Bundesliga
Der Traum von Europa lebt in Bremen nach dem 30. Spieltag und dem vierten Sieg in Serie weiter. Nach der durchwachsenen aber siegreichen Leistung gegen den VfL Bochum erhöht Werder das Punktekonto auf 45 Zähler, was zumindest bis Sonntag den siebten Tabellenplatz bei zwei Punkten Rückstand auf Rang sechs bedeutet.
Ole Werner hatte am Samstagabend gleich doppelt Grund zur Freude: Der Fußball-Lehrer feierte nicht nur den vierten Sieg in Serie mit dem SV Werder Bremen, was ihm erstmals gelang. Werner erreichte mit dem umkämpften 1:0 (0:0) gegen Bochum seinen 50. Pflichtspielsieg als Trainer von Werder Bremen. Obwohl der Anschluss an die internationalen Plätze vorübergehend hergestellt ist, mahnte der Chef an der Weser.
"Das war heute keine Top-Leistung von uns, denn wir haben in der jüngeren Vergangenheit schon bessere Heimspiele gemacht", kritisierte der Coach. Es sei seinem Team nicht gelungen, mit dem Ball sauber zu bleiben. "Was ich wiederum zugutehalten muss ist, dass wir in der Zeit auch gut verteidigt und nicht allzu viele klare Torchancen zugelassen haben." Mit laufender Spieldauer sei das Spiel immer mehr in Werders Richtung gekippt. "Wir haben uns unter dem Strich nicht unverdient belohnt, weil die klareren Chancen doch bei uns lagen."
Die Leistungssteigerung lag an einer taktischen Änderung Werners, die fruchtete. "In der ersten Hälfte hatten wir im Spielaufbau zwei Sechser. Das Problem war, dass Bochum uns Mann auf Mann zugestellt hat und wir nur mit langen Bällen nach vorne gekommen sind", erklärte sein Kapitän Marco Friedl und fuhr fort: "Wir haben dann auf zwei Achter und einen Sechser umgestellt, dass wir ein wenig höher kommen. Es war dann ein bisschen besser, aber immer noch zu ungenau."
Nach der Krise zu Beginn des Jahres und der bitteren Viertelfinal-Niederlage im Pokal gegen Bielefeld hat Werner sein Team in den vergangenen Wochen zurück in die Spur gebracht. Wenn es erstmal läuft, schwappt das Momentum in engen Spielen zudem auf die Grün-Weiße Seite. So geschehen, beim zunächst zurückgepfiffenen Abseitstor von Mitchell Weiser, das der eingewechselte und couragierte Justin Njinmah vorbereitete. Zunächst zählte das Tor nicht, aber nach VAR-Eingriff stand es dann 1:0 für den SVW. Der am Boden liegende Maximilian Wittek hatte das Abseits aufgehoben und es hatte auch kein Foul von Weiser an eben jenen Wittek vorgelegen. Neben jetzt fünf Toren legte Weiser diese Saison sieben Treffer auf, ist zweitbester Scorer bei Bremen und stellte mit zwölf Torbeteiligungen einen neuen persönlichen Saisonrekord auf.
"Wir bestreiten die Spiele erfolgreich und haben in den letzten Wochen auch guten Fußball gespielt. Dass das heute nicht so war, ärgert mich auch ein bisschen, weil wir einen anderen Anspruch haben. Auf der anderen Seite müssen wir auch dem Gegner Respekt zollen, der es uns schwer gemacht hat. Diese Spiele musst du erstmal gewinnen und deswegen bin ich schon stolz auf die Jungs", sagte Weiser. Romano Schmid ergänzte: "Jetzt haben wir schon drei Punkte mehr als letztes Jahr und es sieht bislang super aus – dass wir als Mannschaft an uns glauben, spiegelt sich auch auf dem Platz wider."
Die Chance vom Samstag gegen einen abstiegsbedrohten Gegner hat Werder nun beim Schopfe gepackt, um nach 15 Jahren wohlmöglich die Rückkehr auf die internationale Bühne zu schaffen. Bereits vor dem Sieg wollte sich Werner aber nicht von der Euphorie anstecken lassen.
"Ich nehme wahr, wie es grundsätzlich ist mit der Euphorie. Ich weiß, dass es hier sehr schnell geht. Vor drei Wochen war es gefühlt das komplette Gegenteil", erklärte er. Gleichwohl sei es "ein gutes Gefühl, wenn man mit der Herangehensweise, ruhig zu bleiben und sich nicht treiben zu lassen, ganz gut fährt". Der aktuelle Lauf nach zuvor enttäuschenden Wochen sei "eine neuerliche Bestätigung dafür".
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Nach der Partie gegen Bochum treffen die Bremer nun auf den FC St. Pauli (27. April, 17:30 Uhr), Union Berlin (3. Mai, 15:30 Uhr), RB Leipzig (10. Mai, 15:30 Uhr) und den 1. FC Heidenheim (17. Mai, 15:30 Uhr) - kein komplett unrealistisches Programm. Als Vorteil will Werner dies allerdings nichts ausmachen. "Wir müssen immer am absoluten Maximum spielen", ist er sich sicher.