Fouls sind beim Fußball fast unvermeidlich. Wenn bei einer Mannschafts- und Ballsportart 22 Spieler einen Ball zu erobern und zu verteidigen versuchen, kommt es immer wieder zu Körperkontakten, Rempeleien und Stürzen. Allerdings muss die Gesundheit der Spieler geschützt bleiben, und darum sind der Intensität, mit der Zweikämpfe geführt werden dürfen, klare Grenzen gesetzt. Zu große Härte oder anderweitige Regelverstöße gelten darum beim Fußball als Fouls. Sie werden auf verschiedene Weisen bestraft.
Der englische Begriff "Foul" bedeutet sehr treffend "schlecht", "schmutzig" oder auch "böse". Natürlich sind nicht alle Fouls gleich bösartig. Mal sind sie beabsichtigt, mal unbeabsichtigt und nur die Folge einer regelkonformen, aber missglückten Aktion. Und auch fahrlässige Fouls ereignen sich. Welche Arten von Fouls es im Fußball gibt und wie sie geahndet werden, erfährst du hier.
Was gilt beim Fußball als Foul?
Wenn ein Spieler einen Gegenspieler durch eine regelwidrige Aktion stoppt, ahndet der Schiedsrichter dies durch einen Pfiff und eine Spielunterbrechung - er "pfeift das Foul" und die gefoulte Mannschaft darf einen Freistoß ausführen. Die meisten Fouls im Fußball entstehen aus Körperkontakt zwischen zwei Spielern. Das unterscheidet Fouls beim Fußball von Handspielen oder Unsportlichkeiten, die der Schiedsrichter ebenfalls ahndet.
Im Normalfall nimmt der Schiedsrichter auf dem Platz Foulspiele wahr und pfeift sie. Allerdings können sich diese auch in seinem Rücken abspielen, sodass er sie nicht selbst bemerkt. Dann kann ihm einer der Schiedsrichter-Assistenten einen Hinweis geben. In spielentscheidenden Szenen kann auch der Video-Assistent herangezogen werden.
Schwerere Fouls bestraft der Unparteiische in Form einer Gelben Karte. Bei besonders harten Fouls kann er sogar einen Platzverweis in Form einer Roten Karte erteilen. Bei der Beurteilung des Schweregrades eines Fouls kann es ebenfalls zu einer Überprüfung durch den Video-Assistenten kommen, wenn der Schiedsrichter etwas nicht oder falsch gesehen hat.
Einige Beispiele für diese Art von körperlichen Foulspielen sind:
Das gefoulte Team darf nach einer Spielunterbrechung einen direkten Freistoß ausführen, und zwar an der Stelle, an der sich das Foul ereignet hat. Solche direkten Freistöße kann das gefoulte Team also nutzen, um auf das Tor zu schießen, was insbesondere in Strafraumnähe oft große Torgelegenheiten eröffnet. So sanktionieren Schiedsrichter Fouls mit Körperkontakt, die physische Verletzungen nach sich ziehen können. Foult ein Spieler seinen Gegenspieler innerhalb des eigenen Strafraums, dann steht dem benachteiligten Team sogar ein Elfmeter zu.
Es gibt auch Verstöße beziehungsweise Fouls, die eher technischer Natur sind und gegen die geltenden Fußballregeln verstoßen. Dabei findet oftmals kein körperlicher Kontakt zwischen den Spielern statt – zum Beispiel, wenn der Torwart nach einem Pass eines eigenen Mitspielers den Ball mit den Händen aufnimmt. Solche Verstöße werden durch indirekte Freistöße geahndet. Bei diesen darf das gefoulte Team nicht direkt aufs Tor schießen, sondern erst mit einem zweiten Ballkontakt nach dem Ausführen des Freistoßes.
Einer der berühmtesten indirekten Freistöße der Bundesliga-Geschichte ist wohl jener des FC Bayern München in der Saison 2000/01 im Spiel gegen den Hamburger SV, in der vierten Minute der Nachspielzeit. Erst in der 90. Minute hatte Hamburg den 1:0-Führungstreffer erzielt. Zu diesem Zeitpunkt war im Parallelspiel des FC Schalke die Partie gegen Unterhaching bereits abgepfiffen und Schalke vermeintlich Deutscher Meister. Dort stürmten die Fans den Platz und feierten mit den Spielern, weil man glaubte, München hätte gegen Hamburg verloren – bis zu jenem späten indirekten Freistoß, den Patrik Andersson mit einem Gewaltschuss ins Tor beförderte. Der FC Bayern glich so in buchstäblich letzter Sekunde aus, überholte Schalke in der Tabelle und wurde Deutscher Meister.
Unsere Foul-Statistiken nach Clubs geben Auskunft darüber, welcher Verein aktuell die meisten Fouls in der Bundesliga spielt.
Je nach Spielsituation erhalten Fouls beim Fußball unterschiedliche Bezeichnungen. Die geläufigsten unter ihnen sind die folgenden:
Das "Offensiv-Foul"
Auch bekannt als "Stürmer-Foul". Es liegt vor, wenn ein angreifender Spieler (zum Beispiel ein Stürmer) den verteidigenden Spieler foult. Das geschieht zum Beispiel häufig bei Eckbällen, wenn Stürmer sich allzu energisch Platz zum Köpfen zu verschaffen versuchen und den ihnen zugeordneten Verteidiger wegstoßen oder sich auf ihm abstützen.
