Bundesliga
Bayer Leverkusen hat durch den 3:1-Erfolg gegen Union Berlin den Startrekord des FC Bayern München aus der Saison 2015/16 eingestellt. bundesliga.de vergleicht die fantastische Alonso-Elf der Gegenwart mit Guardiolas Superbayern.
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Bayer 04 Leverkusen 2023/24, 31 Punkte, Tordifferenz +24
Nach dem 8. Spieltag der Saison 2022/23 übernahm Xabi Alonso das Traineramt bei Bayer Leverkusen. Damals stand die Werkself mit nur einem Sieg auf dem vorletzten Platz. Der Spanier entwickelte das Team schnell weiter und führte Leverkusen noch in die Top-6 der Tabelle und ins Halbfinale der Europa League.
Deshalb herrschte im Sommer durchaus Optimismus unter dem Bayer-Kreuz. Mit Moussa Diaby wurde zwar ein absoluter Leistungsträger der vergangenen Jahre abgegeben, aber gerade die Transfers von Victor Boniface, Jonas Hofmann, Alejandro Grimaldo und Granit Xhaka ließen die Vorfreude auf die Saison steigen. Dass der Start allerdings so überragend laufen würde, hätten wohl selbst die größten Leverkusen-Fans nicht für möglich gehalten.
Gleich der Saisonauftakt hatte es in sich, aber der doppelte Pokalsieger und Champions-League-Teilnehmerr RB Leipzig wurde in einer packenden Partie mit 3:2 bezwngen. Dieser Sieg hatte Signalwirkung und es folgten weitere überzeugende Erfolge in Mönchengladbach und gegen Darmstadt, bevor der ultimative Härtetest beim FC Bayern anstand.
Zwei Mal lag das Alonso-Team in der Allianz Arena hinten, aber Bayer zeigte große Moral und vor allem auch Qualität und nahm ein verdientes 2:2 mit ins Rheinland. Das war auch bis jetzt das letzte Pflichtspiel, das Leverkusen nicht gewinnen konnte. Insgesamt steht die Werkself bei schier unfassbaren 16 Siegen in 17 Pflichtspielen.
Bei vielen dieser Siege wurde der Gegner regelrecht überrollt, aber auch in engeren Spielen wie beispielsweise in Wolfsburg, gegen Freiburg oder in Hoffenheim behielt der Spitzenreiter stets die Ruhe und setzte sich letztlich mit einem Tor Differenz durch. "Wer solche Spiele gewinnt, wird Deutscher Meister“, wird dann häufig gesagt.
Dabei profitiert Bayer 04 davon, dass die Verantwortung innerhalb des Teams auf mehreren Schultern verteilt ist. Es reicht nicht, einen einzelnen Akteur auszuschalten. Neuzugang Boniface ist bislang eine der großen Entdeckungen dieser Saison und vereint unbändige Kraft mit enormem Tempo und feinen Füßen. Mit sieben Toren und fünf Vorlagen ist er der Topscorer der Werkself. Dahinter wirbeln Hofmann (fünf Tore, fünf Assists) und Florian Wirtz (drei Tore, fünf Assists) durch die Liga.
Flankiert wird das Offensivtrio vom vermutlich besten und auf jeden Fall torgefährlichsten Außenverteidigerpärchen der Bundesliga. Grimaldo (sechs Tore, vier Assists) und Jeremie Frimpong (drei Tore, fünf Assists) haben großen Anteil daran, dass das Alonso-Team mit 34 Treffern nach elf Spieltagen eine neue Clubbestmarke aufgestellt haben. Das können nur die Kane-Bayern mit ihren historisch vielen 42 Treffern nach elf Spieltagen überbieten. Beide Teams sind die ersten in der Bundesliga-Historie, die an den ersten elf Spieltagen einer Saison immer mindestens zwei Treffer erzielen konnten.
