Bundesliga
Gleich zum Bundesliga-Auftakt geht es um die erste Meisterschaft - zumindest um eine inoffizielle. Der 1. FC Union Berlin und Hertha BSC spielen im Stadion an der Alten Försterei den Stadtmeister der Hauptstadt aus. Die Eisernen träumen vom vierten Derbysieg in Serie, während bei der Alten Dame ein neuer Kapitän das Ruder herumreißen soll. bundesliga.de beleuchtet die Ausgangslage vor dem Showdown am Samstagnachmittag.
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Nein, wirklich Selbstvertrauen tanken konnten beide Team beim Pflichtspielstart nicht. Während sich Hertha BSC nach gutem Start und 2:0-Führung im DFB-Pokal letztlich noch Zweitligist Eintracht Braunschweig im Elfmeterschießen geschlagen geben musste, zitterte sich Union Berlin beim Chemnitzer FC (Regionalliga) zu einem 2:1-Sieg in der Verlängerung. Bei beiden Berliner Clubs knirschte es also etwas im Getriebe, aber die Voraussetzungen werden am Wochenende völlig anders sein - nur die Fallhöhe ist in einem Derby ähnlich hoch wie beim Pokalfight bei einem unterklassigen Gegner.
Immerhin hat sich bei Union schon angedeutet, dass wieder gelingen könnte, was die Eisernen in der Bundesliga auszeichnet: absolute Leistungsträger zu ersetzen. Nach Max Kruse im Winter 2022 hat im Sommer auch Taiwo Awoniyi den Club verlassen. Die beiden waren in der vergangenen Saison immerhin für 20 der 50 Saisontore des FCU verantwortlich (15 Awoniyi, fünf Kruse). Nimmt man noch den Neu-Hoffenheimer Grischa Prömel hinzu, haben die besten drei Torschützen der Vorsaison den Club verlassen. Einer, der in Chemnitz schon angedeutet hat, dass er die Lücke in der Offensive schließen kann, ist Neuzugang Jordan Siebatcheu. Beim BSC Young Boys traf der US-Nationalspieler auf nationalem und internationalem Parkett in der vergangenen Saison nach Belieben (27 Pflichtspieltreffer).
Die erste Kerbe konnte sich der 26-Jährige dann schon nach dem Pokalspiel in den Schuh ritzen: Sein 1:1-Ausgleichstreffer brachte die Berliner in die Verlängerung und ermöglichte das Weiterkommen. Siebatcheu ist aber kein klassischer eins-zu-eins-Ersatz für Awoniyi, sondern hat spielerisch sogar mehr zu bieten. Das könnte für die Berliner zum großen Plus werden. Der großgewachsene Angreifer sollte prächtig mit dem in der Schlussphase der Vorsaison herausragenden Sheraldo Becker harmonieren. Im Mittelfeld wiederum wird das Prömel-Erbe vermutlich auf mehrere Schultern verteilt. In Chemnitz durfte Neuzugang Janik Haberer neben Haraguchi und Khedira beginnen.
Gegen die Hertha könnte Urs Fischer gerade auf den Positionen vor Khedira durchaus etwas rotieren, aber seine Doppelspitze wird er sicherlich wieder aufbieten. Ohne Zweifel eine Herausforderung für die Alte Dame, die in der vergangenen Saison schon mit einem Bein in der 2. Bundesliga stand.
Einer der Schlüsselspieler aus den Relegationsspielen ist nun befördert worden: Marvin Plattenhardt war beim 2:0 in Hamburg mit einem Tor und einer Vorlage der Mann des Spiels und darf Hertha BSC nun als Kapitän aufs Feld führen. Auch beim ersten Saisontor 2022/23 hatte der 30-Jährige seinen feinen linken Fuß im Spiel: Seine Flanke fand Davie Selke, der in Braunschweig zum zwischenzeitlichen 1:0 einköpfte. Beim Elfmeterschießen versagte die linke Klebe allerdings und Plattenhardt vergab vom Punkt.
Nun bietet sich ihm wie allen anderen Herthanern die große Gelegenheit, die Pokal-Pleite mit einem Derbysieg vergessen zu machen. Dabei sah es beim Zweitligisten zunächst nach einem souveränen Weiterkommen aus. "Wir haben 50, 55 Minuten ein gutes Gesicht gezeigt. Aber wir brauchen Zweikampfschärfe über die volle Distanz", so der neue Hertha-Coach Sandro Schwarz nach der Partie. Nun soll vor allem die erste Halbzeit in Braunschweig der Maßstab für die Berliner sein. Neben Kapitän Plattenhardt marschiert auch Prince Boateng wieder vorneweg. Der Routinier war schon unter Felix Magath ein wichtiger Führungsspieler - auf und neben dem Platz. Diese Rolle füllt der 35-Jährige auch unter Schwarz weiter aus. Mit seiner emotionalen Art ist er genau der richtige Spieler, um Union im Derby Kontra zu geben.
Die Hertha benötigt am Wochenende auch einen Push, denn in den letzten zwei Spielzeiten schauten die Köpenicker in der Tabelle immer auf die Alte Dame hinab. Auch die Gesamtbilanz der beiden Teams spricht für Union (fünf Siege, drei Remis, drei Niederlagen). Der Pluspunkt für Hertha könnte sein, dass der Kader weniger verändert ist, als der der Konkurrenz aus der Hauptstadt. Union wiederum ist zu Hause kaum zu packen und hat in den letzten zwei Spielzeiten insgesamt nur drei Heimspiele verloren. Aber in einem Derby gelten eben - ähnlich wie im Pokal - ganz eigene Gesetze.