Bundesliga
Im Mittelfeld des FC Bayern München ist er der Hingucker: Philippe Coutinho soll beim Rekordmeister die Fäden ziehen und für offensive Akzente sorgen. Beim 4:0 gegen den 1. FC Köln zeigte der brasilianische Weltstar bereits, was er alles drauf hat - und erzielte per Strafstoß auch seinen ersten Bundesliga-Treffer. Im Interview mit bundesliga.de spricht der 27-Jährige über seinen Start in München, das Oktoberfest und Jürgen Klopp.
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bundesliga.de: Philippe Coutinho, Sie sind jetzt etwa einen Monat beim FC Bayern München. Wie haben Sie sich bereits zurechtgefunden? Was waren Ihre Highlights in dieser Zeit?
Philippe Coutinho: Ich bin erst eine kurze Zeit in München. Ich habe bereits erlebt, dass die Menschen sehr offen sind und viel mit einem sprechen. In Deutschland sind die Menschen sehr fair und ehrlich. München ist wirklich schön. Ich wohnte für eine kurze Zeit in einem Hotel in der Stadtmitte, das haben meine Familie und ich für Spaziergänge genutzt, um die Stadt kennenzulernen. Mir gefällt es hier sehr – die Stadt und ihre Menschen.
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bundesliga.de: Was hat Ihnen am meisten geholfen, um sich an das Leben in Deutschland zu gewöhnen?
Coutinho: Wie gastfreundlich alle waren – die Menschen beim FC Bayern, die Fans, die Spieler und der ganze Staff. Jeder hat uns mit offenen Armen empfangen. Dieselbe Erfahrung haben Ivan (Perisic, Anm. d. Red.) und Mika (Mickael Cuisance, Anm. d. Red.) gemacht. Wir wurden perfekt empfangen, so dass wir uns direkt wohl gefühlt haben. Das ist in meinen Augen das Wichtigste. Dieser Club ist wie eine große Familie!
bundesliga.de: Sie haben in der Vorwoche ihren ersten Bundesliga-Treffer erzielt – per Strafstoß, den ihnen Robert Lewandowski überlassen hatte. Ihr Teamkollege verpasste dadurch einen möglichen Torrekord. Was bedeutet Ihnen diese Geste?
Coutinho: Das war wirklich eine sehr schöne Geste von ihm. Robert hätte einen Hattrick erzielen können – und jeder weiß, wie besonders das für einen Stürmer ist. Er hatte die Möglichkeit dazu, er ist der vorgesehene Elfmeterschütze. Aber Robert gab mir die Möglichkeit, mein erstes Tor vor unseren Fans zu erzielen. Das war ein ganz besonderer Moment für mich, als ich getroffen habe: Ich war sehr glücklich und sehr dankbar.
bundesliga.de: Die Fans haben hohe Erwartungen an Sie, die Medien stürzen sich auf sie. Wie kommen Sie damit zurecht und was sind ihre eigenen Erwartungen?
Coutinho: Ich habe auch hohe Erwartungen an dieses Jahr und hoffe, dass wir eine großartige Saison haben werden. Dann wird es auch für mich persönlich positiv sein. Jeder beim FC Bayern will erfolgreich sein und die Fans unterstützen uns dabei großartig. Der gesamte Trainerstab macht einen fantastischen Job, erleichtert uns das Leben mit seiner Arbeit enorm. Ich bin sehr glücklich und habe hohe Erwartungen, wie jeder bei uns.
bundesliga.de: Was sind die Unterschiede zwischen der Bundesliga und anderen Ligen wie der Premier League oder der La Liga?
