Bundesliga
Als Verteidiger in der Bundesliga und 2. Bundesliga war Marco Rose beim VfB Leipzig, Hannover 96 und dem 1. FSV Mainz 05 eher defensiv ausgerichtet. Im Interview mit dem DFL MAGAZIN (Ausgabe 1|20) gewährt der frühere Profi Einblicke in seine offensive Spiel- und Trainerphilosophie. Außerdem erzählt der 43-Jährige, welche Persönlichkeiten ihn in seiner Entwicklung geprägt haben.
>>> Welche Stars hast du im offiziellen Fantasy Manager?
Herr Rose, Ihr Spieler Christoph Kramer beschreibt Sie als „korrekt, ehrlich und normal im Kopf“. Machen Sie sich als Trainer aus derlei Lob etwas?
Marco Rose: In unserem Job, in dem man ständig analysiert, bewertet und eingeordnet wird, ist ein Feedback, das wirklich etwas zählt, jenes der Menschen, mit denen man täglich zusammenarbeitet. Und ich tue alles dafür, dass die Spieler die Beziehung, die uns verbindet, nicht nur über ihre Einsatzzeiten im Spiel definieren, sondern über den täglichen, persönlichen Umgang miteinander.
„Analysiert, bewertet, eingeordnet“: Fühlen Sie sich und Ihre Fußballidee dabei immer verstanden?
Rose: Grundsätzlich habe ich recht häufig den Eindruck, dass man versteht, um was es uns geht, so dass zum Beispiel die Berichterstattung für mich immer wieder auch einen hohen Wiedererkennungswert hat. Was mir nicht gefällt: wenn es nicht mehr um die inhaltliche Bewertung eines Spiels geht, sondern nur noch um Weiterkommen oder Ausscheiden, um Gewinnen oder Verlieren.
Wer hat Ihre Vorstellung von einem selbstbewussten Fußballstil am meisten geprägt? Großvater und Vater, die auch erfolgreiche Fußballer waren, oder frühere Trainer wie Dragoslav Stepanovic und Jürgen Klopp?
Rose: Meine Idee, wie ich Fußball spielen lassen möchte, ist selbstverständlich durch meine Trainer geprägt worden, aber auch dadurch, wie ich selbst gerne Fußball erlebe, wie ich ihn selbst gerne sehe. Natürlich hat „Kloppo“ mich geprägt, auch „Stepi“, obwohl ich ihn als Trainer nur kurz erlebt habe. Auch meine Familie und meine Freunde waren prägend. Überhaupt glaube ich, dass alles im Leben, zumindest jedes nicht alltägliche Erlebnis, etwas mit dir macht und dich prägt. Grundsätzlich ist es als Trainer deine Aufgabe, Menschen mitzunehmen, sie zu bewegen und den Fans Freude zu bereiten.
Was brauchen Sie dabei mehr: Fachwissen oder Psychologie?
Rose: Um eine Idee von einer Sache zu vermitteln, musst du Ahnung von der Materie haben, keine Frage. Zudem ist es heute wichtig, dass du ein gut funktionierendes Trainerteam um dich herum hast. Fachleute, die dir dabei helfen, gute Ideen zu entwickeln. Dieses Team habe ich. Aber Fußball lebt auch von Emotionen und von Kreativität. Da kommt dann der psychologische Aspekt ins Spiel: Inwieweit bin ich als Trainer bereit, kreative Spieler auch kreativ sein zu lassen, sie nicht nur in ein Korsett zu zwängen? Und wie schaffe ich eine Atmosphäre, die Kreativität überhaupt erst möglich macht?
Wann hatten Sie bei Borussia das erste Mal das Gefühl, dass Ihre Ideen vollumfänglich greifen?
Rose: Wenn Sie nach einem bestimmten Spiel fragen, dann könnte das am 7. Spieltag gegen den FC Augsburg (5:1; d. Red.) gewesen sein. Da war über nahezu 90 Minuten das zu sehen, was uns vorschwebt. Wobei mir wichtig ist, dass man versteht, dass es nicht nur um schnelles Umschalten und Pressing geht, sondern auch um Dinge wie Kontrolle, die unser Spiel ebenfalls charakterisieren sollen. Auch zuvor gab es aber immer wieder schon kleine Aha-Momente. Zum Beispiel der späte Sieg nach Rückstand gegen Fortuna Düsseldorf (2:1; d. Red.) Ende September war für mich ein wichtiger Moment. Danach haben wir vor allem zu Hause eine sehr ansprechende Hinrunde gespielt.
>>> Marcus Thuram ist ein wichtiger Taktgeber bei Borussia Mönchengladbach
Ein später 2:1-Sieg nach Rückstand ist auch gegen den FC Bayern München gelungen – wie vermittelt man Profis die Überzeugung, ein Spiel auch sehr spät noch drehen zu können?
Rose: Überzeugung wächst, und du musst sie dir immer wieder aufs Neue erarbeiten. Voraussetzung ist die Bereitschaft, immer wieder zu investieren, immer wieder die Basics auf den Platz zu bringen, die Laufbereitschaft, den Einsatzwillen und die Aufmerksamkeit, die hochgehalten werden muss. Mutig Fußball zu spielen. Das ist ein ständiger Kreislauf.
In Ausgabe 1|20 des DFL MAGAZINS spricht Marco Rose auch ausführlich über Grübeleien im Fußball und über seinen Glauben. Das gesamte Gespräch gibt es in der kostenlosen E-Paper-App für Smartphones und Tablets.