Bundesliga
Dank eines späten Jokertores feiert der VfB Stuttgart einen verdienten Erfolg bei Juventus Turin und siegt erstmals seit 2009 wieder in der Champions League. Die Euphorie soll nun auch in die Bundesliga mitgenommen werden.
In der 92. Spielminute wusste El Bilal Touré am Dienstagabend im Turiner Allianzstadion wohl überhaupt nicht mehr, wie ihm geschieht. Wenige Sekunden zuvor war der 23-jährige Malier des VfB Stuttgart, bisher in der Bundesliga und der Champions League nur mit Kurzeinsätzen in Erscheinung getreten, nach einem Doppelpass mit Enzo Millot alleine vor Juve-Keeper Mattia Perrin aufgetaucht und hatte zum erlösenden 1:0 für sein Team eingenetzt.
Und plötzlich fand sich die Leihgabe von Atalanta Bergamo mitten in einer roten Jubeltraube wieder und wurde auch noch lautstark vom bereits ausgewechselten Deniz Undav angegangen. "Ich habe ihn einfach nur angeschrien: 'Geil gemacht, geil gemacht, weltklasse, weiter so!' Aber er hat mich eh nicht verstanden, weil er kein Deutsch oder Englisch kann", musste der deutsche Nationalstürmer hinterher darüber lachen.
Der VfB Stuttgart hat nun also seinen ersten Sieg in der Königsklasse seit Dezember 2009 eingefahren, wobei der damalige rumänische Gegner Unirea Urziceni (Endstand 3:1) heutzutage nicht einmal mehr existiert. Und selten war ein Erfolg so verdient wie an diesem Abend gegen Juventus Turin. Teilweise wurde der italienische Rekordmeister von den Schwaben an die Wand gespielt, denen noch ein Treffer von Undav wegen vermeintlichen Handspiels aberkannt wurde (48.) und für die Millot kurz vor Schluss einen Elfmeter verschoss (86.). 22:7 Torschüsse und 10:4 Ecken, bei einer Zweikampfquote von 54 Prozent, sprechen eine deutliche Sprache.
"Es war ein großartiges Spiel, das wir verdient gewonnen haben", freute sich VfB-Coach Sebastian Hoeneß hinterher und sah seine Mannschaft damit auch für den schwachen Auftritt im Bundesliga-Spitzenspiel am vergangenen Wochenende rehabilitiert: "Die Jungs haben nach der 0:4-Niederlage bei Bayern München eine ganz starke Reaktion gezeigt und von der ersten bis zur letzten Minute an diesen Erfolg geglaubt."
Die Schwaben haben somit wichtiges Selbstvertrauen für das Alltagsgeschäft getankt, das dort auch dringend nötig ist. Schließlich steht in der Liga bisher nur Platz zehn zu Buche. Daher blickte auch Honeß nach einem kurzen Moment des Jubels schon wieder voraus: "Wir müssen auch in den nächsten Tagen ein ganz klares Mindset haben und die Themen richtig einordnen. Heute war es eine Nacht in der Champions League, es war eine ganz große Bühne bei einem ganz großen Club. Das noch wichtigere Spiel kommt aber erst am Samstag, wenn Holstein Kiel bei uns gastiert."