Werder-Wunder an der Isar?

1) Dieses Team kann München

Der FC Bayern München hat 25 der letzten 27 Bundesliga-Duell mit dem SV Werder Bremen gewonnen – ein Umstand, der nicht gerade als Mutmacher taugt. Allerdings sieht die jüngere Bilanz in München ziemlich gut aus: Bei den letzten vier Auftritten beim Rekordmeister hat der SVW zweimal gepunktet (ein Sieg, ein Remis, zwei Niederlagen). 

Den Dreier gab es im Januar 2024, als man als ähnlich krasser Außenseiter in die bayerische Landeshauptstadt fuhr. Den 1:0-Siegtreffer erzielte damals der derzeit verletzte Mitchell Weiser, aber aus der damaligen Startelf dürften Felix Agu, Marco Friedl, Senne Lynen, Romano Schmid, Jens Stage und Justin Njinmah am Freitag auch zum Einsatz kommen. Der Kern des Teams weiß also, wie man in München gewinnt.

Noch spielt Bremens Last-Minute-Neuzugang Victor Boniface nur eine Nebenrolle bei den Bremern, aber das dürfte sich zeitnah ändern – vielleicht ja schon in München? Es wäre vielleicht ein kluger Schachzug, denn der Nigerianer hat in der Bundesliga noch nie gegen den FC Bayern verloren. Verletzungsbedingt kam er für Bayer 04 Leverkusen zwar nur zu zwei Einsätzen gegen den Rekordmeister, die er aber beide in der Allianz Arena absolvierte.

In der Werkself-Meistersaison 2023/24 spielte Boniface auswärts groß auf. Er blieb beim 2:2 zwar ohne Torbeteiligung, ließ das Innenverteidiger-Duo Dayot Upamecano und Minjae Kim aber immer wieder alt aussehen. Insgesamt gab der Sturmtank damals acht Torschüsse ab – die meisten der Partie. Auch damals war es das Freitagabendspiel. 2024/25 trat Boniface mit Leverkusen ebenfalls am 5. Spieltag in München an und holte ein 1:1. Beides Resultate, mit denen die Bremern an diesem Freitagabend des 5. Spieltags sicher leben könnten.

Der FC Bayern dürfte am Freitag zweifellos mehr Ballbesitz haben. Für Werder wird es deshalb darauf ankommen, die Momente nach Ballgewinn bestmöglich zu nutzen. Und trotz der bislang durchwachsenen Bremer Saison gehört das Team von Horst Steffen in diesem Bereich zu den besten Mannschaften der Bundesliga. Einzig Union nutzte häufiger einen gegnerischen Ballverlust zum Torerfolg als Bremen. Der SVW erzielte bereits drei Treffer auf diese Art und Weise. Folgt der vierte Streich am Freitagabend?

4) Der Kapitän marschiert voran

Werder-Kapitän Marco Friedl wechselte 2008 mit zehn Jahren in die Jugendabteilung des FC Bayern und kam im November 2017 auch zu seinem Bundeliga-Debüt für die Münchener. Damals stand er unter anderem mit Joshua Kimmich gemeinsam auf dem Platz. Die Mitspieler von damals sind mittlerweile beide Führungsspieler bei ihren Teams und führen die Bundesliga in einer Kategorie gemeinsam an: Beide haben schon 22 erfolgreiche lange Pässe in dieser Saison gespielt. Ein Fakt, der untermauert, wie wichtig Friedl gerade im Aufbauspiel für die Bremer ist.

Aber auch in seiner Kernkompetenz des Verteidigens gehört Friedl mittlerweile zu den Besten in der Bundesliga. Seine Zweikampfquote von 71,4 Prozent wird nur von Stuttgarts Jeff Chabot übertroffen. Damit liegt er deutlich vor Bayerns bislang zweikampfstärksten Spieler Jonathan Tah (65,8 Prozent). Der Kapitän muss am Freitag Bremens Anker sein, wenn man dem bayerischen Offensivwirbel standhalten will.

Der 8. Mai 2004 ist eingebrannt ins kollektive Bremer Gedächtnis. Damals sicherte sich der SV Werder auch dank der legendären Unsicherheit von Oliver Kahn mit einem 3:1-Sieg in München die Deutsche Meisterschaft – ausgerechnet beim direkten Verfolger. Das war der größte Werder-Sieg beim Rekordmeister, aber bei Weitem nicht der einzige.

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Insgesamt konnte Werder in der Bundesliga schon acht Mal an der Isar jubeln. Das wird historisch nur vom 1. FC Köln (neun Siege) und Borussia Dortmund übertroffen (zehn). Und bei den meisten der bisherigen acht Siege gingen die Bremer ebenfalls als Underdog in die Partie. Also warum nicht einfach am Freitag überraschen?