Bundesliga
Der VfL Bochum hat am 11. Spieltag der Bundesliga einen Überraschungscoup gelandet: Dem Tabellenschlusslicht gelang ein Sieg gegen den Tabellenführer. Zuletzt gab es dies in der Bundesliga vor sechs Jahren. Durch den Erfolg gab der Club die Rote Laterne ab. Der neue Cheftrainer Thomas Letsch hat die Trendwende geschafft.
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"Tief im Westen, wo die Sonne verstaubt; ist es besser, viel besser als man glaubt". Die Fans des VfL Bochum sind stolz auf ihre Hymne. Im Bochum-Lied von Herbert Grönemeyer heißt es am Ende: "Machst mit dem Doppelpass, jeden Gegner nass; du und dein VfL". Der 1. FC Union Berlin hätte bei dieser Zeile wohl ein bisschen besser hinhören sollen, denn der Tabellenerste stolperte nach einer Siegesserie von fünf Pflichtspielen ausgerechnet beim Tabellenschlusslicht Bochum. Der 2:1-Sieg der Bochumer vor heimischem Publikum darf durchaus als kleine Sensation bezeichnet werden, zuletzt gelang ein derartiger Coup vor sechs Jahren. Im Dezember 2016 besiegte der FC Ingolstadt 04 als Letzter der Tabelle den Ersten RB Leipzig.
Nun also wieder eine Überraschung. Mit der sich die Blau-Weißen außerdem in der Bundesliga zurückgekämpft haben. Der Trainerwechsel im September hat bei den Ruhrpott-Kickern die Wende gebracht. Unter Letsch gab es bereits drei Siege in fünf Pflichtspielen, zwei in der Bundesliga und einen im DFB-Pokal. Der 54-Jährige kann damit eine positive Bilanz vorweisen und ein erstes positives Fazit seiner Zeit an der Castroper Straße ziehen.
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Unter dem neuen Trainer ist Bochum wieder konkurrenzfähig geworden und hat - zumindest mit den eigenen Fans im Rücken - das Selbstvertrauen zurückgewonnen. Nicht nur Tabellenführer Berlin zog in Bochum den Kürzeren, vor zwei Wochen unterlag bereits Europa-Pokal-Sieger Eintracht Frankfurt gegen ein wiedererstarktes Letsch-Team. "Die Mannschaft hat eine extreme Intensität und Leidenschaft an den Tag gelegt. Ich glaube, jeder im Stadion hat gemerkt, dass die Mannschaft unbedingt dieses Erfolgserlebnis wollte", erklärte Letsch.
Vor Selbstvertrauen strotzte vor allem Bochums Schlussmann Manuel Riemann. Der 34 Jahre alte Torhüter stellte gegen Union ein weiteres Mal unter Beweis, warum er als Elfmeterkiller gilt: Wenige Minuten nach der 2:0-Führung der Hausherren durch Gerrit Holtmann gab es einen Strafstoß gegen den VfL. Mit Milos Pantovic trat ein Ex-Bochumer an, doch er scheiterte. "Ich denke, Manu hat gewusst, wo er hinschießt", mutmaßte Holtmann und erinnerte sich: "Milos ist eigentlich ein sehr, sehr guter Elfmeterschütze, ich kann mich nicht erinnern, dass er jemals einen Elfmeter verschossen hat. Heute hatten wir das Glück auf unserer Seite." Stimmt. In der letzten Saison verwandelte Pantovic im VfL-Trikot noch beide Strafstöße. Nun gelang ihm nach seinem Fehlschuss kurz vor Schluss immerhin noch der Anschlusstreffer.
Riemann hingegen knüpft nahtlos an die guten Leistungen der letzten Jahre an. Nachdem er allein in dieser Spielzeit schon drei Elfmeter (zuvor schon gegen Sadio Mane und Vincenzo Grifo) halten konnte, parierte er in der Bundesliga nun bereits über die Hälfte aller Strafstöße (8 von 14). "Es war ein super Spiel von allen", sagte Philipp Hofmann. Er hatte seine Mannschaft mit einem Kopfballtor nach einer Ecke in der ersten Hälfte in Führung gebracht. "Solche Spiele brauchen wir, um in der Liga zu bleiben."
Ein erster Schritt in die richtige Richtung ist gemacht. Erstmals seit dem 3. Spieltag steht Bochum nicht mehr auf dem letzten Tabellenplatz. Mit einer kämpferisch starken Leistung (56 Prozent gewonnenen Zweikämpfe) und guter Effizienz vor dem Tor (xGoals-Wert 0,96) feierte Bochum unter Letsch nun schon den zweiten Sieg in der Bundesliga. "Der Trainer meinte vorm Spiel, dass es darum geht, eklig zu spielen und dass wir uns dafür belohnen. Das haben wir geschafft", freute sich Christopher Antwi-Adjei, der die Vorlage zum 2:0 gab, das allerdings alles andere als "eklig" war. Vielmehr konterten die Bochumer Union Berlin perfekt aus. Ein Doppelpass war zwar nicht dabei, doch war es eine wunderschöne Ballstafette aus der eigenen Hälfte heraus, bei der der Gegner auch ordentlich nass gemacht wurde.