Bundesliga

2021-04-26T18:20:00Z

So hat Dortmund Wolfsburg in Unterzahl geschlagen

Erling Haaland und Maxence Lacroix lieferten sich beeindruckende Sprintduelle
Erling Haaland und Maxence Lacroix lieferten sich beeindruckende Sprintduelle

Simon Rolfes ist Direktor Sport bei Bayer 04 Leverkusen, hat zwischen 2005 und 2015 insgesamt 288 Bundesliga-Spiele bestritten und trug 26 Mal das Trikot der deutschen Nationalmannschaft. An dieser Stelle schreibt er wöchentlich über die neuen, innovativen Match Facts, die von AWS für die Bundesliga während der Spiele bereitgestellt werden. Diesmal analysiert er anhand von Realformation: Trends, wie Borussia Dortmund im Champions-League-Duell gegen den VfL Wolfsburg am 31. Spieltag die Partie mit nur zehn Mann für sich entscheiden konnte.

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Von Simon Rolfes

Mit dem Bundesliga Match Fact „Realformation: Trends“ lässt sich perfekt nachvollziehen, wie eine Mannschaft agiert, die Unterzahl geraten ist. Ein Platzverweis markiert oft einen Wendepunkt in der taktischen Ausrichtung der Mannschaften und verändert die Geschichte des Spiels. In den seltensten Fällen nimmt das Team mit zehn Mann am Ende noch die drei Punkte mit. Umso interessanter ist deshalb der Sieg von Borussia Dortmund gegen den VfL Wolfsburg am 31. Spieltag.

In diesem so wichtigen Duell, wo nicht zuletzt auch die Weichen im Kampf um die Champions-League-Teilnahme gestellt wurden, musste der BVB nach der Gelb-Roten Karte von Jude Bellingham in der letzten Stunde mit einem Mann weniger auskommen. Der große Vorteil für Dortmund: Die Mannschaft von Edin Terzic lag zu diesem Zeitpunkt mit 1:0 vorne und konnte deswegen taktisch defensiver agieren.

Bis zum Platzverweis agieren beide Teams im 4-2-3-1

Während der BVB in der ersten Stunde bis zum Platzverweis in einem 4-2-3-1 agiert – und damit exakt die Formation der Wolfsburger gespielt –  hatte, stellte Terzic unmittelbar nach dem Platzverweis in der 60. Minute auf ein 4-4-1 um. Mit Thomas Delaney (Nr. 6) brachte er dabei sofort einen Sechser zur Absicherung als direkten Ersatz für Bellingham (Nr. 22), gleichzeitig wurde mit Jadon Sancho (Nr. 7) ein Spieler aus der offensiven Mittelfeldreihe geopfert.

Die Positionen in der Defensive wurden also alle beibehalten, während sich vorne Erling Haaland (Nr. 9) fortan als Einzelkämpfer durchschlagen musste. Eigentlich ein äußerst undankbarer Job für einen Stürmer, doch für Haaland passte diese Rolle am vergangenen Samstag perfekt: Durch seinen robusten Körper konnte er sich im Zweikampf auch gegen mehrere Gegenspieler behaupten. So war er mit 18 gewonnenen Duellen am Ende sogar der zweikampfstärkste Dortmunder. Hinzu kam seine allseits bekannte Schnelligkeit, mit der er immer wieder in der Lage war, die Steilpässe seiner Mannschaftskameraden zu erlaufen. Der VfL wiederum setzte mit Maxence Lacroix einen pfeilschnellen Sonderbewacher auf Haaland an. In diesem hoch interessanten Eins-gegen-Eins der beiden Youngster kam es schließlich zu einem beeindruckenden Laufduell, bei dem der Norweger mit 35,99 Km/h den zweitschnellsten Saisonwert aufstellte (besser war nur er selbst am 28. Spieltag gegen Stuttgart), Wolfsburgs Verteidiger erreichte mit 35,75 Km/h immerhin die viertschnellste Maximalgeschwindigkeit 2020/21.

Die Dortmunder Taktik in der Schlussphase: Terzic stellt auf Fünferkette um

Weil Wolfsburg im Rückstand praktisch gezwungen war, das Spiel zu machen, und sich der BVB tief in der eigenen Hälfte auf Konter verständigte, entstanden für Haaland in der Wolfsburger Hälfte große Räume. Während der Norweger kurz nach der Pause noch bei einem Konter an VfL-Keeper Casteels gescheitert war, konnte ihn in der 68. Minute dann aber keiner mehr aufhalten: Nach einem Steilpass von Mo Dahoud war Haaland auch mit dem Ball am Fuß einfach schneller als Lacroix und Co. und schob zum 2:0 ein.

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Mit dieser komfortablen Führung im Rücken waren auf der Anzeigetafel aber immer noch mehr als 20 Minuten zu spielen. Die Folge: Ab der 80. Minute stellte Terzic mit der Hereinnahme von Thomas Meunier (Nr. 24) dann sogar auf Fünfer-Abwehrkette um. Trotz der Wolfsburger Dominanz mit 53 Prozent Ballbesitz und deutlich mehr gespielten Pässen (455:405) verteidigte Dortmund so clever, dass die "Wölfe" letztlich nur zwei ihrer insgesamt 21 Abschlüsse aufs Tor bringen konnte. Am Ende zu wenig. Dass der BVB mit nur acht Torschlüssen am Ende sogar auf einen höheren xGoals-Wert kommt (Wolfsburg 1,38: 1,46 Dortmund), zementiert diesen Eindruck.

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