Bundesliga
Köln – Mit 29 Jahren ist Marco Reus auf dem Höhepunkt seines Schaffens angekommen. Der Kapitän von Borussia Dortmund ist nach vielen Rückschlägen in seiner Karriere besser denn je. In der Hinrunde 2018/19 war er bislang das Maß aller Dinge in der Bundesliga.
Alleine schon die Zahlen sind beachtlich: Marco Reus hat nach der ersten Halbserie bereits elf Treffer erzielt und sechs Torvorlagen gegeben – und da sind die zahlreichen Dortmunder Tore, zu denen er einen entscheidenden Beitrag in der Entstehung geleistet hat, noch gar nicht eingerechnet. In all seinen Jahren war die Ausbeute nach 17 Spieltagen noch nie so gut. Reus war Spieler der Monate September und November und hat beim Klassiker im Spitzenspiel gegen den FC Bayern München das Top-Tor im November erzielt.
Video: Das Top-Tor im November von Marco Reus
Und gerade das Spiel gegen Bayern am 11. Spieltag verdeutlicht die Entwicklung, die Reus in den letzten Jahren durchlaufen hat. Warfen ihm Kritiker in jungen Jahren noch vor, in den wichtigen Spielen unterzutauchen, so übernimmt er jetzt umso mehr Verantwortung: Beim Klassiker holte er beim Stand von 0:1 einen Elfmeter heraus, verwandelte diesen sicher, erzielte später mit einer fulminanten Direktabnahme das 2:2 und leitete schließlich mit einem feinen Hackentrick das finale 3:2 von Paco Alcacer ein.
Kurz: Reus ist ein absoluter Leader geworden, und das nicht nur, weil er seit dieser Saison die Kapitänsbinde trägt. Jadon Sancho, immerhin einer der besten Offensiv-Spieler der Bundesliga, sagt über seinen Mitspieler Reus: "Ich sehe zu Marco auf, weil er ein sehr großer Spieler ist. Wenn er mir Dinge erzählt, höre ich zu. Ich muss diesen Rat einfach nur annehmen und als Spieler lernen. Er ist wie ein Idol."
Dabei ist vielleicht gar nicht mehr die Schnelligkeit und die außergewöhnliche Schusstechnik, der Reus noch in jungen Jahren auszeichnete, vielmehr fungiert er jetzt als Spielgestalter, der den Ball durch das Mittelfeld treibt und auf engsten Räumen Lösungen gegen Gegenspieler findet und mit einem extrem präzisen-, kaum fehlerhaften Passspiel, seine Mitspieler hervorragend in Stellung bringt. Bei Trainer Lucien Favre ist das Spiel nicht nur perfekt auf ihn zugeschnitten, er ist auch das zentrale Element beim BVB: In allen Bundesliga-Spielen stand er in der Startelf.
Natürlich sehen wir in dieser Saison auch endlich mal wieder einen verletzungsfreien Reus. Seine Krankenakte in der Vergangenheit ist hinlänglich bekannt und würde an dieser Stelle ohnehin den Rahmen sprengen. Aber: Schon jetzt hat Reus deutlich mehr Minuten auf dem Platz gestanden als in den Saisons 2016/17 und 17/18.
Was jetzt noch fehlt? Natürlich der erste Titel in der Bundesliga. Noch nie war er für Reus so greifbar wie in diesem Jahr. Es wäre die Krönung einer zumindest bis dato herausragenden Saison.
Karol Herrmann