Coutinho: In meinen Augen ist die Bundesliga der Premier League sehr ähnlich, was die Intensität der Spiele anbetrifft. Die Spiele sind sehr ausgeglichen, jede Mannschaft kämpft bis zum Schlusspfiff um jeden Ball. Das macht die Partien sehr intensiv. Es gibt nicht viel Platz oder Zeit zum Nachdenken oder Grübeln, wenn du am Ball bist. In La Liga dagegen stehen die Gegner gegen Barcelona immer sehr tief. Dadurch hatten wir mehr Platz zum Kombinieren, aber mussten uns immer durch die Abwehrreihen kämpfen. Das sind die größten Unterschiede, die ich bisher festgestellt habe.
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bundesliga.de: Wer sind die größten Konkurrenten des FC Bayern in dieser Saison, wenn es um die Deutsche Meisterschaft geht?
Coutinho: Es ist meines Erachtens noch zu früh, darüber zu sprechen – die Saison ist gerade erst im Gange. Gegen alle Mannschaften, die ich bisher erlebt habe, war es sehr intensiv. Das Titelrennen wird auf jeden Fall spannend, so viel ist klar. Es wird in meinen Augen ein harter Kampf. Wir müssen uns auf jedes Spiel sehr gut vorbereiten, müssen besser werden und uns weiterentwickeln. Am Ende, wenn das funktioniert, werden wir um den Titel mitspielen. Aber es ist zu Beginn der Saison schwierig zu sagen, wer bis zum Schluss unsere Konkurrenz sein wird – es ist noch ein weiter Weg!
bundesliga.de: Wie gespannt sind Sie, im „Klassiker“ auf Borussia Dortmund zu treffen?
Coutinho: Das wird auf jeden Fall ein ganz besonderes Spiel. Wie es dieses Duell immer ist. Ich habe gegen den BVB zwei Mal gespielt, als ich beim FC Liverpool war. Das waren sehr intensive Duelle. Das erwarte ich auch, wenn es diesmal so weit ist.
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bundesliga.de: Das Oktoberfest startete vergangenen Samstag, eine Lederhose haben Sie auch schon bekommen. Gefällt sie Ihnen?
Coutinho: Definitiv. Ich glaube, sie steht mir ganz gut. Das war wirklich cool – und meiner Frau gefällt sie auch. Das ist ein äußerst traditionelles Fest hier in München. Ich war sehr froh, dabei gewesen zu sein. Ich bin gerne ein Teil der Stadt und der Feierlichkeiten hier. Jeder, der hierher kommt und mitmacht, wird es genießen.
bundesliga.de: Ist es wahr, dass Sie in der Nähe des weltberühmten Maracanas aufgewachsen sind? Wie war es, dort groß zu werden?
Coutinho: Es ist eine ganz normale Gegend. Ich habe meine Kindheit dort verbracht und immer noch viele Freunde. Auch meine Eltern haben bis vor kurzem dort gelebt. Die Gegend ist nicht immer sicher, manchmal gefährlich. In einigen Augenblicke hoffst du schon, dass du keine bösen Überraschungen erlebst, wenn du über die Straße gehst. Aber ich war sehr glücklich dort und stehe mit meinen Freunden aus der Kindheit noch immer in engem Kontakt. Wir sind mit dem Fußball aufgewachsen. Wo ich groß geworden bin, gab es einen Betonplatz – dort habe ich jeden Tag mit meinen Freunden gespielt. Als kleines Kind habe ich immer die Fans im Maracana gehört. Ich habe immer davon geträumt, dort als Profi-Fußballer aufzulaufen. Und diesen Traum ist Realität geworden.
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bundesliga.de: Wie sind Sie überhaupt zum Fußball gekommen?
