Bundesliga
Spektakuläre Aufholjagden, Torfestivals, große Auftritte einzelner Spieler: In den vergangenen zehn Jahren gab es in der Bundesliga viele packende Partien. bundesliga.de hat die spektakulärsten zusammengefasst.
Schalkes Aufholjagd im Derby, Robert Lewandowskis legendärer Fünferpack gegen Wolfsburg, das turbulente 4:4 zwischen Dortmund und Stuttgart oder das packende Duell zwischen dem BVB und Verfolger FC Bayern im Kampf um die Deutsche Meisterschaft - in den vergangenen zehn Jahren hat es in der Bundesliga viele spektakuläre Spiele gegeben. Die zehn besten daraus hat bundesliga.de ausgewählt. Los geht's mit einem prestigeträchtigen Derby.
Borussia Mönchengladbach - 1. FC Köln 5:1 (10.04.2011)
Die Lage schien in der Saison 2010/11 aussichtslos im Abstiegskampf für die Fohlen, doch ausgerechnet im rheinischen Derby gegen den 1. FC Köln fiel der Startschuss zu einer fulminanten Aufholjagd. Borussia Mönchengladbach schlug die Domstädter am 29. Spieltag im eigenen Stadion eindrucksvoll mit 5:1 und gewann anschließend drei der letzten fünf Spiele, darunter auch das Heimspiel gegen den späteren Deutschen Meister Borussia Dortmund, Favres heutigen Club. Beim 5:1-Derbysieg überragten Mike Hanke und Marco Reus mit jeweils drei Torbeteiligungen. Gegen den Erzrivalen wagte Gladbachs Trainer etwas Neues: Zum ersten Mal setzte er auf Torhüter Marc-André ter Stegen. Die Maßnahmen fruchteten übrigens: Am Ende nahm die Borussia zwar den Umweg über die Relegation, hatte gegen den VfL Bochum aber das glücklichere Ende.
Jürgen Klopp gab später zu, dass es Phasen im Spiel gegeben hatte, in denen er keinen Spaß hatte. Das war jedoch nur ein Aspekt der Analyse des damaligen BVB-Trainers, der für sein Statement auch die Sicht des neutralen Beobachters einnahm. Und diese Perspektive hatte bei dem wilden Remis am 28. Spieltag im ausverkauften Signal Iduna Park 90 Minuten Dramatik, Spannung und Herzrasen ausgelöst. 0:2 lag Stuttgart zurück, Vedad Ibisevic und Julian Schieber mit einem Doppelpack drehten das Spiel. Dann trafen Mats Hummels und Ivan Perisic zur erneuten BVB-Führung. Christian Gentner traf in der zweiten Minute der Nachspielzeit zum 4:4. Es war eines der besten Duelle der vergangenen zehn Jahre, weil - so hatte es Jürgen Klopp gesehen - eine "unglaublich starke Stuttgarter Mannschaft" gegen ein BVB-Team gespielt hatte, "das auch nicht so schlecht war". VfB-Torhüter Sven Ulreich mochte wiederum keine besonderen Formulierungen suchen: "Von diesem Spiel werden wir noch unseren Kindern erzählen", sagte er.
Dieses Spiel hätte dramatischer nicht sein können. Tabellenführer Borussia Dortmund hatte seinen hartnäckigsten Verfolger zu Gast - mit einem Sieg hätte der FC Bayern München zum Spitzenreiter aufschließen können. Es entwickelte sich die erwartet enge Partie, bei der es letztlich Nuancen waren, die über den Ausgang entschieden. Robert Lewandowski etwa tat im Bruchteil einer Sekunde das Richtige, als er seine Hacke im entscheidenden Moment nach rechts bewegte und den Schuss von Kevin Großkreutz so noch ins Tor lenkte. Der BVB war drauf und dran, eine Vorentscheidung im dramatischen Kampf um die Meisterschaft zu fällen - doch dann foulte Roman Weidenfeller Arjen Robben im Strafraum. Elfmeter für die Bayern, der Gefoulte trat an. Und verschoss. Dortmund jubelte, München musste den BVB am 30.Spieltag auf die Zielgeraden der Saison ziehen lassen. Schwarz-Gelb holte zum zweiten Mal in dem Jahrzehnt die Deutsche Meisterschaft - und in Dortmund war man sich sicher, dass diese hochdramatische Partie im April ein ganz wichtiger Meilenstein auf dem Weg zum achten Titel der Vereinsgeschichte gewesen war.
Ganz sicher: Diese wilde Partie war eine der spektakulärsten des Jahrzehnts. Doch sie hält einen Rekord, der über die Dekade hinausgeht. Im zweiten Durchgang fallen acht Tore, und damit so viele wie in keiner anderen Spielhälfte in diesem Jahrhundert. Schalke führt zur Pause noch mit 1:0, dann gerät die Partie völlig außer Kontrolle. Zwar erhöhte Julian Draxler nach der Pause auf 2:0, doch die Niedersachsen ließen sich einfach nicht abschütteln. Erst als Lewis Holtby in der 88. Minute zum 5:3 traf, konnte man von einer Vorentscheidung sprechen. Für Schalke eine große Erlösung, schließlich hatte es kurz zuvor ein derbes 0:5 gegen den FC Bayern München gegeben. "Ein verrücktes Spiel. Schwuppdiwupp, wieder ein Gegentor, das war was für die Geschichtsbücher", kommentierte Lewis Holtby das Geschehen am 18. Spieltag, während Benedikt Höwedes die Partie gar nicht so erbaulich fand: "Wir brauchten diesen Dreckssieg, um wieder Selbstvertrauen zu ergattern."
