Bundesliga
Der SC Freiburg kämpft am 34. Spieltag noch um einen Platz in der Champions League und hat für die kommende Saison Nationalspieler Matthias Ginter verpflichtet. Dass es so gut läuft, ist der Tatsache zu verdanken, dass der Verein aus dem Breisgau seit Jahren seinen ganz eigenen Weg geht.
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Der SC Freiburg gilt als Verein, bei dem alles ein wenig anders läuft als bei anderen Clubs. Abzulesen ist das alleine an der Amtszeit des Trainers: Christian Streich steht nun bereits seit fast zehneinhalb Jahren beim SCF an der Seitenlinie, einer seiner Vorgänger, Volker Finke, brachte es einst auf 16 Jahre. Zum Vergleich: Auf Platz zwei in der Liste der aktuell dienstältesteten Trainer der Bundesliga liegt Urs Fischer vom 1. FC Union Berlin, mit drei Jahren und zehn Monaten.
Während der Trainerberuf im Profigeschäft im Allgemeinen zu den Berufen mit sehr niedriger Jobsicherheit gehört, stand Streich bei Freiburg nie zur Disposition, auch nicht in den Jahren, in denen er mit seinem Verein gegen den Abstieg kämpfte, selbst 2014/15 nicht, als Freiburg als Vorletzter den Gang in die 2. Bundesliga antreten musste. Im Folgejahr ging es wieder rauf - natürlich mit Streich - und wiederum ein Jahr später spielte der Verein europäisch.
Das hektische Profigeschäft ist im beschaulichen Freiburg weitaus weniger hektisch. Dort setzten die Verantwortlichen schon immer lieber auf Kontinuität statt Hau-Ruck-Aktionen, lieber auf langfristige Verbesserungen als auf kurzfristigen Erfolg. In diesem Jahr werden die Freiburger für ihren Kurs mit der Teilnahme am europäischen Geschäft belohnt, zum dritten Mal in der Ära Streich wird es wahrscheinlich in die Europa League gehen. Vor dem letzten Spieltag ist sogar die Chance auf Platz vier und die Teilnahme an der Champions League noch da, das hat es im Breisgau bisher noch nie gegeben.
Erstmals überhaupt steht Freiburg zudem im Finale des DFB-Pokals und könnte dort am 21. Mai mit einem Sieg gegen RB Leipzig den ersten Titel der Vereinsgeschichte gewinnen. Für die Freiburger Fans, Spieler und Verantwortliche ist die Spielzeit 2021/22 schon jetzt eine Traumsaison, in der der Verein mehrere sportliche Ausrufezeichen gesetzt hat.
Zugleich besteht bei allen, die es mit dem SCF halten, eine große Lust auf das, was noch kommt. Denn für die nächste Saison ist Sportdirektor Klemens Hartenbach ein echter Transfer-Hammer geglückt: Matthias Ginter, deutscher Nationalspieler und mit 28 Jahren im besten Fußballeralter, wird nach dem Auslaufen seines Vertrages bei Borussia Mönchengladbach zu dem Club zurückkehren, bei dem seine Profikarriere - unter dem Trainer Streich - einst begonnen hatte.
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Auch dieser Transfer ist ein Ausrufezeichen und hat viele überrascht. Wenn Freiburg in der Vergangenheit einen Leistungsträger verlor, dann nahm oft genug das nächste große Talent aus der eigenen Nachwuchsabteilung dessen Platz ein. Dass in diesem Sommer auf Innenverteidiger Nico Schlotterbeck, der zu Borussia Dortmund wechseln wird, aber der gestandene Nationalspieler Ginter folgt, darf durchaus als Coup angesehen werden.
Große Worte oder gar Kampfansagen wird man aus dem Breisgau deswegen aber nicht hören. Hartenbach sagte bei Ginters Vorstellung: "Die Qualitäten von Matze kennen wir natürlich genau, werden die Zusammenarbeit aber mit einer gesunden und realistischen Erwartungshaltung angehen. Matze kann unserer Defensive Stabilität verleihen und uns mit seinen fußballerischen Fähigkeiten auch in der Spieleröffnung gut tun." Die Freiburger bleiben bodenständig, selbst wenn sie einen Spieler zu sich lotsen können, der auch bei größeren Vereinen im Gespräch war.
Ginter selbst sagte über seine Rückkehr: "Die Entwicklung des gesamten Vereins, das Potenzial der Mannschaft sowie die besondere Art und Weise des Austauschs mit den Vereinsverantwortlichen in den vergangenen Wochen – all dies in meiner Heimat vorzufinden, kann man in den heutigen Zeiten als Glückfall beschreiben. Dieses Gesamtpaket hat einfach perfekt gepasst." Es zeigt sich, dass der SCF mit seinem besonderen Konzept und seiner Andersartigkeit offensichtlich auch auf dem Transfermarkt punkten kann.
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Es muss nun aber niemand erwarten, dass die Freiburger künftig von ihrem Kurs abweichen und regelmäßig gestandene Nationalspieler verpflichten werden. Streich selbst bekannte, dass er selbst kaum glauben konnte, eine Chance auf eine Rückkehr von Ginter zu haben: "Als ich es das erste Mal gehört habe, dachte ich, das kann doch nicht stimmen." Freiburg wird auch künftig ein Ort bleiben, an dem vorrangig Spieler aus der eigenen Jugend die Chance erhalten, sich in der Bundesliga - oder sogar international - zu beweisen.
Vielleicht geht es dann in den kommenden Jahren mal wieder bergab in der Tabelle, vielleicht läuft es auch weiter gut, die Zeit wird es zeigen. Sicher ist: Freiburg ist bereit für neue Abenteuer. Hier läuft eben alles ein wenig anders. Und das ist auch gut so.