Aber bei der Werkself in dieser Saison glänzt nicht nur die Offensive. Im Mittelfeld ist Granit Xhaka mit seiner Erfahrung von enormer Bedeutung und führt die jungen Spieler neben ihm. Auch die Dreierkette, zumeist gebildet von Jonathan Tah, Edmond Tapsoba und Odilon Kossounou, steht extrem sicher und ließ erst zehn Gegentreffer zu. Kurz gesagt: Alle Mannschaftsteile spielen in absoluter Topform - was enorm für die Arbeit von Xabi Alonso spricht.
Der Spanier hat im Sommer noch mehr am Ballbesitzspiel gefeilt. Nur die Bayern kommen im Schnitt auf mehr Ballbesitzphasen als die 58 Prozent, die die Rheinländer vorzuweisen haben. Bei der Passquote liegt der Spitzenreiter aus Leverkusen mit 89,2 Prozent sogar knapp vor dem Verfolger aus München (88,8 Prozent). Alonso versteht es auch perfekt, das schöne Spiel mit Effizienz zu paaren: Nur die Bayern (5,1) brauchten pro Tor weniger Torschüsse als Bayer 04 (5,4).
Die Saison ist noch lang und im Fußball kann viel passieren, aber diese Leverkusener Mannschaft wirkt bereit für den ganz großen Wurf.
Pep Guardiola ging bereits als zweifacher Deutscher Meister in die Saison 2015/16. Arturo Vidal und Douglas Costa waren die beiden Top-Transfers des Sommers, in dem auch der 19-jährige Kingsley Coman und der noch relativ unbekannte Joshua Kimmich an die Isar wechselten.
Die Bayern-Saison startete gleich mit einem dominanten 5:0-Erfolg gegen den HSV und ging in diesem Stil weiter. Im Klassiker wurde Borussia Dortmund mit 5:1 weggefegt und auch den VfL Wolfsburg ereilte dasselbe Schicksal. Der aktuelle Rivale Leverkusen wurde ebenfalls deutlich mit 3:0 bezwungen.
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Das 5:1 gegen Wolfsburg ging noch aus einem anderen Grund in die Geschichte ein: Der erst zur Halbzeit eingewechselte Robert Lewandowski erzielte fünf Treffer innerhalb von nur neun Minuten – bis heute gültiger Bundesliga-Rekord. Es war auch der Kickstart für Lewandowskis Bayern-Zeit. Die Torausbeute des Polen war in der Premierensaison 2014/15 beim Rekordmeister mit 17 Treffern für seine Verhältnisse mager ausgefallen. In der Folge überbot er diese Zahl bis zu seinem Wechsel nach Barcelona immer deutlich.
Nach elf Spieltagen stand Lewandowski bereits bei 13 Treffern und wurde von Teamkollege Thomas Müller gejagt, der ebenfalls schon zehn Mal erfolgreich war. Auch Coman, Arjen Robben und sogar der heutige Leverkusen-Coach Xabi Alonso steuerten Treffer bei, bevor ein 0:0 in Frankfurt der Münchner Siegesserie ein Ende setzte. Offensiv war das Guardiola-Team richtig stark, in der Defensive aber schier unbezwingbar. Vier Gegentreffer nach elf Partien standen damals zu Buche.
Anders als Leverkusen heute hatten die Münchner die Konkurrenz auch schon distanziert: Der BVB lag bereits fünf Zähler hinter dem Rekordmeister, der eine beeindruckende Start-Ziel-Meisterschaft hinlegte und zehn Zähler vor Vizemeister Dortmund einlief. 28 Siegen standen nur zwei Niederlagen gegenüber. Lewandowski (30 Tore) und Müller (20) waren für die Mehrzahl der 81 Tore verantwortlich, aber die Defensivleistung ist bis heute unerreicht. 17 Gegentreffer nach 34 Spielen sind der Bestwert in 60 Jahren Bundesliga.
Neben der Meisterschaft wurde auch der DFB-Pokal gewonnen – wenn auch knapp im Elfmeterschießen gegen Borussia Dortmund. Nach dem Double endete die Guardiola-Zeit in der Bundesliga, aber das Vermächtnis des Spaniers bleibt. Nicht zuletzt durch Guardiola-Schüler Xabi Alonso, der mit attraktiven Ballbesitzfußball die Liga aufmischt.