Bundesliga

Unikat und Unikum: Thomas Müller

Eben "Einer wie Keiner": Thomas Müller
Eben "Einer wie Keiner": Thomas Müller

Er war und bleibt außergewöhnlich. Ein Solitär, der sich nie als Solist verstand. Kein deutscher Fußballer hat mehr Titel und Trophäen gewonnen als Thomas Müller. Und vielleicht keiner auch mehr dauerhafte Sympathien. Schon den 19-Jährigen schlossen die Deutschen ins Herz, und das, wie es scheint, über alle Lager hinweg, von den Bayern-Anhängern bis zu den Nicht-Fußballfans. Warum das heute immer noch so ist, darüber macht sich auch der inzwischen 35-Jährige schon mal seine Gedanken. "Der Mensch mag es ja auch, wenn er sich gegenseitig bestätigt, ohne Fragen stellen zu müssen", erklärte er die Ovationen in der Allianz Arena bei seinem 500. Bundesliga-Spiel im April 2025. "Dementsprechend haben sich alle darauf verständigt, dass Thomas Müller zu feiern völlig okay ist. War super."

Einen wie ihn "müssen eigentlich alle mögen", findet auch sein Ziehvater Hermann Gerland, der dem jungen Thomas Müller öfters die Leviten las, ihn "Fräulein Müller" rief, wenn der Nachwuchsstürmer nach Zweikämpfen allzu theatralisch über den Rasen rollte – ihm dann aber bei Uli Hoeneß einen Profivertrag beim FC Bayern erkämpfte. Der magere Jüngling vom Ammersee wäre sonst bei der TSG Hoffenheim gelandet. So aber wurde ein bayrisches Fußballmärchen daraus.

Diesen Sommer geht es zu Ende, spätestens nach Müllers letztem Hurra mit dem FCB bei der FIFA Klub-Weltmeisterschaft in den USA. Vielen Menschen in Deutschland wird wohl etwas fehlen ohne ihn. Zum Beispiel Gerlands 93-jähriger Schwiegermutter Hilde.

"Sie war immer ein Fan von Thomas", sagt im Gespräch mit BUNDESLIGA der legendäre Jugendcoach und spätere Assistent der Trainerstars Louis van Gaal, Jupp -Heynckes, Pep Guardiola, Carlo Ancelotti, Hansi Flick. "Sie hat eine Figur von ihm mit Autogramm. Und immer wenn er ein Tor schießt, freut sie sich und trinkt ein Schnäpschen."

Die Anfänge in der Bundesliga: Hier gegen den HSV in seinem Debütspiel
Die Anfänge in der Bundesliga: Hier gegen den HSV in seinem Debütspiel

Müller selbst wird, wie er in der "Prime"-Dokumentation "Einer wie keiner" erzählt, vor allem das "Adrenalin am Samstag" fehlen. 17 Jahre lang genoss er es. 17 Jahre Bundesliga, immer mit demselben Club. Das ist länger als die Regierungszeiten von Helmut Kohl oder Angela Merkel. Nur ohne den Absturz in den Umfragewerten, wie ihn jeder Bundeskanzler seit der deutschen Wiedervereinigung gegen Ende seiner Amtszeit erlebte.

Einzige Ausnahme: Merkel – vielleicht auch deswegen, weil sie beim Feiern des Weltmeistertitels in Brasilien 2014 neben Müller in der Kabine saß und zum erklärten Müller-Fan wurde. Politiker könnten neidisch werden auf einen wie ihn. Der Stimmungskönig des deutschen Fußballs hat sich nie um seine stabile Popularität sorgen müssen.

Vielleicht Müllers größter Triumph: Der WM-Titel 2014

Einer der Gründe dafür ist gewiss seine Bodenhaftung. Auch als der Weltstar des
Fußballs, der er schon 20-jährig bei der WM in Südafrika wurde, wirkt er bis heute wie der ganz normale Typ, neben dem man morgens am S-Bahnhof stehen könnte oder abends in der Schlange im Supermarkt.

Diego Maradona, damals Nationaltrainer Argentiniens, hielt ihn 2010 vor dem Länderspiel in München für einen Balljungen und verscheuchte ihn aus der Pressekonferenz. Vier Monate später, als Müller im WM-Viertelfinale gegen Argentinien nach drei Minuten traf und Deutschland am Ende 4:0 gewann, kannte er ihn dann.

Müllers erster Gewinn der Champions League: Es sollte nicht der Letzte bleiben

Selbst auf dem Fußballplatz war oft nicht auf den ersten oder zweiten Blick klar, was diesen Müller denn nun so besonders machte. Nicht mal seinen Kollegen: "Der läuft ja wie ein Kreisligaspieler", dachte anfänglich Bastian Schweinsteiger. Müller selbst fand: "Ich habe selten einen solch komischen Spieler gesehen wie mich selber." Und Gerland räumt ein, dass niemand, er eingeschlossen "vorhersagen konnte, welch  unglaubliche Karriere er machen würde".

Was in diesen 17 Profijahren von Müller geschah und gelang, wirkt manchmal so
unwahrscheinlich, dass man sich im Rückblick die Augen reibt. Und meinen könnte, man hätte es hier mit einer fiktiven Filmfigur zu tun, ausgedacht von einem etwas durchgeknallten Drehbuchautor – ein schmächtiger Jüngling, "der meistunterschätzte Spieler von allen", so Gerland, "der aussah, als würde er nach jedem Zweikampf zusammenbrechen", der dann aber durch Schläue, Spielwitz und eine fast unglaubliche Unverwundbarkeit der Erfolgreichste von allen wird. Dieses Drehbuch hätte niemand je verfilmt. Es war viel zu unrealistisch.

Welche Qualitäten Thomas Müller letztlich zu der Legende werden ließen, als die er sich heute aus der Bundesliga verabschiedet, lest ihr in Ausgabe 2|25 von BUNDESLIGA. Das Magazin der DFL gibt es auch in der DFL-App für iOS und
Android.

Text: Christian Eichner

Loading video
Ähnliche News
Noch mehr Artikel

Ob im Urlaub oder zuhause - du willst wissen, wo welches Spiel übertragen wird? Ganz einfach:

  1. Lade die Bundesliga App herunter
  2. Klicke auf Spiele
  3. Sieh sofort, welcher Sender dein Spiel im jeweiligen Land zeigt!