Coutinho: Ich habe irgendwann einfach begonnen zu spielen – mit meinen Freunden, auf der Straße. Als ich fünf oder sechs Jahre alt war, hat mein Vater mich in einer Fußballschule namens „Sargento“ angemeldet. Ganz in der Nähe des Maracana. Das Ziel war es, einfach Spaß zu haben und mit dem Ball zu trainieren. Nach einem Jahr dort bin ich zu Mangueira gewechselt – ein Team, das auch an Meisterschaften und Turnieren teilgenommen hat. Auf einem dieser Turniere war ich offenbar so gut, dass ich bei Vasco da Gama vorspielen durfte. Das war ein ganz anderes Level – Vasco ist ein großer Club, der berühmt für seine Nachwuchsarbeit ist. Mit sieben Jahren bin ich also dorthin gewechselt und habe Futsal gespielt, bis ich zwölf war. Dann musste ich mich entscheiden, ob ich lieber Futsal oder Fußball spielen möchte.
bundesliga.de: Wie haben Sie sich entschieden?
Coutinho: Ich wollte eigentlich nicht Fußball spielen, weil ich Futsal so sehr mochte. Also habe ich beides gemacht – eine sehr anstrengende Zeit in meinem Leben. Fußball-Training jeden Tag und dann noch Futsal abends, weil es unbedingt wollte. Erst mit 13 oder 14 habe ich dann Futsal aufgegeben, weil es einfach zu anstrengend war. Danach habe ich mich ganz dem Fußball verschrieben und war für insgesamt zehn Jahre bei Vasco.
bundesliga.de: Was hat in ihrer Entwicklung eine Schlüsselrolle gespielt und Sie zu dem Spieler gemacht, der Sie heute sind?
Coutinho: Ganz klar: Meine Familie. Sie sind die wichtigsten Menschen in meinem Leben. Sie sind diejenigen, die immer an meiner Seite sind. Meine Eltern, meine Frau, meine Brüder, meine Töchter. Wir sind füreinander da, in guten wie in schlechten Zeiten. Sportlich hatte ich natürlich einige wichtige Trainer, von denen ich jede Menge lernen konnte. Ob bei Vasco, nach meinem Wechsel zu Inter Mailand oder in Liverpool: Ich konnte einiges mitnehmen von diesen großartigen Trainern, die für meine sportliche Entwicklung enorm wichtig waren.
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bundesliga.de: Wie wichtig war ihr ehemaliger Trainer Jürgen Klopp in ihrer sportlichen Entwicklung? Wie konnte er Ihnen helfen?
Coutinho: Klopp? Das kann ich einfach nicht in Worte fassen. Er ist ein großartiger Trainer und außergewöhnlich in allem, was er tut. Ich habe eine wundervolle Zeit meines Lebens unter seiner Ägide gehabt und unendlich viel gelernt. Er legt besonders Wert auf noch so kleine Details, aber vor allem ist er extrem fokussiert. Klopp hat Liverpool zu dem Club gemacht, der er heute ist. Die Mentalität steht im Vordergrund – und immer konzentriert zu sein. Das ist etwas, das ich für mein Leben gelernt habe.
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bundesliga.de: Gab es für Sie schwierige Momente in ihrer Karriere?
Coutinho: Wenn du in ein anderes Land wechselst, dann ist es nie leicht. Zum Beispiel bei meinem Wechsel zu Inter, da war ich gerade einmal 17 Jahre alt. Du verlässt einen Platz, der dir vertraut ist. Du hast bis dahin bei deinen Eltern gelebt, mit deinen Freunden gespielt. Und dann musst du dich in einer neuen Umgebung mit einer anderen Kultur einleben, das ist nicht einfach. Neuer Club, neue Sprache, gestandene Profis als Mitspieler: Das war eine schwierige Phase für mich, ich stand ja erst am Anfang meiner Karriere. Meine Eltern und meine Frau sind mitgekommen und haben mir sehr geholfen. Wäre ich allein gewesen, hätte es nicht geklappt. Es gibt aber in einer Karriere immer ein paar Schwierigkeiten: Manchmal hast du einfach kein gutes Jahr, die Leute reden über dich – da musst du im Kopf stark bleiben. Das ist nicht immer einfach, aber meine Familie unterstützt mich sehr und hilft mir, dass ich auch in solchen Phasen mental stark bleibe.