Bundesliga
Das späte Siegtor von Innenverteidiger Sebastiaan Bornauw lässt den 1. FC Köln in letzter Sekunde auf den Relegationsplatz springen.
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Es war wieder einer dieser Momente, in denen die leeren Ränge besonders wehtun. Man stelle sich die Szenen vor, die sich im Kölner RheinEnergie-Stadion abgespielt hätten, als Sebastiaan Bornauws Kopfball in der 86. Minute direkt vor der Südtribüne im kurzen Eck einschlug. Infernalisches Gebrüll, aufgerissene Pupillen und pulsierende Halsschlagadern gab es so "nur" auf dem Rasen. Der Kölner Innenverteidiger drehte ab, eine Welle aus Adrenalin, Glück und Erleichterung spülte ihn in einen Rudel-Jubel an der linken Seitenlinie. Bornauw schlug sich wild auf die Brust, wo das Logo mit dem Geißbock prangt.
"Ich bin vorher immer wieder auf den ersten Pfosten gelaufen. Da dachte ich mir, dass ich es mal am zweiten versuche. Sehr guter Ball von Jan [Thielmann], dann war es gar nicht mehr so schwer, den zu machen", sagte der Schütze des goldenen Tores sichtlich erschöpft im Post-Match-Interview. "In den Krieg" habe seine Mannschaft ziehen wollen, nachdem sie bei der Busankunft am Stadion von rund 1.000 FC-Fans auf Betriebstemperatur gebrüllt worden war.
Und wahrlich, ein Kampf sollte es werden im Duell des 17. gegen den bereits abgestiegenen 18. Köln war von Anfang an überlegen, kam gegen konzentriert verschiebende Schalker aber zu wenigen klaren Torchancen. Es dauerte bis zur 69. Minute, ehe der Ball endlich im Schalker Netz zappelte. Anderssons Stochertor nach Hectors Freistoßflanke fand nach VAR-Überprüfung aber keine Anerkennung.
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"Wir brauchten dieses verdammte Tor", brachte Trainer Friedhelm Funkel es rückblickend auf den Punkt. Und "Gott sei Dank" hatte sein Innenverteidiger sich sein erstes Saisontor für den wichtigsten Moment dieser Spielzeit aufgehoben. So weich die Hereingabe des eingewechselten Thielmann war, so entschlossen hämmerte der Belgier seinen Kopfball in die kurze Ecke. Der Rest war Rausch.
Von einer "Achterbahnfahrt der Gefühle" sprach der kaum beschäftigte Keeper Timo Horn hinterher. Kapitän Jonas Hector wusste "nicht so genau, wie man jetzt mit der Gefühlslage umgehen soll". Das späte Glück des ersehnten Siegtores einerseits, aber da war eben auch das Bedauern, "dass man es nicht direkt geschafft hat." Der begehrte 15. Platz blieb durch einen 2:0-Sieg beim VfB Stuttgart in den Händen von Aufsteiger Arminia Bielefeld. Köln muss - oder darf - nun nachsitzen. Hector: "Wir haben jetzt zwei Extra-Spiele und die müssen wir nutzen."
Der Gegner in den Spielen nächste Woche Mittwoch und Samstag wird morgen aus Bochum, Kiel und Fürth ermittelt. Zuversicht gibt den Domstädtern neben den Hochgefühlen in der Schlussphase des letzten regulären Saisonspiels auch die historische Bilanz: In zwölf Duellen seit Wiedereinführung der Relegation zwischen Bundesliga und 2. Bundesliga setzte sich acht Mal der Bundesligist durch, zuletzt Werder Bremen im vergangenen Jahr.
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Die Hansestädter sind nun, zehn Monate nach dem Klassenerhalt im "Nachsitzen" gegen den 1. FC Heidenheim, die Leidtragenden des späten Kölner Siegtores, rutschten am letzten Spieltag erstmals in dieser Saison auf einen direkten Abstiegsplatz. Köln dagegen bekommt nach insgesamt 19 Runden unter den letzten drei die Chance auf den Klassenerhalt im Doppel-Finale.
Dafür geht es für Spieler und Staff nach zwölf Nächten im Hotel zum Krafttanken in die eigenen vier Wände. "Die Jungs können kein Hotel mehr sehen", berichtete Funkel. "Deswegen müssen wir morgen frei machen und regenerieren, Montag wird wieder trainiert" - für die letzten beiden Schritte auf dem Weg zum Klassenerhalt.