Bundesliga
Die kurze Winterpause bietet nach 13 Spieltagen eine gute Gelegenheit, auf den Saisonstart zurückzublicken. Welche Trends gibt es? Auffälligkeiten sind vor allem hinsichtlich Heimvorteil, Effizienz, Elfmeter und Fairness zu beobachten.
An den ersten 13 Spieltagen 2020/21 wurden in der Bundesliga nur 37 Heimsiege gefeiert und damit so wenige wie nie zuvor zu diesem Zeitpunkt der Saison. Bereits in der Vorsaison wurde mit lediglich 123 Siegen vor heimischer Kulisse ein historischer Negativrekord aufgestellt. Sich dieses Phänomen rein anhand der fehlenden oder zumindest massiv geminderten Unterstützung von den Zuschauerrängen zu erklären, wird der Komplexität dieses Themas jedoch nicht ganz gerecht.
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Grundsätzlich scheint das Verschwinden des Heimvorteils eher eine langfristige Entwicklung als ein kurzfristiges Phänomen zu sein. Beim Blick durch die Historie fällt auf, dass noch in den 70er-Jahren 57 Prozent der Spiele von Heimmannschaften gewonnen wurden. In den 80er-Jahren waren es immerhin noch 54 Prozent. Seit Beginn der 90er-Jahre hatte sich der Wert dann auf ein Level zwischen 47 und 45 Prozent eingependelt und scheint sich nun der 40-Prozent-Marke anzunähern.
Schon an zwei Spieltagen (4. und 8. Spieltag) gab es in dieser Saison gar keinen Heimsieg zu bestaunen. In der gesamten Bundesliga-Geschichte gab es vor dieser Saison nur vier Spieltage ohne einen einzigen Heimsieg (davon einer in der Vorsaison) und erstmals gab es deren gleich zwei in einer Spielzeit.
Mit möglichst wenig Aufwand den maximalen Ertrag herausholen - das gelingt den Offensivreihen der Bundesligisten derzeit hervorragend. Denn: an den ersten 13 Spieltagen wurden nur 2873 Torschüsse abgegeben – weniger waren es zu Saisonbeginn im Datenbankzeitalter noch nie. Trotzdem erzielten die Clubs 369 Tore (im Schnitt 3,2 pro Partie), damit wurde die Marke aus dem Vorjahr (385 Tore nach 13 Spieltagen) zwar nicht ganz erreicht, die Bundesliga ist aber trotzdem auf einem guten Weg, im dritten Jahr in Folge einen Torschnitt von über drei Treffern pro Partie zu halten – was zumindest für dieses Jahrtausend ein absolutes Novum wäre.
Seit Beginn der Datenerfassung (1992/93) wurden in der Bundesliga an den ersten 13 Spieltagen noch nie mit so wenigen Torschüssen so viele Tore erzielt (im Schnitt nur 7,8 Torschüsse pro Tor).
Auffällig selten versuchen es die Bundesliga-Clubs in der laufenden Saison von außerhalb des Strafraums. 65 Prozent der Torschüsse (1875 von 2873) wurden von innerhalb des Sechzehners abgegeben. Das ist Bundesliga-Höchstwert im Datenbankzeitalter. 90 Prozent aller Tore (331 von 369) fielen von innerhalb des Strafraums, das ist die zweithöchste Quote im Datenbankzeitalter (2015/16 fielen an den ersten 13 Spieltagen 91 Prozent aller Tore von innerhalb des 16ers).
Bezeichnend: An der Spitze der Torjägerliste stehen mit Robert Lewandowski, Erling Haaland, Andre Silva und Wout Weghorst vier klassische Strafraumstürmer.
In der Bundesliga wurden bislang 49 Strafstöße gepfiffen und damit so viele wie noch nie an den ersten 13 Spieltagen einer Saison. Und auch dabei wurde ein Bundesliga-Rekord geknackt: die ersten 28 dieser Elfmeter wurden nämlich im Tor versenkt, ehe Wout Weghorst und Munas Dabbur am 7. Spieltag vergaben. Saisonübergreifend wurden bis zu Weghorsts Fehlschuss sogar 35 Strafstöße in der Bundesliga in Serie verwandelt – historischer Rekord.
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Historischer Höchstwert nach 13 Spieltagen sind auch die 43 Strafstoß-Treffer 2020/21. Unter anderem führte die erfolgreiche Strafstoß-Serie zu Saisonbeginn dazu, dass auch der 1. FSV Mainz 05 seinen Bundesliga-Rekord für die meisten in Serie verwandelten Strafstöße fortsetzte. Die Mainzer verwandelten am 7. Spieltag gegen Schalke ihre Strafstöße Nummer 28 und 29 in der Bundesliga in Serie (laufender Rekord).
Alleine am 7. Spieltag wurden zehn Strafstöße verhängt. Nur einmal in der Bundesliga-Geschichte waren es mehr (zwölf Strafstöße am 12. Spieltag 1971/72) und dennoch gab es eine historische Premiere: Zum ersten Mal gab es gleich in acht Spielen eines Spieltags Strafstöße – nur im Klassiker zwischen Dortmund und Bayern nicht!
Ein begrüßenswerter Trend, der bereits seit Jahren andauert, setzte sich auch zu Saisonbeginn 2020/21 weiter fort: Die Bundesliga-Spieler greifen immer seltener in die schmutzige Trickkiste. An den ersten 13 Spieltagen wurden nur 2805 Fouls am Gegner begangen.
Erst zum dritten Mal seit Beginn der Datenerfassung (1992/93) liegt die Anzahl der Fouls am Gegner zu diesem Zeitpunkt der Saison unter 3000, wobei in den beiden Vorsaisons (2018/19 & 2019/20) der Wert der laufenden Saison noch jeweils etwas unterboten wurde.
Weiter fleißig Gebrauch machen die Bundesliga-Teams auch von dem nach der Corona-Pause auf fünf Spieler aufgestockten Wechselkontingent. Bisher wurden 946 Spielerwechsel vorgenommen, im Schnitt also knapp vier pro Mannschaft und Partie. So kamen an den ersten sieben Spieltagen bereits 431 unterschiedliche Spieler zum Einsatz. Logischerweise so viele wie nie zuvor zu diesem Zeitpunkt.
Die reichlichen Wechsel führen natürlich auch zu einer hohen Anzahl an Jokertoren. Deren 52 gab es 2020/21 schon zu bestaunen. Mehr waren es in der Bundesliga-Geschichte zum selben Zeitpunkt nur 2018/19 (65) und 2016/17 (56).
Zweimal traf auch Nils Petersen vom SC Freiburg in dieser Saison schon wieder als Joker und baute seinen ewigen Bundesliga-Rekord für die meisten Jokertore auf 27 Treffer aus.
Die Wahl von Manuel Neuer zum Welttorhüter scheint auch die übrigen Bundesliga-Keeper zu beflügeln.
In Summe unterliefen den Bundesliga-Torhütern an den ersten 13 Spieltagen gerade einmal zehn Patzer, die zu einem Gegentor führten (also nicht mal einer pro Spieltag). Das ist seit Beginn der Datenerfassung der zweitniedrigste Wert.
Auch bemerkenswert, die zehn Torwartfehler, die zu einem Gegentor führten, verteilen sich auf zehn verschiedene Torhüter. Kein einziger Keeper patzte also in der laufenden Saison häufiger als einmal. Das ist nicht nur in der Spitze, sondern auch in der Breite Weltklasse!