Bundesliga

2023-10-20T17:00:00Z

Füllkrug trifft auf die alte Liebe

Borussia Dortmund kommt in dieser Saison so langsam ins Rollen - und das liegt auch an der aufsteigenden Form von Niclas Füllkrug, der an den letzten beiden Spieltagen jeweils das 1:0 für den BVB erzielte. Nun trifft der Torjäger am Freitag auf seinen Ex-Club, bei dem er sich einst zum Profi entwickelte und zum Nationalspieler entwickelte. Das Duell mit Werder wird für Füllkrug kein Spiel wie jedes andere.

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"Werder ist ein Verein, der einen Platz in meinem Herzen hat, weil so viel Verbindung da ist, die man gar nicht mehr wettmachen kann" - mit diesen Worten verabschiedete sich Niclas Füllkrug im Sommer von des Fans des SV Werder Bremen und wechselte zu Borussia Dortmund. Dass er die Bremer nicht nur noch in seinem Herzen, sondern auch an seinem Körper trägt, gab es beim Dortmunder Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg zu bestaunen. Nach seiner Auswechslung entledigte sich der Angreifer seiner Schienbeinschoner, auf denen noch seine alte Rückennummer 11 und das Werder-Wappen zu sehen waren.

"Ich bin ein Freund davon, Dinge nicht auszutauschen, die noch funktionieren", erklärte Füllkrug nach der Partie, als er auf die Szene angesprochen wurde und fügte noch an: "Das sind besondere, die sind angepasst, die sind gut - außerdem ist Werder ein Verein, den ich noch sehr gerne mag." Diese Zuneigung wird am Freitagabend nun für 90 Minuten ruhen, denn der Torschützenkönig der vergangenen Saison will gegen seinen Torlauf auch gegen den ehemaligen Club fortführen, auch wenn er schon betont hat: "Es wird ein sehr besonderes Spiel für mich."

Begehrter Füllkrug entscheidet sich für Bremen

Im Werder Nachwuchsleistungszentrum wurden vor über 15 Jahren die Weichen für die spätere Profikarriere Füllkrugs gelegt. Im Sommer 1993 war der 13-Jährige Füllkrug einer der begehrtesten Nachwuchsspieler im Norden und zahlreiche Proficlubs bemühten sich um den hochveranlagten Mittelstürmer, der bei einem Hannoveraner Stadtteilverein, der TuS Ricklingen, für Furore sorgte. Unter anderem versuchte Hermann Hummels, Vater seines heutigen Mitspielers Mats Hummels, Füllkrug zum FC Bayern zu locken. Der entschied sich aber für Werder Bremen. "Die Bremer haben uns voll miteinbezogen, mehrfach eingeladen und herumgeführt. Die gute Atmosphäre hat den Ausschlag gegeben“, begründete Andreas Füllkrug, der seinen Sohn auch in Ricklingen trainierte, die Entscheidung. "Wir sind froh und ein bisschen stolz, dass Niclas den Mitbewerbern ab- und uns zugesagt hat", reagierte Füllkrugs neuer Trainer Harald Albrechte geradezu euphorisch. Und im Nachhinein muss man sagen: völlig zurecht!

Der junge Angreifer pendelte zunächst in der Woche nach Bremen und blieb von Freitag bis Sonntag in der Hansestadt. 2007 erfolgte der Wechsel ins Werder-Internat. Füllkrug trumpfte in den Jugendteams auf und wurde zum U18, U19 und U20-Nationalspieler. Noch unter Thomas Schaaf gab er im Januar 2012 nach einer überzeugenden Wintervorbereitung mit 18 Jahren sein Bundesliga-Debüt. Zwei Monate später stand er erstmals in der Bremer Startelf und bedankte sich bei Schaaf prompt mit seinem ersten Bundesliga-Tor. Im Sommer 2013 verließ er Bremen nach sieben Jahren in Richtung Fürth, kehrte aber nach weiteren Stationen in Nürnberg und Hannover im Sommer 2019 an die Weser zurück.

