Bundesliga
Köln - Die ersten Länderspiele im Jahr 2019 stehen an. Die Deutsche Nationalmannschaft trifft am Mittwoch auf Serbien (20.45 Uhr) und am Sonntag auf die Niederlande (20.45 Uhr). Bundestrainer Joachim Löw hat zum Start in die Qualifikation zur Europameisterschaft 2020 gleich drei Neulinge nominiert. Maximilian Eggestein, Niklas Stark und Lukas Klostermann dürfen sich Hoffnung auf einen ersten Einsatz im DFB-Team machen.
Der personelle Umbau der Nationalmannschaft geht weiter. Nachdem der Bundestrainer schon im vergangenen Jahr zahlreiche neue Spieler in die Mannschaft eingebaut hat, will er auch 2019 weiteren Talenten die Chance geben, sich im Dress mit dem Bundesadler zu beweisen. Ziel ist der Aufbau einer jungen Nationalelf, die bei der EM 2020 wieder um den Titel mitspielen kann. Auch Maximilian Eggestein, Niklas Stark und Lukas Klostermann wollen den Sprung in die Nationalelf schaffen.
Viele glauben, dass sich Maximilian Eggestein im DFB-Team schnell einen Namen machen wird. Auch beim jüngsten 3:1-Sieg von Werder Bremen bei Bayer Leverkusen überzeugte der Mittelfeldspieler mit einer Torvorlage zum 1:0 durch Max Kruse, die Eurosport-Experte Matthias Sammer als "weltklasse" bezeichnete. Eggestein wollte früher Pilot werden, war ein fauler Schüler, verliert im Tennis und Tischtennis gegen seinen Bruder, ist diesem fußballerisch allerdings auch des Alters wegen voraus. Johannes Eggestein spielt auch beim SV Werder.
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Ohnehin gibt es die Brüder oft im Paket. Sie spielen auch häufig gemeinsam, wobei der zentralere Maximilian der unumstrittene Stammspieler der beiden ist. In der Nationalmannschaft will sich "Maxi" aber erstmal hinten anstellen: "Ich bin neu dabei und habe kein Recht, Ansprüche zu stellen."
Mit Technik, Wucht und Finesse überzeugt der 22-Jährige bei Werder. Fünf Tore hat er selbst bereits in dieser Saison erzielt, vier weitere vorbereitet. Dabei bleibt Eggestein stets bescheiden, ist das komplette Gegenteil eines Selbstdarstellers, er führt nicht einmal Social-Media-Accounts.
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Wer beim Training zuschaut, könnte meinen, dieser Niklas Stark sei für die Offensive zuständig. Er ist schnell, technisch stark und sehr passsicher. Da er aber auch über hohe Aggressivität und Durchsetzungsfähigkeit im Zweikampf verfügt, ist er in der Innenverteidigung und im defensiven Mittelfeld noch wertvoller. Für Trainer Pal Dardai von Hertha BSC ist sein Leistungsträger "ein intelligenter Fußballer", der in dieser Saison "noch mal einen großen Schritt nach vorne" gemacht habe. Für U21-Nationalcoach Stefan Kuntz ist der zurückhaltende, aber dennoch wuchtige Spieler ein "natürlicher Anführer".
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Nach dem Aus von Jerome Boateng und Mats Hummels war seine Berufung keine große Überraschung. Stark durchlief fast alle deutschen U-Auswahlteams und verfügt bereits über große Erfahrung im Profibereich. "Jeder Fußballer träumt doch davon, für sein Land spielen zu dürfen", sagte Stark nach seiner Nominierung durch Löw.
Hätte Stark keine Karriere im Fußball hingelegt, wäre sein Weg vorgezeichnet gewesen. "Ich wollte schon immer was mit Autos machen", sagte er: "Das ist so eine Familiensache. Mein Onkel hat ein Autohaus, mein Vater arbeitet in einem Autohaus, mein Opa hat in einem Autohaus gearbeitet."
Zum Glück hat Lukas Klostermann die ihm unbekannte Nummer im Display nicht einfach ignoriert. Als Joachim Löw den Rechtsverteidiger von RB Leipzig anrief, um ihm die freudige Nachricht seiner erstmaligen Nominierung für die A-Nationalmannschaft zu überbringen, war Klostermann gerade verhindert. Der 22-Jährige rief aber zurück - und fiel fast aus allen Wolken, als er Löws Stimme am anderen Ende vernahm. "Ich habe nicht damit gerechnet", sagt er.
Das Deutschland-Trikot zu tragen, ist für ihn kein ungewohntes Gefühl. Sechs Mal streifte er das DFB-Dress bei Olympia 2016 über - und trug am Ende eine Silbermedaille um den Hals. Mit zweieinhalb Jahren Verspätung hat nun auch Löw den variablen Defensivmann in sein Team berufen. Schon früh war klar, dass der es zum Profisportler bringen kann. Nur an Fußball wurde spät gedacht. Der für einen Außenspieler ungewöhnlich große Klostermann (1,89 Meter) bestach als Jugendlicher als Leichtathlet. Auf 50 Meter machte der Junge aus dem nordrhein-westfälischen Herdecke seine Altersgenossen nass. "Es war schwer, die Eltern vom Fußball zu überzeugen", hat sein Entdecker Werner Sierakowski einmal gesagt.
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Seit Frühjahr 2015 - da war Klostermann 18 - ist er Stammspieler in Leipzig. Ralf Rangnick schätzt den früheren Bochumer neben seiner Schnelligkeit vor allem wegen der Flexibilität. Fällt Kompagnon Marcel Halstenberg auf der linken Seite aus, rückt der angestammte Rechtsverteidiger Klostermann einfach rüber.
Richtig gebremst wurde Klostermann erst einmal. 2016 erlitt er einen Kreuzbandriss. Die Saison war vorbei, bevor sie richtig angefangen hatte, der Traum von der Nationalmannschaft geplatzt. Doch Klostermann gab nicht auf. "Das war mein letzter Kreuzbandriss", sagte er. Und fügte an, er hoffe, er "kann es nachholen, einer möglichen künftigen Einladung zu folgen." Das kann er nun.
SID