Bundesliga

Der SC Freiburg schaffte mit Neu-Trainer Julian Schuster auf Anhieb den fünften Tabellenplatz und qualifizierte sich somit für das internationale Geschäft. Topscorer Vincenzo Grifo spricht im Trainingslager in Schruns (Österreich) über die Sommervorbereitung, seine herausragenden Standards und das Saisonspiel, das er unbedingt gewinnen will.
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Vincenzo Grifo, das Trainingslager ist fast rum. Wie ist Ihr Fazit zur bisherigen Vorbereitung?
Es war sehr gut. Alle Jahre wieder hier in Schruns: Der Platz ist gut, das Hotel, das Essen, die Zimmer - alles ist top. Als Mannschaft sind wir noch ein Stück mehr zusammengerückt. Wir haben ein paar Neuzugänge geholt, die haben sich auch toll integriert – wir haben echt gute Charaktere dazubekommen.
Wir sind auf einem sehr guten Weg, eine Einheit zu werden. Ohnehin sind wir ja größtenteils ein eingeschworener Haufen mit erfahrenen Spielern, die lange zusammenspielen. Es ist eine gute Mischung zwischen Jung und Alt. Unser Trainingslager war sehr positiv.
Der SC fährt jedes Jahr an denselben Ort, das ist ungewöhnlich für Bundesligisten. Was macht Schruns aus?
Das Trainingslager ist ja dafür da, dass wir viel Trainingszeit haben und die Bedingungen stimmen, das ist hier einfach gegeben. Für mich ist es auch ein Stück weit wie nachhause kommen. Ich bin zum achten oder neunten Mal hier. Es ist immer das gewohnte Bild, man kennt die Abläufe, alle hier sind sehr freundlich. Wir fühlen uns hier alle wohl – das macht uns das Leben sehr viel einfacher. Mal etwas Anderes zu sehen, wäre auch nicht schlecht, aber wir sind bisher sehr gut damit gefahren, die Vorbereitung über alles zu stellen.
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Mit sechs Neuzugängen hat Freiburg früh viele Transfers präsentiert. Wie ist der Eindruck der Neuen bisher?
Jeder bringt etwas Außergewöhnliches mit sich und diese Stärken super ein. Der SC Freiburg macht sich immer sehr viele Gedanken, wen sie holen und wen nicht. Wie jedes Jahr haben sie Spieler geholt, die sehr gut zu unserer Mannschaft passen. Ich bin sehr glücklich über unsere Neuzugänge, sie machen sich echt gut.
Sie sind seit Langem fast jedes Jahr Topscorer in Freiburg. Bleibt das trotz der ganzen Konkurrenz so?
Ich strecke mich, soweit ich kann. Aber letztendlich geht es natürlich ums Team. Ich möchte mein Bestes geben, topfit sein und gut trainieren. Ich bin sehr motiviert, in der nächsten Saison wieder Topscorer zu werden. Aber wenn es jemand anderes wird, habe ich damit auch kein Problem – das hilft uns ja als Mannschaft. Ich möchte so viel Spielzeit sammeln, wie es geht. Ich bin demütig und offen mir selbst gegenüber. Das wichtigste ist, dass ich gesund bleibe und so viele Spiele wie möglich mache.
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Bei den Scorern helfen Ihnen auch immer Ihre starken Standards. Was macht diese Qualität aus?
Wir haben im Team einfach einen guten Rhythmus, Automatismen und trainieren das kontinuierlich. Wir setzen uns sehr viel damit auseinander, dass Standardaktionen sehr wichtig für jede Mannschaft geworden sind. Standards können der Dosenöffner sein. Deshalb haben wir uns vorgenommen, dass wir da sehr gut sein wollen. Deshalb ist unsere Arbeit bei ruhenden Bällen den anderen Teams vielleicht einen Schritt voraus.
Würde diese Standard-Expertise nicht auch der Italienischen Nationalmannschaft nächsten Sommer wieder gut stehen?
Wer weiß, vielleicht wäre das was! (lacht) Italien hat mit Gennaro Gattuso jetzt einen neuen Trainer. Möglicherweise öffnet sich da eine Tür, auch weil ich jetzt wieder international spiele. Für mich ist wichtig, dass ich immer Vollgas gebe, viel auf dem Platz bin und gut performe. Vielleicht kommt dann der Moment, wo ich wieder berufen werden.
