Bundesliga
Der Schritt von der Bank des SV Werder Bremen zum Champions-League-Teilnehmer VfB Stuttgart war groß, doch Nick Woltemade hat ihn gemeistert und erfüllt sich mit harter Arbeit große Träume und wird zum Breakout-Spieler der aktuellen Bundesliga-Saison.
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Dass Nick Woltemade das Potenzial zu einem echten Toptorjäger hat, bewies der Zwei-Meter-Riese schon früh. Auf 20 Tore in der U17-Bundesliga ließ er 16 Treffer in 16 U19-Bundesliga-Spielen folgen. Es folgte das Bundesliga-Debüt für Jugendclub SV Werder Bremen kurz vor seinem 18. Geburtstag im Februar 2020. Doch dann stockte die Karriere des ungewöhnlichen Mittelstürmers - beim SVW lief es nicht, die Hanseaten stiegen ab und Woltemade konnte sich kaum beweisen.
Deshalb folgte 2022/23 die Leihe zum heutigen Zweiligisten SV Elversberg, bei denen Woltemade erneut seine Produktivität unter Beweis stellte: Zehn Tore und neun Vorlagen in der 3. Liga, zudem sieben Treffer und ein Assist im Saarlandpokal verhalfen der ELV zum Aufstieg. Nach einer weiteren schwierigen Saison bei Werder, immerhin mit 30 Einsätzen, aber nur zwei Treffern und knapp 1200 Spielminuten, entschied sich Woltemade zu einem großen Schritt: Der Angreifer unterschrieb beim Vizemeister.
Zu Saisonbeginn wirkte alles so, als hätten die Kritiker recht behalten: Beim VfB Stuttgart war Woltemade ebenfalls nur Reservist, kam in den ersten neun Spielen nur viermal zu Kurzeinsätzen - und eine Nominierung für den Champions-League-Kader der Schwaben und damit verbundene Traumspiele wie gegen Real Madrid oder Juventus Turin blieb aus.
Doch in Stuttgart glaubte man an das Potenzial des langen Lulatsch, der mit 1,98 Meter Körpergröße ein ganz besonderes Profil mitbringt. Woltemade investierte eine Menge Arbeit - und bekam Chancen von Trainer Sebastian Hoeneß. "Ich habe viel dafür getan und viel Vertrauen von den Verantwortlichen beim VfB bekommen. Sie haben es mir leicht gemacht", erklärte der Stürmer kürzlich.
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Nach einem Tor in der ersten DFB-Pokalrunde, in der er sogar starten durfte, begann der echte Aufstieg mit einem weiteren Treffer in Runde zwei - später legte er auch noch ein Tor und eine Vorlage im Achtelfinale nach. Doch vor dem dritten Spiel folgte dann der Durchbruch auch in der Bundesliga. Am 10. Spieltag traf er als Joker gegen Eintracht Frankfurt und verdiente sich seinen ersten Startelfeinsatz in der Folgewoche.
Den ersten großen Auftritt hatte Woltemade am 13. Spieltag gegen den 1. FC Union Berlin: Zur Pause eingewechselt, glich er mit einem Doppelpack den 0:2-Rückstand auf, später gewann der VfB sogar mit 3:2. Eine Woche später folgten erneut zwei Scorer (ein Tor, ein Assist) gegen den 1. FC Heidenheim. Rund ein halbes Jahr später steht er nun bei neun Treffern sowie zwei Torvorlagen und ist beim Vorjahres-Vizemeister kaum noch aus der Startelf wegzudenken.
Besonders spannend dabei ist, dass Nick Woltemade gar nicht der klassische MIttelstürmer ist, den man mit seiner Statur erwarten würde. Trotz seiner Körpergröße ist er eigentlich gar kein überragend guter Kopfballspieler, findet der deutsche U21-Nationaltrainer Antonio di Salvo. "Der Toni sagt immer, ich kann nicht köpfen", scherzte Woltemade über seinen Coach nach seinem Dreierpack für die U21-Nationalmannschaft gegen Spanien im März 2025 - darunter natürlich ein Kopfballtor.
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"Besonders die Tore zwei und drei freuen mich, das waren typische Stürmertore", erklärt der technisch starke, wendige Dribbler, der in der Vergangenheit häufig die klassischen Elemente eines Strafraumstürmers noch vermissen ließ. "Ich habe viel daran gearbeitet beim VfB, dass ich in die Räume komme, in denen Tore passieren", erklärte der Shootingstar seine Entwicklung als "echter Neuner".
Wie Woltemade bei seiner Statur mit dem Ball umgeht und sich bewegt, ist fast nicht zu glauben - wenn er diese Elemente dauerhaft bringt, stehen ihm alle Tore offen. Dabei blickt der Angreifer zu einem ganz Großen vom FC Bayern München: "Ich habe mir viel bei Harry Kane abgeschaut. Da kann man als Stürmer viel sehen." Der Engländer ist auch extrem spielstark wie Woltemade, bringt die Torgefahr im Strafraum dazu aber auf einem Weltklasse-Niveau.
Getreu dem Motto "Dream Big" fasst Woltemade schon weitere Ziele ins Auge. Auch aus Dank für den Rückhalt möchte Woltemade im Sommer die U21-Nationalmannschaft nicht im Stich lassen. "Ich will sehr gerne die U21-EM spielen. Ich habe jetzt zwei Jahre in der Truppe hier mitgespielt. Die macht unglaublich Spaß und hat mir auch geholfen in schlechteren Zeiten, wenn ich im Verein nicht so viel gespielt habe", richtete Woltemade auch seinen Dank an di Salvo und Co.
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Doch abschreiben will er deshalb die A-Nationalmannschaft im Sommer nicht. Wenn es nach ihm geht, spielt Woltemade einfach beide Turniere: Das Final Four der Nations League mit dem Team von Julian Nagelsmann und im Anschluss die U21-EM. "Es ist auch beides möglich. Ich habe genug Power dafür!" Eine Kampfansage an die Stürmer der DFB-Star - auch an Teamkollege Deniz Undav, dem er im Verein vor erst den Rang abgelaufen hat. Es wäre aber auch möglich, dass beides VfB-Angreifer Seite an Seite stehen - da hätten wohl weder Undav noch Woltemade etwas dagegen.
Doch vorher wartet nun das Rückspiel gegen Eintracht Frankfurt - dem Beginn der Stuttgarter Erfolgsstory von Nick Woltemade. Kann der Angreifer mit seiner neu gewonnenen Strafraumstärke erneut den Unterschied machen? Das Topspiel steigt am Samstagabend um 18:30 Uhr.
Niklas Staiger