Bundesliga
Köln - Es war wohl der bisher spektakulärste Wechsel in dieser Transferperiode, vor allem, weil sich die Rückkehr von Mats Hummels zu Borussia Dortmund in keiner Weise angedeutet hatte. Plötzlich war der Innenverteidiger, der zwischen 2009 und 2016 beim BVB eine Ära geprägt hatte, wieder zurück.
>>> Jetzt mitmachen beim Fantasy Manager 2019/20!
Und nun trifft der 30-Jährige ausgerechnet im ersten Pflichtspiel der Saison, wo es beim Supercup zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern München (Samstag, 3. August, 20:30 Uhr) ganz nebenbei noch um den ersten Titel dieser Spielzeit geht, auf seine Ex-Kollegen aus München. Die letzten drei Jahre hatte Hummels als unangefochtener Stammspieler und Abwehrchef beim Rekordmeister verbracht und war zuletzt drei Mal in Folge Deutscher Meister geworden.
Doch die Wechselbeziehung zwischen Bayern, Dortmund und Hummels geht noch viel weiter. Ausgebildet beim FC Bayern, gab er als 18-Jähriger in der Saison 2006/07 für die Münchner sein Bundesliga-Debüt, ehe es ihn für sieben Jahre zum BVB zog, wo er zweimal Deutscher Meister wurde, sein erstes von insgesamt 70 Länderspielen bestritt und schließlich als Kapitän, Führungsspieler und nicht zuletzt auch Weltmeister zu den Bayern zurückkehrte. Dass Hummels nun wieder das Schwarz-Gelbe Trikot trägt, macht ihn zu einer der in der Bundesliga höchst seltenen Spezies des "doppelten Überläufers".
>>> Zum offiziellen Tippspiel der Bundesliga
Doch wie so vieles in der Karriere von Mats Hummels, war auch dieser Schritt wohl überlegt. So war es der Spieler selbst, der gegen Ende der vergangenen Saison an die Bayern-Bosse herantrat, um seinen Wechselwunsch zu äußern. Auch weil sich der FCB gerade mit den Weltmeistern Lucas Hernandez und Benjamin Pavard verstärkt hatte, beide gelernte Innenverteidiger, ließen die Münchner Hummels ziehen.
Zwar hatte es zu Beginn der Saison 2018/19 erstmals in seiner Karriere ein wenig Kritik an Hummels gegeben, doch im Herbst 2018 steckte der Rekordmeister ohnehin in einer Schaffenskrise und musste Dortmund zeitweise bis auf neun Punkte davonziehen lassen. Hinzu kam die überraschende Ausbootung aus der Nationalmannschaft.
>>> Dortmund tankt auf USA-Tour viel Selbstbewusstsein
Doch Hummels kam aus dieser Krise umso stärker zurück, war spätestens zur Rückrunde wieder unangefochtener Stammspieler und trug mit seinen Leistungen entscheidend dazu bei, dass die Bayern am Ende erneut die Meisterschale in die Luft strecken konnten. Der "Kicker" listete Hummels nach der Saison schließlich in der Rangliste der besten Innenverteidiger der Bundesliga auf Platz eins unter dem Prädikat "Internationale Klasse".
Kein Wunder, wird Hummels in Dortmund mit offenen Armen empfangen. "Für mich war es drei Jahre eine klaffende Wunde, als er nicht dabei war", sagte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke über den Rückkehrer. Lizenzspielleiter Sebastian Kehl kommentierte: "Wir haben festgestellt, dass wir noch Erfahrung brauchen, noch eine andere Qualität."
>>> Rekorde und Statistiken - der Supercup von A bis Z
Zentrale Achse mit Witsel und Reus
Zusammen mit Axel Witsel und Marco Reus würde Hummels eine enorm routinierte wie qualitativ hochwertige Achse in der Dortmunder Zentrale bilden. Bereits im ersten Testspiel gegen Schweinberg trug er in Abwesenheit von Kapitän Marco Reus, der das Amt weiterhin ausführen wird, wieder die Binde.
Aber es sind vor allem auch die sportlichen Qualitäten, die den BVB bereichern. "Er ist ein extrem ballsicherer Spieler, der immer eine Lösung sucht", so Torwart Roman Bürki auf der vergangenen USA-Reise. Sein enorm gutes Aufbauspiel zelebrierte er dabei direkt in der Partie gegen Liverpool, als er einen 50-Meter-Pass mit dem Außenrist direkt in den Fuß seines Mitspielers legte und dafür im Internet frenetisch gefeiert wurde.
>>> Alle Wechsel im offiziellen Transfermarkt
Hinzu kommt - und das könnte möglicherweise das wichtigste Puzzleteil sein - die enorme Kopfballstärke des 30-Jährigen. Die große Anfälligkeit bei Standards, die 2018/19 womöglich den Titel kostete, dürfte mit Hummels, der einen enorm starken Defensiv-Kopfball hat, zu den Akten gelegt werden.
Über die wahren Gründe für Hummels' Rückkehr kann indes nur spekuliert werden: "Ich werde nicht zu viel von meinen Gedanken aus dem letzten Jahr preisgeben", hielt sich der Abwehrspieler zuletzt bedeckt. Fakt ist nur, dass er mit Dortmund in der kommenden Saison durchaus die Möglichkeit hat, seinen siebten Meistertitel in den Trophäenschrank zu stellen. Der BVB hat sich zuletzt auch verbal in Sachen Saisonziele recht offensiv in Stellung gebracht: "Wir wollen Meister werden", kündigte Watzke bereits im Mai an.
Eine erste Bestandsaufnahme in Richtung Meisterschaft liefert da gewiss das direkte Duell gegen Bayern im Supercup am 3. August. Hummels wird dabei, ob es ihm passt oder nicht, im Fokus stehen. Doch der Klassiker zwischen Dortmund und Bayern war in den letzten Jahren ohnehin immer die etwas andere Partie für Mats Hummels.
Karol Herrmann