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Der Europa-League-Wunschgegner kommt also aus Italien?
Ja, absolut! Rom und Bologna sind ja dabei. Das wäre schon ein Wunsch von mir.
Auf welchen Bundesliga-Gegner freuen Sie sich besonders?
Ich habe da keinen Favoriten, aber mit Köln und Hamburg sind zwei echt tolle Stadien neu dazugekommen. Beim FC ist immer unglaublich tolle Stimmung, beim HSV genauso. Da freue ich mich diese Saison drauf, da wieder zu kicken.
Welches Spiel wollen Sie nächste Saison unbedingt gewinnen?
In Dortmund! Da konnten wir noch nie gewinnen, das fehlt. In München haben wir es schonmal geschafft, aber beim BVB noch nie.
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Welches war das schönste Spiel in Ihrer Karriere?
Natürlich war das erste Spiel in der Nationalmannschaft für mich etwas ganz Besonderes. Die 10 für Italien tragen zu dürfen. Dann natürlich das DFB-Pokalfinale 2022 mit dem SC. Richtig gut war auch das Spiel in der letzten Bundesliga-Saison gegen Bremen, als wir 5:0 gewonnen haben. Da ist viel Verrücktes passiert: Kiliann Sildillia mit dem Fallrückziehertor, ein Freistoßtreffer, Noah Atubolu pariert einen Elfmeter. Da lief alles für uns. Während der Corona-Zeit in Gladbach, als wir zur Halbzeit 6:0 geführt haben, das war auch der Wahnsinn.
Und welches Tor war am schönsten?
Mein Freistoßtor gegen Fürth in der Zweitliga-Saison war sehr gut. Als wir 2021/22 zuhause 3:2 gegen Wolfsburg gespielt haben, habe ich ein Freistoßtor geschossen und dann einen wunderschönen Volleytreffer. In derselben Saison gab es auch gegen Dortmund einen sehr schönen Treffer, da habe ich im Dreisamstadion gegen Gregor Kobel ein Freistoßtor aus 29 Metern erzielt.
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Diese Momente waren alle in Freiburg, da lief es für Sie besonders gut. Was macht den Sport-Club so Besonders?
Diese Stadt, diese Fans, dieser Verein. Das gibt mir sehr viel Kraft, das ist einfach besonders. Die Mannschaft steht immer hinter einem, auch das stärkt einen sehr. Ich fühle mich hier geborgen und sehr wohl. Ich fahre jeden Tag gerne ins Training, das ist der entscheidende Punkt für mich.
Auch das Trainerteam macht nochmal etwas Besonderes aus. Ich hatte auch in Hoffenheim und Gladbach kein schlechtes Verhältnis zu meinen Trainern. Aber wenn die Trainer wussten, wie sie mich nehmen sollen, und mir etwas Freiheiten zugestanden haben, hat es immer am besten funktioniert.
Besteht noch Kontakt zu Christian Streich?
Ich habe ihm erst kürzlich zu seinem 60. Geburtstag gratuliert, das war ein tolles Gespräch. Er hat uns viel Erfolg für die neue Saison gewünscht und dass man sich hoffentlich bald wiedersieht.
Was unterscheidet denn Ihren alten Mentor vom neuen Cheftrainer Julian Schuster?
Schusti hat schon als Spieler sehr viel Verantwortung übernommen. Er wusste immer, wie er die Mannschaft motivieren kann. Welche Wörter er bei Ansprachen benutzen muss, um zur Mannschaft durchzukommen. Das führt er als Trainer genauso fort. Wir haben das Spiel auch ein kleines bisschen verändert. Wir sind unter Schusti spielerisch auf einem sehr guten Weg, auch mit den neuen Jungs im Kader.
Er hat auch vieles von Streich mitgenommen. Dass man alles auf dem Platz lassen muss, um Spiele zu gewinnen. Die Arbeit gegen den Ball ist ihm sehr wichtig. Auch gewisse Abläufe sind noch wie vorher. Die gute Mischung macht es. Wir haben eine tolle letzte Saison erlebt und versuchen, dieses Jahr mindestens gleich gut zu sein.
Interview: Niklas Staiger