Bundesliga
Zwei Tore gegen seine alte Liebe - und seinen eigenen Trauzeugen: Mit seinem ersten Doppelpack im Trikot von Borussia Mönchengladbach hat Tim Kleindienst seinen ehemaligen Verein 1. FC Heidenheim 1846 abgeschossen. Besonders brisant: Im Gäste-Tor war Kleindiensts Trauzeuge Kevin Müller der Leidtragende des treffsicheren Neu-Nationalspielers, der seinen Kumpel sogar unfreiwillig vor einem Platzverweis bewahrte.
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Der Elfmeter war perfekt getreten, der Doppelpack war unter Dach und Fach: Selbst jubeln wollte Tim Kleindienst dennoch nicht, hatte er sein erstes Zwei-Tore-Spiel im Trikot von Borussia Mönchengladbach doch ausgerechnet gegen seinen Ex-Club erzielt. Mit 3:2 konnte die "Fohlenelf" den 1. FC Heidenheim 1846 niederringen, der Neu-Nationalspieler hatte mit seinen beiden Treffern (62., 75.) entscheidenden Anteil am Heimsieg seines neuen Teams gegen die alte Liebe.
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"Es ist immer etwas Besonderes, wenn es gegen die alten Kollegen geht. Ich bin froh, dass ich das Selbstvertrauen und die Spielfreude von der Nationalmannschaft mitnehmen konnte", sagte der 29-Jährige, der in der vergangenen Länderspielpause in den Duellen in Bosnien-Herzegowina (2:1) und gegen die Niederlande (1:0) sein Debüt für die DFB-Elf gegeben hatte, und fügte hinzu: "Es tut mir fast weh, meinen alten Kollegen geschadet zu haben. Aber Vereinswechsel gehören zum Fußball, von daher freue ich mich am Ende des Tages natürlich über den Sieg und meine beiden Tore."
Sein erster Bundesliga-Doppelpack für Borussia Mönchengladbach – gegen seinen Ex-Club. Und gegen einer seiner engsten Vertrauten, denn zwischen den Pfosten beim 1. FC Heidenheim 1846 stand mit Kevin Müller niemand Geringeres als Kleindiensts Trauzeuge. Zweimal hatte der Gladbacher Torjäger, in der vergangenen Saison mit zwölf Treffern erfolgreichster FCH-Stürmer, gegen seinen Kumpel im direkten Duell die Oberhand. Erst in der Nachspielzeit konnte Müller im Privatduell einen Teilerfolg einfahren, verhinderte im Eins-gegen-Eins die endgültige Entscheidung gegen den zweimaligen Nationalspieler.
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"Der Letzte kotzt mich tatsächlich an", blickte Kleindienst nach der Partie selbstkritisch auf die vergebene Chance auf einen möglichen Hattrick. Ein schlechter Erstkontakt habe es ihm schwierig gemacht, danach habe "Mü", wie der Neu-Nationalspieler seinen Trauzeugen ruft, hervorragend pariert. "Es ist nicht so leicht, gegen ihn ein Tor zu schießen. Daher freut es mich, dass es mir doppelt gelungen ist", strahlte Kleindienst nach seinen Saisontoren vier und fünf. Mit dem Mainzer Jonathan Burkardt ist der Torjäger der Borussia nun der erfolgreichste deutsche Stürmer dieser Bundesliga-Saison. Kurios: Seine letzten 14 Bundesliga-Tore erzielte Kleindienst allesamt nach der Pause.
Spätstarter auf dem Platz, Spätstarter in der Karriere – und selbst, wenn er damit Trauzeuge Müller weh tun musste. "Tim hatte mir vorher drei Tore angekündigt, von daher war es noch okay“, erklärte der Heidenheimer Keeper im Anschluss mit einem kleinen Schmunzeln im Gesicht und verriet: "Wenn er das dritte gemacht hätte, hätte ich mir vermutlich eine Rote Karte abgeholt, weil ich ihn mir geschnappt hätte. Das hat schon weh getan", so Müller, der sich auf das Duell mit seinem engen Kumpel gefreut hatte: "Im Ernst: Es war ganz speziell, ihn nach zehn Jahren erstmals als Gegner zu haben", betonte der FCH-Keeper, der Kleindiensts Weg in Heidenheim und weg Richtung Mönchengladbach und Nationalmannschaft hautnah miterlebt hat.
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Den Doppelpack verhindern konnte Müller allerdings nicht. Dabei hatten die Heidenheimer ihren ehemaligen Torjäger in der ersten Hälfte komplett im Griff gehabt. Bis auf einen abgefälschten Distanzschuss, der knapp am linken Pfosten vorbeirauschte, war Kleindienst gegen seine einstigen Teamkollegen vor dem Pausenpfiff nahezu unsichtbar gewesen. Dann folgte jedoch nach dem Seitenwechsel die Leistungsexplosion im Stile eines Top-Torjägers: Erst brachte Kleindienst die "Fohlenelf" sehenswert per Hacke in Führung, danach blieb er vom Punkt (Marnon Busch hatte Alassane Pléa gefoult) eiskalt.
Die Borussia glücklich gemacht, der alten Liebe Schmerzen zugefügt: Gewohnt treffsicher und kampfstark untermauerte Kleindienst seine Ambitionen Richtung DFB-Elf. "Er hat uns wirklich weh getan", gab auch sein alter Coach Frank Schmidt unumwunden zu – und ließ in seinen Aussagen durchaus viel Anerkennung mitschwingen. Beim aktuellen Trainer sorgte der Angreifer dagegen für Glücksgefühle: "Tim zieht die ganze Mannschaft mit“, lobte Borussias Übungsleiter Gerardo Seoane. "Er bringt Attribute auf den Platz, die man nur selten findet. Er ist einfach der ideale Stürmer für uns", schwärmte der Schweizer. Bei den Fans der "Fohlenelf" hat Kleindienst längst einen Stein im Brett. "Tim, du geile Sau", rief ein Anhänger während des "Sky"-Interviews dem Neu-Nationalspieler zu, der das Kompliment mit einem Strahlen zur Kenntnis nahm. Jubeln wollte Tim Kleindienst weiterhin nicht, das Lächeln im Gesicht war allerdings unübersehbar.
Thomas Reinscheid