Bundesliga
Vor fünf Jahren wollte Saïd El Mala seine Fußballschuhe an den Nagel hängen – heute ist er einer der großen Shootingstars der Bundesliga und frischgebackener Gewinner der Fritz-Walter-Medaille in Silber. Der 19-Jährige glänzt mit einer Spielweise, die es im modernen Fußball nicht mehr so häufig gibt.
2021 wurde er in der U15 bei Borussia Mönchengladbach aussortiert und sah seinen Traum vom Profifußball geplatzt. "Der 15-jährige Saïd dachte sich, das war's. Ich wusste nicht, was ich tun sollte", erinnert sich der pfeilschnelle Offensivspieler im Interview auf dfb.de an diesen Schlüsselmoment seines Werdegangs.
Zum Glück überzeugte ihn sein älterer Bruder Malek, der ebenso wie Saïd heute beim 1. FC Köln unter Vertrag steht, weiterzumachen. Über den TSV Meerbusch ging es weiter zu Viktoria Köln, wo er sich in den Vordergrund spielte. Bereits im Sommer 2024 nahm der FC die Brüder unter Vertrag, lieh sie aber aufgrund der damaligen Transfersperre direkt wieder an die Viktoria aus.
Und nun nahm die Karriere richtig Fahrt auf. Als Newcomer der Saison in der 3. Liga und Topscorer der deutschen U19-Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft trat er im Sommer seinen Dienst beim FC an und begeisterte vom ersten Training an.
Anpassungsprobleme an die Bundesliga oder gar Nervosität? Absolute Fehlanzeige! "Wenn ich den Ball kriege, überlege ich nicht viel, sondern handele instinktiv. Ich liebe es, ins Eins-gegen-eins zu gehen", beschreibt El Mala selbst seine Spielweise. Diese unbekümmerte Art erinnert an Lukas Podolski, der bis heute Heldenstatus am Rhein hat.
Kein Wunder also, dass auch "Prinz Poldi" bei seinem potenziellen Nachfolger ganz genau hinschaut. "Der geht drauf, der macht, der geht", schwärmt Podolski gegenüber dem "Express". "Diese Straßenfußballer-Mentalität, dieses Eins-gegen-eins, dieses Tempo – das sind genau solche Jungs, davon brauchen wir mehr", so der Weltmeister von 2014 weiter.
El Malas Aktionen sind aber keineswegs brotlose Kunst, sondern auch enorm gewinnbringend für sein Team. Trotz bislang nur 246 von 630 möglichen Einsatzminuten kommt er auf starke vier Scorerpunkte (drei Tore, ein Assist). Doch El Mala erzielt nicht nur irgendwelche Tore – er erzielt die entscheidenden. Das bewies er sowohl beim 1:0-Siegtreffer in Hoffenheim (seiner Startelfpremiere) als auch jüngst gegen den FC Augsburg, als er nur 17 Minuten nach seiner Einwechslung zum 1:1-Ausgleich traf.
Und fast noch erstaunlicher: Trotz seiner Jokerrolle, die er bisher an sechs von sieben Spieltagen zugeteilt bekam, ging fast kein Spieler in dieser Saison so häufig ins Dribbling wie Kölns neue Offensivhoffnung. Da gerät auch sein Trainer ins Schwärmen. "Er ist ein Straßenfußballer, der einfach eine gottgegebene Gabe hat", beschreibt Lukas Kwasniok seinen Schützling, der jüngst mit der Fritz-Walter-Medaille in Silber ausgezeichnet wurde.
Das Ziel für alle Beteiligten ist nun, dass El Mala Woche für Woche seine Qualitäten abruft. Es scheint, als hätte der neue Kölner Trainer diese Entwicklung bereits im Sommer vorhergesehen, denn damals sagte er über seinen Neuzugang: "Natürlich müssen wir ihn schützen, er ist noch jung. Aber wenn’s läuft – dann lassen wir ihn laufen."
So ähnlich sieht es auch Podolski. "Einfach machen lassen. Ob im Sport oder im Leben. Wenn einer ein Talent hat und was Gutes kann, dann ist das Alter scheißegal", befindet die FC-Legende. Die Ära von "Prinz Poldi" am Rhein ist Geschichte, die des Dribbelkönigs El Mala hat gerade erst begonnen.
Am kommenden Spieltag bekommt es der FC mit Borussia Dortmund zu tun. Der BVB dürfte die Partie angesichts ihrer im Klassiker verlorenen Siegesserie (14 Bundesliga-Siege in Folge) mit einer gehörigen Portion Wut im Bauch angehen. Aber was kann schon passieren – mit Saïd El Mala in den eigenen Reihen?