Das "Revanche-Foul"
Mitunter sind gefoulte Spieler so aufgebracht über die unfaire Aktion ihres Gegenspielers, dass sie sich anschließend im Zorn mit einem harten Foul bei ihm dafür "revanchieren". Diese besonders unsportliche Variante eines Foulspiels wird in der Regel mit einer Gelben oder sogar einer Roten Karte bestraft.
Die "Notbremse"
Die "Notbremse" zieht ein Spieler, wenn er einen Gegenspieler, der kurz davor ist, ein Tor zu schießen, nicht mehr mit fairen Mitteln aufhalten, sondern nur noch unfair stoppen kann. Verhindert ein Spieler durch ein solches Foul beim Fußball eine klare Torchance, verweist der Schiedsrichter ihn in der Regel des Platzes.
Die "Schwalbe"
Lässt sich ein Fußballspieler während eines Zweikampfes absichtlich fallen, um dem Schiedsrichter vorzutäuschen, er sei gefoult worden, spricht man von einer "Schwalbe". Mit solchen Aktionen wollen Spieler für gewöhnlich Freistöße sowie Elfmeter für das eigene Team oder Verwarnungen sowie Platzverweise für das gegnerische Team provozieren. Der Name bezieht sich auf die typische Haltung des fallenden Spielers, die – etwas überdramatisiert – der des gleichnamigen Vogels im Flug ähnelt. Wird der Betrugsversuch vom Schiedsrichter-Gespann bemerkt, zieht er in der Regel eine Verwarnung in Form einer Gelben Karte nach sich.
Fahrlässiges Foul beim Fußball
Ein Foul wird vom zuständigen Schiedsrichter als fahrlässig eingestuft, wenn ein Spieler unachtsam, unbesonnen oder unvorsichtig in einen Zweikampf gegangen ist. Fahrlässige Fouls ziehen in der Regel keine disziplinarischen Maßnahmen nach sich.
Rücksichtsloses Foulspiel
Als rücksichtslos gilt ein Foulspiel, wenn ein Spieler nach der Einschätzung des Schiedsrichters die Gefahr oder die Folgen für einen Gegner außer Acht gelassen hat. Ein rücksichtsloses Foul ist mit einer Verwarnung zu bestrafen.
Grobes Foulspiel bzw. übermäßig hartes Foul
Ein grobes Foulspiel liegt vor, wenn Tacklings oder Zweikämpfe die Gesundheit des Gegners gefährden oder übermäßig hart oder brutal ausgeführt werden. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn ein Spieler im Kampf um den Ball übermäßig hart von vorne, von der Seite oder von hinten mit einem oder beiden Beinen in einen Gegner hineinspringt. Ein übermäßig hartes Foul ist mit einem Feldverweis zu bestrafen.
Taktisches Foul im Fußball
Oft dient ein taktisches Foul dazu, eine sich anbahnende vorteilhafte Situation für das gegnerische Team zu unterbinden. Das kann der Fall sein, wenn das gegnerische Team zu einem plötzlichen Konter ansetzt und mit einer Überzahl von Spielern auf das Tor zugeht. Häufig wird ein taktisches Foul im Fußball daher in der gegnerischen Hälfte des Spielfeldes begangen. Typische Vergehen sind dabei ein Ziehen am Trikot oder am Arm des Gegners.
Der foulende Spieler nimmt den nachfolgenden Ballbesitz des Gegners in Kauf, um eine Spielunterbrechung zu erreichen. Denn dank dieser Unterbrechung gewinnt die eigene Mannschaft Zeit, um sich zu formieren und auf eine neue Spielsituation einzustellen. Der Schiedsrichter kann bei einem taktischen Foul aber auch "auf Vorteil entscheiden" und das Spiel laufen lassen, wenn das gefoulte Team im Ballbesitz bleibt und die vorteilhafte Situation nicht zunichte gemacht wurde. Taktische Fouls werden beim Fußball mit einer Gelben Karte bestraft.
Das härteste Foul in der Bundesliga
Ein Foul, das Fußballfans bis heute das Blut in den Adern gefrieren lässt: Norbert Siegmann von Werder Bremen schlitzt Ewald Lienen von Arminia Bielefeld am 14. August 1981 mit einer Grätsche den Oberschenkel auf und fügt ihm eine 20 Zentimeter lange Fleischwunde zu. Trotz der furchtbaren Verletzung, deren Hergang noch heute schwer anzuschauen ist, geht Lienen auf Werder-Trainer Otto Rehhagel los und wirft ihm vor, Siegmann gegen ihn aufgehetzt zu haben, ehe er von Sanitätern zur weiteren Behandlung vom Fußballplatz abtransportiert wird. Das Spiel im Bremer Weserstadion endete 1:0 für Werder Bremen. Erst im Jahr 2012 trafen sich die beiden Fußballprofis nach dem Vorfall wieder persönlich und versöhnten sich.
Du willst immer als erster Bescheid wissen, wenn ein Tor fällt? Ganz einfach: