Bundesliga
Der FC Bayern München hat wieder alles in der eigenen Hand – und erwiderte Borussia Dortmunds Statement-Spiel mit einem eigenen 6:0-Sieg. Wieder voll mit dabei: Ein überragender Thomas Müller als Kapitän und Aushängeschild des FCB.
Der Meisterschaftskampf in der Bundesliga ist komplett offen. Doch der FC Bayern München ist in der Pole Position und lässt sich von den Kantersiegen der Konkurrenz (BVB siegte 6:0 gegen Wolfsburg, 5:2 gegen Gladbach) nicht abschrecken. Im Gegenteil: Derartige Statements beantwortet der Rekordmeister mit eigenen Machtdemonstrationen – etwa dem 6:0-Sieg über Schalke an diesem Spieltag.
Dabei übernahm Routinier und Lautsprecher Thomas Müller von Beginn an eine große Führungsrolle. Er koordinierte sein Team, führte es im Offensivspiel und erzielte nicht zufällig auch den ersten Treffer für die Roten in der 21. Minute. Dabei war der deutsche Nationalspieler zuletzt gar nicht mehr gesetzt unter Thomas Tuchel.
Beim 2:0-Sieg über Hertha BSC hatte der FC Bayern lange zu kämpfen. Es war schwierig, den starken Defensivblock der Herthaner zu überwinden. Die Offensive des Rekordmeisters war mit Sadio Mane, Jamal Musiala, Serge Gnabry und Kingsley Coman hervorragend besetzt. Und trotzdem fehlte ein Fixpunkt: Thomas Müller. Es überrascht nicht, dass beide Tore erst nach der Hereinnahme des aktuell führenden Kapitäns fielen.
Ähnlich lief es auch gegen Bremen. Lange hatte München Probleme mit Werders Abwehrriegel. Dieselbe hochkarätig besetzte Offensive traf zwar in der 62. Minute schon vor Müllers Hereinnahme, nach Einwechslung des Anführers aber in der 72. Minute prompt noch einmal. Ein wichtiges Tor, wie sich herausstellte, weil Niklas Schmidt kurz vor Schluss noch Bremens Anschlusstreffer zum 1:2 markierte.
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Nun stand Thomas Müller wieder in der Startelf und die Offensivprobleme schienen wie aufgelöst. Erst traf er selbst, dann Joshua Kimmich (per Elfmeter). Ein Doppelpack von Mittelstürmer Gnabry wurde ergänzt von einem Tor des Youngsters Mathys Tel. Selbst Noussair Mazraoui erzielte seinen ersten Saisontreffer. Sechs Treffer in 90 Minuten mit Thomas Müller auf dem Feld. Der Bayern-Kapitän ist ein Bessermacher!
Der Einfluss ist spürbar – vor allem in den Statistiken. Seit Thomas Tuchel den FC Bayern übernommen hat, erzielte der Rekordmeister erst ein einziges Tor ohne Müller auf dem Feld – das angesprochene 1:0 gegen Bremen. Gegen Dortmund führte der FCB 4:0. Doch als der Kapitän ausgewechselt wurde, kippte das Spiel und Dortmund schaffte noch den 2:4-Anschluss. Gegen Manchester City war es andersrum: Im Rückspiel lag Bayern 0:1 hinten, erzielte nach Müller-Einwechslung jedoch noch den Ausgleich.
Dabei ist Thomas Müller kein Sieggarant. Beim 1:3 gegen Mainz stand er in der Startelf, beim Pokal-Aus gegen Freiburg spielte er sogar die vollen 90 Minuten. Doch es scheint, als würde der Bayern-Angriff ohne seinen Führungsspieler nicht so gut funktionieren. 18 Toren mit Müller auf dem Feld steht ein einziger Treffer ohne ihn gegenüber. Wird es wieder Zeit für Louis van Gaals Leitsatz "Müller spielt immer"?
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Eine entsprechende Andeutung machte nach dem Spiel Bayern-Präsident Herbert Hainer. "Da sieht man, dass der Thomas für uns unverzichtbar ist", erklärte er. Zustimmung gab es dafür auch vom Chefcoach: "Wenn der Präsident das sagt, dann widerspricht der Trainer nicht", erklärte Thomas Tuchel.
Dabei nimmt Müller selbst seine Joker-Rolle vollumfänglich an. "Der Trainer stellt auf und verteilt die Rollen. Wir haben zu funktionieren", unterstützte er die Entscheidungen Tuchels. Ohnehin brennt der Routinier mit vollem Herzen für seinen FC Bayern. "Wir sind jetzt im Meisterkampf!", gab Müller die Richtung vor. Auch Tuchel lobt ihn für seinen "absoluten Biss, sich die zwölfte Medaille umzuhängen."
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Eine andere Richtung gibt es für den waschechten Münchner (seit 2000 bei den Bayern) ohnehin nicht. Sportvorstand Hasan Salihamidzic machte klar: "Thomas ist der FC Bayern. Und der FC Bayern ist Thomas Müller." Auch der Superstar selbst äußerte sich nach dem Schalke-Spiel unmissverständlich: "Mein Herz ist roter als rot!"
Niklas Staiger