Bundesliga
Köln - Thomas Delaney wechselte vor zweieinhalb Jahren aus Dänemark in die Bundesliga und seitdem ging es immer bergauf. Bei Werder Bremen überzeugte er auf Anhieb und auch in Dortmund brauchte der laufstarke Linksfuß keine Eingewöhnungszeit. Im Interview mit bundesliga.de spricht der 27-Jährige über seine Erfahrungen beim BVB, die hochklassigen Neuzugänge und den Titelkampf in der neuen Saison.
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bundesliga.de: Als Sie im Januar 2017 den FC Kopenhagen verlassen haben und nach Bremen gewechselt sind, haben Sie gesagt, dass Sie nun den nächsten Schritt machen wollen. Würde Sie rückblickend sagen, dass Ihnen das gelungen ist?
Thomas Delaney: Auf jeden Fall. Vor zweieinhalb Jahren hätte ich mir nicht erträumt, dass ich heute beim BVB spiele. Darauf bin ich sehr stolz und es macht mich auch demütig. Vom kleinen Dänemark ins große Dortmund - es gibt nicht so viele Leute, die das schaffen.
bundesliga.de: Sie sind vor einem Jahr zum BVB gekommen. Wie lautet ihr Saison-Fazit?
Delaney: Wenn Sie mir vor der Saison gesagt hätten, dass wir am letzten Spieltag noch die Chance haben, Meister zu werden - wenn auch nur mit Schützenhilfe - hätte ich das sofort unterschrieben. Aber Ziele ändern sich im Laufe einer Saison. Egal, ob man oben oder untern steht. Natürlich haben wir die Chance gesehen, Meister zu werden. Deshalb fühle ich mich zwiegespalten: Ich bin gleichzeitig stolz und glücklich, aber eben auch ein wenig enttäuscht.
bundesliga.de: Aus Enttäuschungen kann man im Fußball immer auch neue Motivation ziehen. Kann das Team die Erfahrungen der letzten Spielzeit nutzen und es in der neuen Saison noch besser machen?
Delaney: Natürlich. Es gab Momente im vergangenen Jahr, wo wir unsere Leistung nicht hundertprozentig abrufen konnten. Wir standen teilweise enorm unter Druck und konnten uns davon nicht immer befreien - das ist etwas, was mir besser machen müssen. Bei den vielen jungen Spielern, die wir haben, werden wir sicher stärker werden. Man kann viel lernen, wenn man scheitert - und irgendwie sind wir das. Man kann nicht wirklich für große Spiele trainieren. Du musst sie erleben, du musst dort deine Fehler machen. Das sind Erfahrungen, die einen stärker machen.
bundesliga.de: Der BVB war in der bisherigen Transferphase sehr aktiv und hat zahlreiche namhafte Spieler wie Mats Hummels, Thorgan Hazard, Julian Brandt oder Nico Schulz verpflichtet. Wie fühlt es sich als Mitspieler an, wenn solche hochklassigen Akteure dazustoßen?
Delaney: Als ich hierhergekommen bin, hatte der Club einen Plan. Das Ziel war, sich zu verbessern und zurück an die Bundesliga-Spitze zu kommen. Die Mannschaft war gut, aber die Saison davor verlief enttäuschend. Die Verpflichtungen in diesem Sommer sind ein weiteres Zeichen dafür, dass das Management weiß, was es tut und das Team optimal aufstellt. Das begrüße ich. Es gibt immer Konkurrenzkampf und davon kann die Mannschaft nur profitieren. Ich sehe das als großes Plus.
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bundesliga.de: Axel Witsel kam zur selben Zeit wie Sie nach Dortmund. Davor ist er nach China gegangen, was viele Leute überrascht hat, aber dann hat er von der ersten Minute an bewiesen, dass er immer noch auf absolutem Top-Level spielen kann. Wie lief ihre Partnerschaft auf dem Platz?
Delaney: Axel hat mich sehr beeindruckt. Er ist ein kompletter Spieler, der in allen Aspekten auf einem sehr hohen Level agiert. Ich lerne einiges von ihm. Wir verstehen uns sehr gut und unterstützen uns. Wir sind ähnliche Spielertypen, können unser Zusammenspiel aber noch verbessern. Es ist aber eine Freude, mit ihm zusammenzuspielen.
bundesliga.de: Auch ihr Trainer Lucien Favre stieß im Sommer 2018 zum Club. Wie hat er es geschafft, die Mannschaft nach seinen Vorstellungen zu formen?
Delaney: Ich denke, ihm ist bewusst, dass er ein junges Team hat. Er ist sehr detailorientiert und will die jugendlichen Fehler, die wir manchmal machen, abstellen. Und dabei meine ich nicht die jungen Spieler, sondern uns als gesamtes Team. Er schenkt uns viel Vertrauen und ist auch nachsichtig. Er will Angriffsfußball spielen und ich denke, in der letzten Saison gab es viele Momente, in denen wir es genossen haben, befreit aufzuspielen und einfach zu versuchen, ein Tor mehr als der Gegner zu schießen. Das ist es letztlich, was für uns zählt.
bundesliga.de: Sie sind einer der Glücklichen, im Signal Iduna Park vor einer Kulisse von 80.000 Fans aufzulaufen, die sie nach vorne peitschen. Was ist das für ein Gefühl?
Delaney: Es ist jedes Spiel aufs Neue eine große Freude. Ich bin erst seit einem Jahr hier und ich weiß nicht, wie es Marcel Schmelzer oder Lukasz Piszczek geht, die praktisch schon ihr ganzes Leben in Dortmund spielen. Ich bekomme jedenfalls jedes Mal Gänshaut, wenn ich aufs Feld laufe. Diese Momente während der Saison, zum Beispiel das Tor zum 3:2 gegen den FC Bayern, ist einfach unglaublich. Ich kann es gar nicht wirklich beschreiben. Da ist die "Gelbe Wand" und alles um dich herum. Es ist extrem intensiv. Das trifft es am besten. Sagen wir es mal so: Ich bin hier schon sowohl mit der Heim- als auch in der Gastmannschaft auf dem Platz und es ist wesentlich einfacher für die Heimmannschaft - auch, wenn die Kommunikation auf dem Platz manchmal schwierig ist. Es macht einfach Spaß, hier zu spielen. Als Bremen-Spieler kam es mir schon vor dem Anpfiff vor, als würden wir 0:1 zurückliegen.
bundesliga.de: Nicht nur der BVB hat seine Mannschaft verbessert, sondern auch die Bayern haben neues Personal und werden wieder als Titel-Favorit starten. Im letzten Jahr waren sie bis zum letzten Spieltag ein ebenbürtiger Gegner. Kann der BVB das wieder schaffen?
Delaney: Natürlich, wir wollen da oben bleiben. Das Wichtigste ist für uns, unter die ersten Vier zu kommen und dann wird man sehen, was passiert. Wir haben das Selbstvertrauen, wir haben die richtigen Lehren gezogen, wir haben uns durch die Neuzugänge verstärkt und sind als Mannschaft noch weiter zusammengewachsen. Deshalb bin ich sehr optimistisch.