so Reus, der auch deshalb am Samstag nichts unversucht lassen wird.
Natürlich hat es Dortmund nicht mehr selbst in der Hand, aber ein positives Zwischenergebnis könnte vielleicht auch beim abgebrühten FC Bayern im Spiel gegen Eintracht Frankfurt zu einer gewissen Nervosität führen. Auf einen Ausrutscher von Reus und Co. sollte sich der Rekordmeister jedenfalls besser nicht verlassen.
Florian Reinecke