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Aus der Sackgasse zur WM

Schon damals hatte Füllkrug einige Knieverletzungen im Gepäck, startete aber mit zwei Treffern in den ersten vier Spielen verheißungsvoll. Vor dem 5. Spieltag 2019/20 riss dann erneut das Kreuzband und Füllkrug kehrte erst in der Endphase der Spielzeit, in der Werder erst in der Relegation den Klassenerhalt sichern konnte, zurück. Auch in der Abstiegssaison 2020/21 begann der Torjäger stark (vier Tore an den ersten fünf Spieltagen), verpasste dann aber zahlreiche Partien verletzungsbedingt und konnte den Bremer Abstieg nicht verhindern.

Füllkrugs Karriere schien in einer Sackgasse. Von zahlreichen schweren Verletzungen geplagt fehlte ihm die Leichtigkeit, die ihn in seiner Hochzeit in Hannover schon in den Dunstkreis der Nationalmannschaft gebracht hatte. Spätestens mit der Verpflichtung von Marvin Ducksch schienen Füllkrugs Tage in Bremen gezählt. Aber es kam ganz anders: Als das Sturm-Duo der selbstgetauften "häßlichen Vögel" harmonierten die beiden Ex-Hannoveraner im Angriff überragend und schossen Werder mit 40 Toren (21 für Ducksch, 19 für Füllkrug) wieder in die Bundesliga, wo Werder im Folgejahr vor allem dank der "häßlichen Vögel" nie in Abstiegsnöte geriet. Füllkrugs Leistungen brachten ihn bis in die Nationalmannschaft, wo er mit zwei Treffern in drei Jokereinsätzen einer der wenigen deutschen Lichtblicke der Katar-WM war.

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Kommunikativ und zweikampfstark

Im Sommer folgte dann erstmals der Wechsel zu einem Spitzenclub der Bundesliga. Die Wahl seiner Rückennummer war gleichzeitig eine Reminiszenz an seine Bremer Zeit. Die 14 trug sein großes Vorbild und Mitspieler Claudio Pizarro beim SV Werder auf dem Rücken. Sie sollte nun Füllkrug bei seiner größten sportlichen Herausvorderung Glück bringen. Aufgrund der wesentlich größeren Konkurrenzsituation gab es Stimmen, die Füllkrugs DFB-Karriere ein Jahr vor der Heim-EM in Gefahr sahen, sollte er beim BVB nur auf der Bank sitzen. Aber der großgewachsene Angreifer spielte sich in Dortmund in windeseile in die Startelf und zeigte auch für das Terzic-Team seine Qualitäten. Neben dem ausgeprägten Torinstinkt ist dies vor allem seine Stärke in der Luft und in den Zweikämpfen. 49 Prozent seiner Duelle im schwarzgelben Trikot hat 30-Jährige für sich entschieden - ein überragender Wert für einen zentralen Angreifer.

Zudem ist er auch dank seiner Kommunikativität auf und neben dem Platz ein absoluter Gewinn für die Borussia. Als gegen Union Berlin der Konter vor dem 3:2 lief, dribbelte Marco Reus in Richtung des links postierten Füllkrug, der seinem Mitspieler anzeigte, dass rechts mehr Platz ist. Reus orientierte sich noch um, bediente Julian Brandt halbrechts und der vollendete zur Dortmunder Führung. Ein Treffer, an dem der Angreifer zwar nicht direkt beteiligt war, als "Coach" auf dem Platz aber seinen Anteil hatte.

Es sind auch solche Szenen, die ihn derzeit für Edin Terzic unverzichtbar machen. Gegen Werder wird es jetzt aber für Füllkrug doppelt anspruchsvoll, denn er trifft nicht nur auf seine alte Liebe samt kongenialen Ex-Sturmpartner Ducksch, sondern war auch noch in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch mit dem DFB-Team in der USA gegen Mexiko im Einsatz. Wie fast immer im DFB-Dress (elf Länderspiele, neun Tore) war er beim 2:2 gegen El Tri unter den Torschützen. Nach dem Spiel reisten die Dortmunder Profis zeitnah zurück nach Deutschland, um knapp drei Tage nach dem Länderspiel für die Bundesliga-Partie am Freitagabend ausgeruht zu sein. Dass ein Länderspiel zu Terminproblemen bei Niclas Füllkrug führen könnte, war vor gar nicht so langer Zeit kaum vorstellbar. Gemeinsam mit seinen extra angepassten Schienbeinschonern spielte sich Füllkrug von der Ersatzbank in der 2. Bundesliga in die Champions League. Kein Wunder also, dass er die noch ein wenig behalten möchte.

Florian Reinecke

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