Bundesliga
Dem Rausch folgte schon vor dem traditionellen Besuch auf dem Oktoberfest der Kater: Reichlich bedröppelt schlurften die Spieler des FC Bayern nach dem sensationellen 1:2 (0:0) gegen die TSG Hoffenheim in die Kabine, zugleich ging bei den Gästen die "Jagd" auf einen bisher eher Unbekannten los: Sargis Adamyan war mit seinen beiden Treffern ungeplanter Hauptdarsteller in einem Spiel, in dem die Rollen klar verteilt schienen - erst recht nach der Sternstunde der Münchner vier Tage zuvor bei Tottenham Hotspur.
>>> Hol dir Sargis Adamyan jetzt im Offiziellen Bundesliga Fantasy Manager
Adamyan gelang in seinem ersten Spiel von Beginn an prompt ein Doppelpack (54. und 79.) für Hoffenheim, das in den sechs Spielen zuvor nur viermal getroffen hatte - gleich nach dem Schlusspfiff wurde der bereits ausgewechselte Armenier vor Zuneigung fast erdrückt. "Das ist ein Riesentraum für mich", sagte Adamyan, die Stimme aufgeraut vom Jubeln: "Vor zwei Jahren habe ich noch in der Regionalliga gespielt."
>>> Spielbericht: Hoffenheim schlägt den FC Bayern dank Doppelpacker Adamyan
Zugleich betonte der flinke Angreifer bei Sky die Auswirkungen seines großen Tages für die ganze Mannschaft: "Der Sieg ist sehr wichtig", sagte er, "wir haben gezeigt, dass wir jeden in der Bundesliga schlagen können", so Adamyan. Die Bayern, die zwischenzeitlich durch den elften Saisontreffer ihres Torgaranten Robert Lewandowski ausgeglichen hatten, waren nach der ersten Saisonniederlage und einen Tag vor dem Mannschaftsbesuch auf der Wiesn ziemlich bedient. "Diese Niederlage müssen wir erst mal verarbeiten", erklärte Trainer Niko Kovac und räumte zähneknirschend ein: "Der Sieg von Hoffenheim ist nicht unverdient."
Für Torhüter Manuel Neuer war die erste Pleite nach 20 Bundesligaspielen ohne Niederlage und dem 7:2 in der Champions League bei Tottenham "ein Warnhinweis, dass man nichts geschenkt bekommt." Hoffenheim, das mit der einzigen Spitze Adamyan auf Konter lauerte, wäre schon in der 5. Minute beinahe in Führung gegangen. Nach einem feinen Pass von Ihlas Bebou rannte der 26-Jährige von der Mittellinie aus auf Neuer zu - zögerte mit dem Abschluss aber so lange, dass der nacheilende Jerome Boateng noch den Fuß dazwischen bekam. Adamyan lernte freilich schnell: Nach einem Ballverlust von Corentin Tolisso tunnelte er beim ersten Treffer Boateng, dann verlud er Neuer. Beim zweiten Tor tunnelte er Boateng ein weiteres Mal. "Wir haben zweimal durch einen Bauerntrick die Tore kassiert", klagte Neuer.
>>> "Ich bin sehr stolz auf mein Team": Die Trainerstimmen zum 7. Spieltag
Ansonsten war das Spiel fast durchgängig geprägt vom Bemühen der Bayern, die erst zum dritten Mal von Trainer Alfred Schreuder gewählte Vierer-Abwehr der TSG zu überlisten. Das führte zu viel Ballbesitz für die Münchner, aber zu wenig Chancen, weil die Gäste geschickt die Räume verdichteten. "Wir haben viel weggemacht und wenig zugelassen", sagte TSG-Torhüter Oliver Baumann. Einem Treffer von Serge Gnabry (24.), am Dienstag noch vierfacher Torschütze gegen die Spurs, wurde zudem in einer etwas schwungvolleren Phase der sonst ungewohnt harmlosen Münchner die Anerkennung wegen Abseits verweigert.
"Wir wollten alles reinhauen, was wir haben. Und das haben wir gemacht. Wir wussten, dass hier etwas möglich ist, wenn wir hinten sicher stehen und vorne unsere Konter nutzen. Heute hat es geklappt", erklärte Überraschungsmann Adamyan nach dem sensationellen Coup in München und bekannte: "Ich kann das selber noch nicht genau fassen. Der Trainer hat mir die Chance gegeben und ich wollte das Vertrauen zurückzahlen. Ich glaube, dass es mir ganz gut gelungen ist", so der Angreifer. Das dürfte allerdings die Untertreibung des Tages gewesen sein. "Unser Team hat Geschichte geschrieben, es hat noch nie ein Hoffenheimer Verein in München gewonnen", sagte derweil TSG-Trainer Schreuder. Das lag dann schon etwas näher an der Wahrheit.