Bundesliga
Der VfB Stuttgart hat das Auswärtsspiel beim VfL Wolfsburg mit 3:2 gewonnen, die Champions-League-Ambitionen untermauert und zugleich den Rückstand auf den Tabellenzweiten, FC Bayern München, auf vier Punkte verkürzt. Überragender Mann in der Autostadt: Doppelpacker Serhou Guirassy, der sich und den Schwaben neue Vereinsrekorde beschert.
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"Das Spiel liegt aber zu lange zurück, um daraus noch detaillierte Rückschlüsse auf das Spiel am Samstag ziehen zu können", zitierte der VfB Stuttgart seinen Top-Torjäger Serhou Guirassy vor dem 24. Spieltag. Der guineische Nationalspieler hatte die "Wölfe" in der Hinrunde innerhalb von 15 Minuten mit einem Dreierpack auseinandergeschraubt und so den 3:1-Heimsieg gesichert. Zuungunsten der Wolfsburger lag dieser Gala-Auftritt nicht lange genug zurück: Guirassy schlug die Niedersachsen beim 3:2 im Rückspiel mit einem Doppelpack quasi im Alleingang.
Mit seinen Saisontoren 19 und 20 sicherte vor allem der Angreifer den 16. Saisonsieg und die Punkte 48 bis 50 für den VfB. Diese beiden Werte bedeuten für die Schwaben nach 24 Spieltagen neue Vereinsrekorde. Aus den vergangenen sechs Bundesliga-Spielen holte Stuttgart 16 der 18 möglichen Punkte, mit sechs ungeschlagenen Bundesliga-Partien in Folge wurde der Rekord unter Trainer Sebastian Hoeneß eingestellt.
Es war ein verdienter Auswärtssieg für den Tabellendritten, der sich dominanter (58 Prozent Spielanteile), passsicherer (87 Prozent Passquote) und zweikampfstärker (53 Prozent gewonnene Duelle) präsentierte. Wolfsburg machte Stuttgart dennoch das Leben schwer, hatte zunächst den ersten Treffer von Guirassy mit Joakim Maehle egalisiert und später mit dem 2:3-Anschlusstreffer durch Lukas Nmecha noch einmal Hoffnung geschöpft.
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"Wir haben ein gutes Spiel gemacht. Wir wussten, dass es extrem schwer wird, wir haben es dennoch über weite Strecken sehr gut gemacht. Wolfsburg hat uns am Ende viel abverlangt. Ich bin nun extrem glücklich über den Sieg. Gestern im Training hatten wir eine ähnliche Situation wie beim 1:0. Das war ein extrem wichtiges Tor und der Dosenöffner für unser Spiel", erklärte Maximilian Mittelstädt nach Spielschluss.
Der Linksverteidiger hatte den Kopfballtreffer von Guirassy mustergültig mit einer Flanke aufgelegt. Zum sechsten Mal in dieser Spielzeit besorgte der Knipser den ersten Treffer eines Spiels - in dieser Statistik liegt Guirassy gleichauf mit Harry Kane (27 Saisontore). Der VfB nutzte die erste und einzige Chance in Halbzeit eins, "in der wir kaum etwas zugelassen haben", so Trainer Hoeneß lobend.
In Durchgang zwei konnten sich die Schwaben wieder auf Guirassy verlassen, der seinen insgesamt achten Elfmeter in der Bundesliga und den vierten von vier in dieser Saison verwandelte. Der Guineer ist erst der dritte VfB-Spieler, der in einer Bundesliga-Saison die 20-Tore-Marke knackt, das gelang zuvor nur Mario Gomez, Fritz Walter und zweimal Karl Allgöwer. Nie zuvor hatte ein Stuttgarter nach 24 Spieltagen so viele Treffer auf dem Konto wie Guirassy aktuell, der Franzose hat zudem einen VfB-Saisonrekord fest im Blick: Vier Tore fehlen ihm noch, um die Bestmarke von Mario Gomez (24 Treffer in 32 Einsätzen) einzustellen, angesichts der Treffsicherheit von Guirassy scheint das nur eine Frage der Zeit.
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"Ich bin glücklich über meine Tore, der Sieg ist aber wichtiger. Nach dem Unentschieden in der vergangenen Woche war er sehr wichtig", kommentierte der Torjäger, der in dieser Saison im Schnitt mehr als einen Treffer pro Spiel erzielte und hochgerechnet auf die restliche Spielzeit auf mindestens 31 Tore kommen könnte. Dreimal zielte der VfB aufs Tor, dreimal zappelte der Ball im Netz. So auch beim zwischenzeitlichen 3:1 durch Josha Vagnoman, der mit seinem schwächeren Linken ein tolles Tor beisteuerte.
Nmechas Treffer machte das Spiel aus Sicht der Schwaben in der Schlussphase dann unnötig spannend. "Ich habe das Gefühl gehabt, das Spiel war tot, wenn ich das mal so sagen darf. Es war ein Standard, bei dem wir nicht so gut verteidigen. Das müssen wir besser verteidigen, wenn wir eine ruhigere Schlussphase haben wollen", resümierte Hoeneß, der sich trotzdem ein besseres 100. Bundesliga-Spiel als Trainer wohl kaum hätte vorstellen können, am "Sky"-Mikrofon.
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Es sind diese engen Spiele, die der VfB Stuttgart über die Bühne bringen muss, um nach über 14 Jahren wieder Champions-League-Luft schnuppern zu können. Aktuell schaut es richtig gut aus: Sechs Punkte Vorsprung haben die Schwaben vor dem Viertplatzierten Dortmund (44), sieben vor dem Fünftplatzierten RB Leipzig (43). Theoretisch könnte selbst der fünfte Rang für die Qualifikation reichen, wenn Deutschland im Ranking der Verbands-Klubkoeffizienten bis zum Saisonende mindestens auf Rang zwei bleibt.
Darauf werden sie sich beim VfB nicht verlassen wollen. "Es ist noch ein langer Weg. Wir befinden uns im Endspurt der Saison, die letzten zehn Spiele sind immer schwer. Druck kommt dazu. Wir müssen von Woche zu Woche performen. 90 oder 95 Prozent werden nicht reichen. Wir müssen an unsere Leistungsgrenze gehen und werden alles dafür tun, um international zu spielen", blickte Kapitän Waldemar Anton bei "Sky" voraus.
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Am 25. Spieltag steht erst mal das Freitagsspiel gegen den 1. FC Union Berlin an. Das Hinspiel gewann der VfB mit 3:0. Guirassy hatte den Sieg mit dem 1:0 eingeleitet, musste aber in der 30. Minute verletzt ausgewechselt werden. Bleibt für die Stuttgarter zu hoffen, dass sich der abschlussstärkste Spieler der Bundesliga (xG: 6,2) lediglich an sein Tor erinnert und den Schwaben wieder einen Dreier beschert. Dann würde nicht nur die Chance auf die Champions League steigen, sondern auch der Rückstand auf den Rekordmeister zumindest über Nacht bis auf einen Punkt verkürzt werden.