An diesem 27. Spieltag gab es in München wahrlich nur einen Grund, um vor Freude nicht völlig auszurasten. Verfolger Borussia Dortmund siegte gegen den VfB Stuttgart, womit der erhoffte Ausrutscher ausgeblieben war. Der FC Bayern München aber hatte sich während der 90 Minuten vor eigenem Publikum meisterlich präsentiert. Hamburg hatte nicht den Hauch einer Chance und musste zudem die Tatsache über sich ergehen lassen, dass der frühere Bremer Torjäger Claudio Pizarro mit insgesamt sieben Torbeteiligungen (vier Treffer, drei Vorlagen) an dem Münchner Schützenfest beteiligt war. Mehr schaffte in einem Spiel in diesem Jahrzehnt keiner. "Wir wollen noch mehr Erfolg, wir haben eine Trophäe so gut wie sicher. Aber wir wollen möglichst drei. Das haben wir heute gezeigt", sagte der Mann des Tages, der sich rund zwei Monate später am Ziel sah: Es war die Saison, in der der FCB das Triple holte.
Eine spektakuläre Achterbahnfahrt der Gefühle erlebten die Zuschauer beim Duell zwischen Bayer 04 Leverkusen und dem VfL Wolfsburg am 21. Spieltag der Saison 2014/15: Nach einer halben Stunde führten die Gäste aus der Autostadt unter anderem dank eines Doppelpacks von Angreifer Bas Dost bereits mit 3:0. Doch die "Werkself" kämpft sich dank Dreierpacker Heung-Min Son wieder heran. 20 Minuten vor dem Abpfiff steht es 4:4. Der Schlusspunkt in dieser Wahnsinnspartie gebührte allerdings dem überragenden Mann auf dem Platz: Bas Dost avanciert mit seinem Tor zum 5:4 in der Nachspielzeit zum Matchwinner für die "Wölfe", der Niederländer schnürt in dieser Partie einen Viererpack.
Das Heimspiel des FC Bayern München gegen den VfL Wolfsburg am 6. Spieltag der Bundesliga-Saison wurde zur großen Show des Robert Lewandowski: Beim Stande von 0:1 wurde der polnische Goalgetter eingewechselt und drehte die Partie im Alleingang zugunsten des Rekordmeisters. Zwischen der 51. und der 60. Minute erzielte "Lewy" alle fünf Treffer der Münchener zum 5:1-Heimerfolg. Es war der schnellste Hattrick, der schnellste Viererpack und der schnellste Fünferpack der Bundesliga-Geschichte. Erstmals seit Michael Tönnies 1991 konnte sich überhaupt mal wieder ein Spieler fünf Mal in die Torschützenliste eintragen – selbstredend war dies zuvor noch nie einem Einwechselspieler gelungen. Ein Abend für die Geschichtsbücher, an den sich nicht nur Robert Lewandowski sehr gern erinnern wird!
Eines der denkwürdigsten Revierderbys ereignete sich im November 2017: Borussia Dortmund dominierte die erste Hälfte gegen den FC Schalke 04 nach Belieben und sah dank einer 4:0-Pausenführung nach 45 Minuten wie der sichere Sieger in diesem Prestigeduell aus. Doch nach dem Seitenwechsel legten die "Königsblauen" an diesem 13. Spieltag eine historische Aufholjagd hin, die nach etwas mehr als einer Stunde durch einen Doppelschlag von Guido Burgstaller (61.) und Amine Harit (65.) eingeläutet wurde. Daniel Caligiuri erzielte kurz vor Schluss den Anschlusstreffer in einem verrückten Revierderby, das in der Nachspielzeit seine Krönung fand: Naldo machte mit seinem Kopfballtor zum 4:4 in der 95. Minute die wundersame Wiederaufstehung der "Knappen" perfekt.
Eine Machtdemonstration der ganz besonderen Art lieferte der FC Bayern München am 28. Spieltag der Saison 2018/19 im prestigeträchtigen Klassiker gegen Borussia Dortmund ab: In der Allianz-Arena schoss der Rekordmeister den ärgsten Titelkontrahenten mit 5:0 (4:0) ab und überholte den BVB durch den hoch verdienten Kantersieg, der bereits zur Pause nach Treffern der ehemaligen Schwarzgelben Mats Hummels und Robert Lewandowski sowie Javi Martinez und Serge Gnabry feststand. Der Erfolg im Prestigeduell war ein wichtiger Meilenstein zum achten Meistertitel in Folge: Der Rekordmeister übernahm durch das 5:0 die Tabellenführung, die der FCB bis zum Saisonende nicht mehr abgeben sollte. Nach dem 34. Spieltag hatten die Münchener zwei Zähler Vorsprung auf ihren Rivalen aus dem Ruhrpott.
Einen Sahnetag erwischte RB Leipzig am 10. Spieltag der laufenden Saison im Heimspiel gegen den 1. FSV Mainz 05: Die Sachsen nahmen die Gäste nach allen Regeln der Kunst auseinander und feierten im eigenen Stadion gegen die "Nullfünfer" einen 8:0 (5:0)-Kantersieg. Marcel Sabitzer gab bereits nach fünf Minuten den Startschuss für das Leipziger Torfestival, bei dem besonders Timo Werner glänzen konnte. Der Nationalstürmer erzielte einen Hattrick und bereitete darüber hinaus noch drei Treffer für die Mannschaft von Trainer Julian Nagelsmann vor. Sechs direkte Torbeteiligungen – das schaffte zwischen 2010 und 2019 in einem Spiel nur Claudio Pizarro. Das 8:0 war nicht nur der höchste Erfolg der Sachsen im Profibereich, sondern zusammen mit zwei Bayern-Siegen gegen den Hamburger SV (2015 und 2017) auch der höchste Sieg des Jahrzehnts.
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