Bundesliga
Robert Lewandowski wechselt nach acht Jahren und unzähligen Erfolgen beim Rekordmeister zum FC Barcelona. Seine Rekorde aber bleiben - viele wohl für immer.
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Die "Lewy bleib"-Rufe der Fans bei der Meisterfeier auf dem Rathausbalkon konnten ihn nicht mehr umstimmen. Robert Lewandowski hat seinen Plan durchgezogen und wird den FC Bayern München ein Jahr vor Vertragsende in Richtung FC Barcelona verlassen. Der Transfer ist inzwischen auch offiziell vollzogen.
Nach dem letzten Saisonspiel beim VfL Wolfsburg hatte er bereits angekündigt: "Es kann gut sein, dass das mein letztes Spiel für Bayern war." Sein 35. Saisontor 2021/22, das 238. im Trikot des FC Bayern, sein 312. in der Bundesliga insgesamt, wird also sein letztes gewesen sein. Allein diese Zahlen belegen: Die Bundesliga verabschiedet einen der größten Spieler ihrer Geschichte.
Mit jenem anspruchsvollen Kopfballtor beim 2:2 in Wolfsburg schloss sich für den 33-Jährigen ein Kreis. Es war das 25. und vorerst letzte Tor gegen seinen Lieblingsgegner. Gegen keine andere Mannschaft war er in der Bundesliga öfter erfolgreich als gegen die "Wölfe", die zudem die Leidtragenden der denkwürdigsten aller Lewandowski-Sternstunden waren. Am 22. September 2015, dem Dienstag einer englischen Woche, wurde "Lewy" beim Stand von 0:1 eingewechselt und schoss fünf Tore in 8:59 Minuten, was ihm neben weltweiten Schlagzeilen gleich vier Einträge ins Guinness Buch der Rekorde einbrachte: Fünf Tore als Einwechselspieler, schnellster Hattrick, schnellster Vierer- und Fünferpack in der Fußballgeschichte.
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Dieser Abend - wenngleich er in 252 Spielen für den Rekordmeister nur insgesamt 15 Mal eingewechselt wurde - steht trotz seiner Einmaligkeit durchaus stellvertretend für Lewandowskis Bedeutung für den FC Bayern. Ein Sportler, der aus den bayerischen Ansammlungen von Weltklasse-Könnern Jahr für Jahr herausstach und Spielverläufe nach seinem Willen umzubiegen vermochte. Mal traf er artistisch, mal technisch hochklassig, oft staubtrocken und immer zahlreich. Einer, den noch so hohe Höchstleistungen nie zufriedenstellten, sondern stets zu noch Größerem anstachelten. So verlässt Lewandowski die Bundesliga vielleicht auch, weil ihm hierzulande mittlerweile schlicht die Bestmarken ausgegangen sind.
Nach Meisterschaften überragt ihn einzig Thomas Müller. Ehe sie ab 2014 acht Mal zusammen die Schale klarmachten, hatte sein kongenialer Sturmpartner mit dem FCB schon deren drei geholt, Lewandowski mit Borussia Dortmund zwei. Den legendärsten, 49 Jahre währenden, doch eigentlich "unerreichbaren" Rekord von Vor-Vorgänger Gerd Müller überschrieb er 2020/21 mittels 41-maligem Torerfolg mit seinem eigenen Namen. Nicht ohne den "Bomber der Nation" mehrmals mit Worten sowie einer Trikot-Botschaft zu würdigen. Der Name Lewandowski steht wie kaum ein anderer für Tore. Aber auch für Fairplay, Respekt, Professionalität und Klasse, auf und neben dem Rasen.
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Wie beim im August 2021 verstorbenen Müller war die Expedition jenseits der Vierzigergrenze auch für Lewandowski zwar der erfolgreichste, bei weitem aber nicht der einzige Flug in der dünnen Luft der Tor-Giganten. In den letzten sieben Spielzeiten knackte er fünf Mal die 30 Tore (Müller sechs Mal). Auf seine torstärkste Saison, in der er sogar fünf Spiele verpasste, ließ er 2021/22 prompt die zweitbeste folgen, was ihm zum siebten Mal den Titel Bundesliga-Torschützenkönig einbrachte - ein weiterer Müller-Rekord, der nun auch den Namen Lewandowski trägt.
Allein Müllers Rekordwert von insgesamt 365 Bundesligatoren ging nicht in polnischen Besitz über. Bei 312 Treffern auf Lewandowskis Konto muss man nicht mehr als Realist sein, um zu schätzen, dass zwei weitere Spieljahre in der Bundesliga dem Super-Knipser gereicht hätten, um sich auch hier an die Spitze zu setzen. Doch Lewandowski steigt auf Platz zwei liegend (44 Tore vor dem drittplatzierten Klaus Fischer) aus, will sich in Barcelona noch einmal neu beweisen.
Nicht zum ersten Mal trug der erfolgreichste Bundesliga-Stürmer der Neuzeit sich diesen Sommer mit Wechselgedanken. Immer mal wieder ließen Avancen von Real Madrid den Jungen aus Warschau von magischen Fußballnächten im Santiago Bernabeu träumen, denen er mit dem FCB zwei Mal selbst zum Opfer fiel. 2017 und 2018 endete Bayerns Jagd auf den Champions-League-Titel im Fußballtempel der "Königlichen" und nährten den Zweifel, dass ein deutsches Team nicht der ideale Ort sein könnte, um die internationalen Titel und Auszeichnungen zu gewinnen, nach denen der Siegertyp Lewandowski strebt.
Eines seiner größten Verdienste um die Bundesliga bleibt, dass er sich selbst und der Fußballwelt das Gegenteil bewies: Champions-League-Sieger 2020 mit 15 Toren in zehn Spielen bis zum Titel. FIFA-Weltfußballer 2020 und 2021, als Spieler des FC Bayern. Lewandowski hat es sich, seinen Zweiflern und allen anderen gezeigt. Nun will er noch einmal etwas Neues ausprobieren. Er verlässt die Bundesliga trotz letztlich durchs große Tor. Viele seiner Rekorde werden unerreicht bleiben - und sein Name unvergessen.
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